Belarus: Status des festgenommen Chefs von RBI-Tochter unklar

Raifffeisen international hat 6.600 Mitarbeiter in der Ukraine, zwei davon Österreicher - die sind in der Heimat
Große Verdienste des Verhafteten für die bilateralen Beziehungen.

Knapp zwei Wochen nach der Festnahme von Sergej Kostjutschenko, dem Chef der belarussischen RBI-Tochter Priorbank, bleibt dessen Status ungeklärt. Das belarussische Oppositionsmedium "Nascha Niwa" hatte am 6. März über die Causa berichtet und über politische Hintergründe spekuliert. Neben der Tätigkeit für die Raiffeisen Bank International (RBI) war Kostjutschenko auch lange Zeit Österreichs Honorarkonsul gewesen und galt als maßgeblicher Motor für die bilateralen Beziehungen von Minsk und Wien.

Keine näheren Informationen

Kostjutschenko war nach Informationen von "Nascha Niwa" Anfang der vorvergangenen Woche in den Geheimdienst KGB bestellt worden und nicht mehr in Freiheit zurückgekehrt. Mittlerweile dürften jene zehn Tage vergangen sein, im Laufe derer Anklagebehörden laut der belarussischen Strafprozessordnung einen Antrag auf Untersuchungshaft hätten stellen müssen. Über eine Verhängung von U-Haft oder eine etwaige Freilassung lagen am Samstag jedoch keine Informationen vor.

"Aufgrund des laufenden Verfahrens möchten wir dazu keine weiteren Kommentare abgeben", erklärte am Freitag die Sprecherin von RBI, Ingrid Krenn-Ditz, auf APA-Nachfrage. Am vergangenen Sonntag hatte sie betont, dass die Festnahme von Kostjutschenko nichts mit der Bank zu habe. "Nascha Niwa" hatte zuvor berichtet, dass angebliche Steuerschulden einer IT-Firma, an der Kostjutschenko beteiligt ist, als formale Grundlage für die Strafverfolgung gedient haben könnte.

"Nähere Informationen zu den Hintergründen der Verhaftung von Kostjutschenko liegen uns nicht vor", kommentierte am Freitag eine Sprecherin des österreichischen Außenministeriums. Das Außenministerium sei in Kontakt mit den zuständigen belarussischen Behörden, betonte sie.

Konsularisches Stütze und Förderer

Kostjutschenko sei nicht nur eine wichtige konsularische Stütze gewesen, er habe Kunst und Kultur gefördert und österreichischen Wirtschaftstreibenden bei der Vernetzung in Belarus massiv geholfen, beschrieb der ehemalige österreichische Botschafter in Belarus, Alexander Bayerl, den ehemaligen Honorarkonsul in einem Telefonat mit der APA.

"Ganz große Verdienste hat er zudem beim Thema NS-Vernichtungslager Maly Trostenez erworben, dafür, dass wir außerhalb von Minsk ein Denkmal für die österreichischen Opfer des nationalsozialistischen Wahnsinns errichten konnten", schilderte Bayerl. Ohne Kostjutschenkos gute Kontakte wäre dies praktisch nicht möglich gewesen, betonte er.

Das am Stadtrand der belarussischen Hauptstadt gelegene Maly Trostenez, wo bis zu 13.000 Juden aus Österreich von den Nationalsozialisten getötet wurden, spielte in den vergangenen Jahren eine wichtige Rolle für die österreichische Erinnerungspolitik. Sowohl Bundespräsident Alexander Van der Bellen als auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) besuchten den Ort 2018 bzw. 2019.

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