Und das passiert auch: „Rund 80 Prozent aller mineralischen Baumassen werden in Österreich aufbereitet und einer Verwertung unterzogen“, erklärt Martin Car, Geschäftsführer des Österreichischen Baustoff-Recycling Verbands (BRV). Jährlich würden in Österreich rund zehn Millionen Tonnen an Abfällen im Bau anfallen – acht Millionen Tonnen davon werden aufbereitet, erklärt Car. „Das ist eine sehr, sehr hohe Quote. Andere europäische Staaten liegen bei 20 bis 30 Prozent.“
Gesetze
Die Gründe liegen auch und gerade in den gesetzlichen Rahmenbedingungen, die es in Österreich zum Teil seit Jahrzehnten gibt. Etwa das Altlastensanierungsgesetz, die Deponieverordnung und die Recycling-Baustoff-Verordnung, um nur einige Beispiele zu nennen. Laut aktuellster Novelle der Deponieverordnung dürfen ab 2024 die meisten mineralischen Baustoffe – etwa Ziegel aus der Produktion, Straßenaufbruch und Betonabbruch – nicht mehr deponiert werden.
Für die Zukunft ortet Car trotz der guten Quoten großes Potenzial. Das beginnt etwa beim Thema Ausschreibungen. „Da sind wir nicht gut genug.“ Er wünscht sich, dass in Ausschreibungen der Einsatz von recycelten Baustoffen bevorzugt wird.
Wo das Potenzial liegt
Außerdem „sollten wir höherwertig ins Recycling gehen. Schüttmaterial ist nicht so hochwertig, als wenn Beton zu neuem Beton verarbeitet wird. Wir wollen kein Downcycling, sondern Recycling.“ Aber auch beim Recycling selbst gäbe es noch einiges an Luft nach oben, als Beispiel nennt er den Bodenaushub. „Über 70 Prozent des Bodens wird deponiert“, sagt Car – dabei könnte man einen Großteil der Böden einem Recycling zuführen.
Und: „Die Rohstoffquelle der Zukunft sind unsere Bauwerke“, ist Car sicher. Urban Mining ist ein Schlagwort in diesem Zusammenhang, das man sich merken sollte. „In den Städten liegt mehr Metall als am Erzberg“, sagt Car. Bei beispielsweise Stahl sei durch Rückbau ein hochwertiges Recycling möglich. Wichtig sei das Recycling auch bei Materialien wie Holz oder Glas – allerdings seien hier die Mengen viel geringer. Natürliche Grenze beim Recycling ist das Abbruchvolumen – es kann nur das recycelt werden, was da ist.
Ein Pionier auf dem Gebiet des Baumaterialrecyclings ist die Firma Rubble Master aus Linz. Vor über 30 Jahren hat Firmenchef Gerald Hanisch das Unternehmen ins Leben gerufen, das mobile Brechanlagen produziert und laut eigenen Angaben heute Weltmarktführer ist.
Hanisch sagt, dass sich in den vergangenen Jahren Mitbewerber etabliert haben, was ihn aber gar nicht so stört. Immerhin ist der Markt international ein riesiger – in vielen Ländern steckt das Thema noch in den Kinderschuhen. Rubble Master hat aktuell einen Exportanteil von 95 Prozent. Für Österreich würde er sich wünschen, dass die Thematik stärker in den Lehrplänen der Unis und Fachhochschulen Platz findet. Und noch mehr Bewusstseinsbildung dahingehend passiert, dass recycelte Baumaterialien kein Abfall sind.
Für Bauunternehmen ist Baustoffrecycling bereits Usus. Bei Strabag etwa wurden im Geschäftsjahr 2020 rund 500.000 Tonnen Sekundärbaustoffe erzeugt bzw. verwendet. Bei Porr werden jährlich rund zwei Millionen Tonnen an Baurestmassen recycelt.
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