GoStudent & Co: Woher die Investments für heimische Start-ups kommen
Neues Jahr, neues Glück. Und: ein neuer Rekord. Die heimische Start-up-Welt sorgt derzeit für einen Wow-Moment nach dem anderen. Und nach dem Höhenflug 2021 gibt es in diesem, noch jungen Jahr, schon wieder Grund zum Jubeln: Holte sich die Online-Nachhilfeplattform Go Student mit 300 Millionen Euro doch das höchste Investment, das ein österreichisches Start-up je bekommen hat.
Großteil des Risikokapitals kommt aus dem Ausland
Verantwortlich für den Geldregen sind namhafte ausländische Investoren. Darunter der niederländische Technologieinvestor Prosus, der chinesische Internet-Riese Tencent, die japanische Softbank-Group sowie die Deutsche Telekom. „Die Entwicklungen rund um GoStudent sind für die heimische Start-up-Welt wirklich sehr erfreulich. Sie sind aber auch bezeichnend für eine Tatsache, der wir uns hierzulande nicht verschließen können, nämlich, dass der Großteil des Risikokapitals aus dem Ausland kommt“, sagt Lisa-Marie Fassl, Start-up-Beauftragte des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort.
Das zeigen auch die vergangenen Finanzierungsrunden des zweiten heimischen Unicorns (ein Start-up mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde US-Dollar) Bitpanda. Nach einem ersten Investment in der Höhe von 170 Millionen Dollar im März 2021 erhielten die Gründer im August weitere 263 Millionen Dollar (223,3 Millionen Euro). Angeführt wurde die Finanzierungsrunde dabei von Valar Ventures rund um den deutsch-amerikanischen Tech-Milliardär Peter Thiel. Ebenfalls mit dabei sind LeadBlock Partners aus London, die amerikanische Jump Capital oder der britische Hedgefonds-Manager Alan Howard. Heimisches Kapital sucht man vergeblich.
Warum ist das so?
„Am fehlenden Geld liegt es ganz sicher nicht“, meint Fassl. Denn grundsätzlich gäbe es in Österreich genug Kapital, nur würden hierzulande nicht besonders gerne große Summen in Innovation investiert werden. „Und so kommt es, dass große Finanzierungsrunden eben von ausländischen Firmen dominiert werden.“
Mit weitreichenden Folgen für die heimische Wirtschaft. „Denn während es für die einzelnen Start-ups eigentlich irrelevant ist, woher das Geld kommt, bedeutet es für die heimische Wirtschaft wenig Erfreuliches, unter anderem, dass viele Investitionen und junges Potenzial ins Ausland abwandert“, sagt der heimische Investor Hansi Hansmann im KURIER-Gespräch und setzt den derzeitigen Jubel um Rekordsummen in Relation. „Dass Start-ups auch hierzulande den Unicorn-Status erreichen, war eigentlich nur eine Frage der Zeit. Mit den richtigen Rahmenbedingungen hätten wir aber viel mehr.“
Bessere Rahmenbedingungen gefordert
So bräuchte es etwa eine Vereinfachung der Mitarbeiterbeteiligung, da die Anteilsübertragung oft die einzige Möglichkeit sei, um junge Talente für Start-ups zu begeistern. „Zudem müssen wir internationale Experten ins Land holen, die jungen Gründern zur Seite stehen. Die aktuelle Rot-Weiß-Rot-Karte funktioniere diesbezüglich nicht gut, so Hansmann. „Vor allem aber ist es wichtig, steuerliche Maßnahmen zu setzen, die sicherstellen, dass auch vorhandenes privates Kapital in den Markt fließt und sich hier etwas tut.“ Die Geldgeber aus dem Ausland sieht Hansmann nicht als Konkurrenz. „Es gibt genügend Start-ups auf dem Markt. Jeder, der investieren will, kann das auch.“ Und die Konkurrenz belebe das Geschäft.
Der Start-up-Markt 2021
Mehr als 1,2 Milliarden Euro an Risikokapital floss im vergangenen Jahr in heimische Start-ups, wie der Start-up-Barometer für 2021 von EY zeigt. Die Summe ist ein absoluter Rekord und fast das Vierfache der Investition, die im Jahr 2020 vergeben wurde. Interessant dabei: Mehr als die Hälfte der Summe floss in nur zwei Start-ups, GoStudent und Bitpanda. Sie sind derzeit die einzigen Unicorns im Land.
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