Wagner hat Großes vor. Gerade wurde die zweite Finanzierungsrunde bei Lionsbot abgeschlossen und 200 Geräte an das Bildungsministerium in Singapur verleast. Gefertigt werden die Reinigungsroboter, die es in unterschiedlichen Größen und Modellen gibt, derzeit in Singapur. Die Europa-Zentrale soll bald im niederländischen Weiden entstehen, auch in Wien ist eine Niederlassung geplant. „Die Entwicklung hat gerade erst begonnen. In einigen Jahren werden die Roboter wie selbstverständlich zur Reinigung dazugehören“, sagt Wagner zum KURIER.
Große ebene Flächen
Wertvolle Dienste leistet Franzi bzw. Franziska überall dort, wo es große ebene Flächen zum Reinigen gibt: Shoppingcenter, Warenhäuser, Flughäfen oder Logistikparks. Reiwag setzt die Roboter derzeit etwa in der Millenniumcity in Wien ein. „Wir denken daran, sie auch in der Nacht zu nutzen“, sagt Wagner. Eine europaweite Handelskette wie Spar könnte gleich Tausende dieser Putzroboter ordern, hofft der Reiwag-Chef auf glänzende Geschäfte. Ein Gerät kostet zwischen 40.000 und 60.000 Euro und könne notfalls auch händisch wie eine Reinigungsmaschine betrieben werden. Der Wasserverbrauch sei mit 10 Liter in 10 Stunden sehr gering. Mitbewerber gebe es in dem gewerblichen Spezialsegment nur zwei – einen aus China und einen aus Kanada.
Die Wischroboter könnten freilich das Reinigungspersonal nicht ersetzen, ihnen aber die Arbeit erleichtern und den Beruf so auch für Jüngere, die „Kollege Roboter“ mit dem Smartphone steuern können, wieder attraktiver machen.
Das wäre wichtig, denn die Reinigungsbranche hat ein veritables Nachwuchsproblem. Obwohl der Mindestgehalt nicht zu den niedrigsten zählt, sind Lehrlinge kaum zu finden. „Bis 2030 werden 170.000 Menschen in Pension gehen und ich zweifle daran, dass wir die alle nachbesetzen können“, sagt Wagner. Innovation allein wird da nicht ausreichen. Wagner will daher auch ältere Mitarbeiter länger beschäftigen und fordert von der Regierung eine rasche Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters. „Das Thema sollte in der Regierung außer Streit gestellt werden.“
Die Reiwag-Gruppe beschäftigt 3.000 Mitarbeiter, 1.800 davon in Österreich. Im 1903 gegründeten Familienunternehmen arbeiten aktuell Menschen aus 39 Ländern. Im Vorjahr wurde ein Umsatz von 84 Mio. Euro erwirtschaftet. Außerhalb von Österreich ist Reiwag noch in Tschechien, Kroatien, Slowakei, Rumänien, Serbien und Nordmazedonien tätig. Die Auftragslage sei nach der coronabedingten Sonderkonjunktur – Stichwort Desinfektion – gut, sagt Wagner.
So konnten kürzlich Großaufträge in Tschechien und der Slowakei gewonnen werden. In Bratislava zählt seit Juni das Einkaufscenter Avion und mehrere Ikea-Filialen zu den Neukunden, was dort für einen Umsatzsprung sorgen wird. Strategisch soll in der Reiwag-Gruppe der Bereich Kälte- und Klimatechnik weiter ausgebaut werden, sofern sich dafür Fachkräfte finden. Auch eine Übernahme in diesem Bereich schließt Wagner nicht aus.
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