RBI sieht kein Ansteckungsrisiko für Gruppe durch Russland-Tochter
Die Raiffeisen Bank International (RBI) sieht kein Ansteckungsrisiko für die Konzerngruppe durch die Russland-Tochter. "Der RBI-Konzern ist so aufgestellt, dass selbst in einem Extremszenario in einer Tochterbank kein Ansteckungsrisiko für die Gruppe besteht", heißt es in einer Präsentation der Bank für die heutige Hauptversammlung (HV). Dennoch werden für die russische Tochter derzeit alle Optionen geprüft und auch ein Ausstieg aus dem Land ist nicht ausgeschlossen.
"Viele Unternehmen haben angekündigt, dass sie sich aus Russland zurückziehen werden. Auch wir überdenken die Situation", sagte Bankchef Johann Strobl bei der HV in Wien. Die Analyse werde jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen, auch weil ein eventueller Rückzug ein sehr komplexes Unterfangen wäre. "Eine Bank ist kein Würstelstand", so Strobl. Er betonte weiters, dass die RBI die Entscheidung über die Zukunft der Russland-Tochter im Interesse der Aktionäre fällen wird.
Ein Drittel vom Konzerngewinn aus Russland
Das Geschäft in Russland hat bisher einen großen Teil des Gewinns des Konzerns gebracht. Im Vorjahr trug das Land rund ein Drittel zum Konzerngewinn von 1,4 Mrd. Euro bei. Die gesamte Region Osteuropa - Russland, Ukraine und Belarus - erwirtschaftete in etwa die Hälfte des Konzerngewinns.
Die Gefahr einer Ansteckung für die Konzernzentrale oder die übrigen Töchter in Ost- und Südosteuropa sieht Strobl nicht. Die übrigen Ost-Töchter hätten gegenüber der Russland-Tochter und auch gegenüber sanktionierten Unternehmen kein Exposure. Die grenzüberschreitenden Risikopositionen gegenüber Russland seien "unbedeutend". "Das Russland-Exposure liegt deutlich innerhalb der Grenzen, welche die Resilienz der Gruppe in allen möglichen Szenarien gewährleisten", heißt es weiter in der Präsentation.
Ausblick auf das laufenden Jahr "extrem schwierig"
Das Exposure der gesamten Gruppe gegenüber sanktionierten Gesellschaften liege bei rund 650 Mio. Euro, davon entfielen 484 Mio. Euro auf Firmenkunden und 166 Mio. Euro auf Finanzinstitute. Rund 137 Mio. Euro des gesamten Exposures seien in der Konzernzentrale in Wien gebucht.
Für die Konzernzentrale in Wien sehe die Bank überdies keine Verpflichtungen, die über das investierte Eigenkapital und die ausgewiesenen nachrangigen Verbindlichkeiten hinausgehen. "Alle stehen für sich allein" so Strobl. Die Bankengruppe verfüge weiters über eine gute Liquiditätsausstattung.
In Anbetracht der Lage gestalte sich auch ein Ausblick auf das laufenden Jahr "extrem schwierig", die Folgen der Sanktionen seien noch kaum einschätzbar, sagte Strobl. Aufgrund der Einschränkungen in den Lieferketten und der hohen Inflation sei jedoch mit einem Dämpfer für die Konjunkturaussichten zu rechnen. Auch Aufsichtsrat-Vorsitzender Erwin Hameseder sagte, das Jahr 2022 könne "das forderndste Jahr seit dem Bestehen der RBI" werden.
Umtauschmöglichkeit
Auf eine Dividende für 2021 müssen die Aktionäre im Zuge des Ukraine-Kriegs jedenfalls verzichten - zumindest vorerst. Ursprünglich war eine Ausschüttung von 1,15 Euro je Aktie geplant. In der Ukraine-Tochter werde indessen der Betrieb, "wo möglich", aufrechterhalten. Die Bank laufe im Mindestbetrieb, der IT-Betrieb laufe und die Geldautomaten würden funktionieren.
Für Menschen, die aus der Ukraine fliehen, gebe es in Österreich und der Slowakei zudem die Möglichkeit eines Umtauschs von ukrainischen Hrywnja in Euro. Auch für weitere CEE-Länder solle die Umtauschmöglichkeit folgen. Den ukrainischen Kunden wurde überdies ein freiwilliges Moratorium angeboten.
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