Fälschungssichere Bilanzen dank Blockchain-Technologie
Die Blockchain-Technologie, bekannt durch Generierung von Kryptowährungen wie Bitcoin, hält Einzug in immer mehr Wirtschaftsbereiche. Einer davon ist das Controlling im Unternehmen. Hier soll die dezentrale Struktur ermöglichen, dass niemand Daten bzw. Transaktionen im Nachhinein manipulieren kann, ohne dass dies sofort in der Blockchain-Kette auffällt. Ein Unternehmen, dass sich auf die Echtzeitprüfung auf Blockchain-Basis spezialisiert hat, ist das Linzer Start-up hae.sh.
„Nachdem der Blockchain-Verlauf im Nachhinein nicht veränderbar ist, erhöht sich auch die Glaubwürdigkeit bei Behörden und Wirtschaftsprüfern“, erläutert hae.sh-Mitgründer und Geschäftsführer Sebastian Holler dem KURIER.
Jeder Eintrag ist mit einem Zeitstempel versehen und kann genau zugeordnet werden: Die Softwarelösung von hae.sh kann sowohl für internes wie externen Controlling eingesetzt werden. Der Produktlaunch eine kontinuierlichen Prüfungsanwendung ist im zweiten Quartal geplant.
Eine Blockchain (zu Deutsch: Blockkette) ist eine chronische Aneinanderreihung bzw. Verkettung von Blöcken, die über eine kryptografische Signatur miteinander verknüpft sind. Inhalt eines Blocks kann dabei alles sein, was digital abgebildet werden kann.
Über die Blockchain sind viele Computer miteinander zu einem Netzwerk verbunden. Diese Computer – und nicht etwa ein zentraler Server – überprüfen bei einer Transaktion, ob sie dieselbe Information erhalten haben und ob die Daten übereinstimmen. Wenn das der Fall ist. dann wird die Transaktion vollzogen.
Wirtschaftsprüfung
Großes Interesse gebe es bereits bei Wirtschaftsprüfern, die bei ihren Kontrollen nicht mehr bei jeder Abweichung im Unternehmen genau nachrecherchieren müssten. „Wirtschaftsprüfer unterliegen einem großen Kosten- und Haftungsdruck“, so Holler. Die Implementierung müsse aber im Unternehmen erfolgen, die Prüfer könnten aber das System nutzen. Das Potenzial der Blockchain-Lösung sei groß, meint Holler. Etwa sei damit die Bilanzveröffentlichung nicht mehr an bestimmte Stichtage gebunden, sondern wäre laufend möglich.
Ex-Kanzler an Bord
Bei Investoren kommt die Idee gut an. In einer ersten Finanzierungsrunde wurden kürzlich 1,3 Mio. Euro eingesammelt. Zu den Geldgebern zählen der erfahrene Start-up-Investor Martin Klässner, der erst im Vorjahr seine has-to-be gmbH verkaufte, sowie Ex-Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Auch Ex-Bundeskanzler Christian Kern ist mit seiner BlueMinds Company ein Starthelfer. Das Unternehmen beschäftigt derzeit fünf Mitarbeiter, weitere drei werden heuer aufgenommen.
Kernmarkt USA
Den Kernmarkt sieht Holler in den USA, wo es mit dem Ladetechnologie-Anbieter ChargePoint einen Pilotkunden gibt. „In den USA ist die Gesetzgebung bezüglich interner Kontrollen viel rigoroser als bei uns“. Holler selbst hat an der Penn State University Rechnungswesen studiert und fünf Jahre dort gelebt. Auch in Deutschland gebe es nach dem Wirecard-Skandal ein Umdenken. Hätte die Bilanzfälschungen mit Blockchain- Controlling verhindert werden können? Sie wären wohl rascher aufgeflogen, ist sich Holler sicher.
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