Die Neuorganisation soll ganz dem Wunsch von Dietrich Mateschitz und der thailändischen Mitbesitzer, die mit 51 Prozent weiterhin die Mehrheit an Red Bull halten, entsprechen. Sohn Mark Mateschitz, der am Freitag die Belegschaft über die Rochaden informiert hat, legt seine operative Rolle im Unternehmen zurück und wird Gesellschafter: „Ich halte nichts davon, sowohl Angestellter als auch Gesellschafter in der gleichen Unternehmung zu sein“, wird er zitiert.
Im operativen Geschäft dürfte Oliver Mintzlaff nun eine zentrale Rolle einnehmen. Im Gegensatz zu seinen beiden öffentlichkeitsscheuen Kollegen in der Führungsriege ist der 47-jährige Deutsche aufgrund seiner bisherigen Funktion an das Rampenlicht gewöhnt. Der ehemalige Langstreckenläufer ist im Eilzugstempo die Karriereleiter im Konzern hochgeklettert.
Sein Türöffner in die Welt von Red Bull war Ralf Rangnick. Der heutige Fußball-Teamchef Österreichs kam 2012 als Sportdirektor nach Salzburg und nahm Mintzlaff als persönlichen PR-Berater und Manager mit. Bereits bei den ersten Gesprächen soll Dietrich Mateschitz angetan gewesen sein von Mintzlaffs Geschick und Härte am Verhandlungstisch.
Nur zwei Jahre später verantwortete er bereits die gesamten Fußballaktivitäten des Konzerns. Sein Wort hat Gewicht, vor allem in Leipzig, wo er als Geschäftsführer sukzessive Macht und Einfluss ausgerechnet von jenem Mann beschnitt, der seine Red-Bull-Karriere überhaupt erst ermöglicht hatte: Ralf Rangnick beendete im Sommer 2020 endgültig sein Engagement bei Red Bull.
Was alle Personalrochaden betrifft, hat Dietrich Mateschitz nichts dem Zufall überlassen, sondern angesichts der schweren Erkrankung die Nachfolge bereits Monate vor seinem Tod geregelt. Am 26. August 2022 unterzeichnete er einen Gesellschafterbeschluss, wodurch seine langjährigen Vertrauten Volker Viechtbauer und Walter Bachinger „zum Tag seines Todes“ von Red Bull in die Eigentümergesellschaft Distribution & Marketing GmbH wechseln.
Tatsächlich wurden beide am 22. Oktober, dem Todestag, zu Geschäftsführern ernannt. Die Distribution & Marketing GmbH hält 49 Prozent an Red Bull und gehört nun Sohn Mark Mateschitz.
Das Duo, das auch im Vorstand in der Kunst und Kultur DM Privatstiftung sitzt, soll dem Junior mit Rat zur Seite stehen. Viechtbauer leitete die Rechts- und Personalabteilung bei Red Bull und war bekannt dafür, die juristischen Angelegenheiten bei jenen Topmitarbeitern zu regeln, die beim Chef in Ungnade gefallen waren. Bachinger war als Finanzchef der Mann für die good news: Er begleitete Mateschitz stets zu den Terminen, bei denen den thailändischen Mitbesitzern die jährlichen (Rekord)-Zahlen präsentiert wurden.
Zumindest diese Aufgaben kommen nun anderen zu.
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