Lösung für russische RBI-Tochter verschiebt sich

Lösung für russische RBI-Tochter verschiebt sich
Verkauf scheint etwas wahrscheinlicher als Abspaltung. Gesamtkonzern schrieb im Halbjahr weniger Gewinn.

Die Raiffeisen Bank International (RBI) macht in Russland weiterhin gute Geschäfte: Bei den Einnahmen als auch beim Gewinn konnte Zuwächse verzeichnet werden. Das Betriebsergebnis legte leicht (plus 0,2 Prozent) auf knapp 1,1 Mrd. Euro zu, der Gewinn nach Steuern wuchs um 8,8 Prozent auf 685 Millionen Euro. Der Zinsüberschuss in Russland stieg um 13,5 Prozent auf 698 Mio. Euro. Grund dafür seien niedrigere Zinsaufwendungen wegen geringerer Zinssätze für Kundeneinlagen gewesen, heißt es im Halbjahresbericht der Bank.

Das Provisionsergebnis erhöhte sich ebenfalls um 13,5 Prozent auf 760 Mio. Euro. Wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland hat die Bank derzeit jedoch keinen Zugriff auf ihre in Russland erzielten Gewinne.

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Die Bilanzsumme ist mit rund 23,5 Mrd. Euro in dem Land weiterhin relativ groß. Das sei vor allem auf Zuflüsse bei den Einlagen - auch seitens internationaler Unternehmen - zurückzuführen, so Risikochef Hannes Mösenbacher gegenüber der APA.

Der Anteil der Russland-Tochter am Betriebsergebnis der gesamten RBI-Gruppe ging bis Ende Juni zurück. "Russland trug im zweiten Quartal mit 35,1 Prozent zum Betriebsergebnis der RBI bei. Im ersten Quartal 2023 betrug der Beitrag noch 45,1 Prozent", schreibt die Bank.

Die gesamte RBI-Gruppe schrieb im Halbjahr ein Betriebsergebnis von 2,7 Mrd. Euro, nach 2,5 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum.

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Verkauf oder Abspaltung: Hohe Hürden

Die RBI arbeitet nach wie vor an einem möglichen Verkauf oder einer Abspaltung der Russland-Aktivitäten. Nicht zuletzt unter dem Druck von Investoren und der Öffentlichkeit stellte die Bank schließlich nach mehr als einem Jahr nach Kriegsbeginn im heurigen März klar, dass nur ein Verkauf oder eine Abspaltung infrage käme. Einen Beschluss dazu hätte es bis Ende September geben sollen. Doch daraus werde nun nichts, wie Bankchef Johann Strobl bei der Präsentation der Halbjahreszahlen mitteilte. Nun werde Ende Dezember angestrebt.

„Es dauert länger als ich erwartet habe“, sagte Strobl. „Der Prozess ist in der Hand vieler Behörden und noch immer in der informellen Phase“, nannte er als Grund.  Dabei zeige sich in seiner Wahrnehmung, dass ein Verkauf weiter fortgeschritten sei als eine Abspaltung. „Es ergeben sich dabei mehr Fragen, die es komplexer machen als bei einem Verkauf.“ Interessenten gebe es auch außerhalb Russlands. Eine Option dabei könnte auch eine Minderheitenbeteiligung sein. „Wir arbeiten mit all unseren Kräften an einer Lösung“, versicherte Strobl einmal mehr.

Beide Optionen - sowohl ein Verkauf als auch eine Abspaltung des Geschäfts in Russland - sind mit hohen bürokratischen Hürden verbunden und nehmen in ihrer Umsetzung viel Zeit in Anspruch, wie das Management in den vergangenen Monaten mehrmals betont hatte.

Bei einem Verkauf bräuchte es einen nicht-sanktionierten Käufer und die Zustimmung des russischen Präsidenten Wladimir Putin müsste eingeholt werden.

Bis es zu einer Lösung kommt, wird das Geschäft weiter zurückgeschraubt.

Kundenkredite um fast 50 Prozent reduziert 

Im Vorjahr waren in Russland noch Kundenkredite in Höhe von 13,7 Mrd. Euro ausständig gewesen, im Halbjahr 2023 waren es nur noch rund 7,1 Mrd. Euro.

"Wir haben hier fast um 50 Prozent reduziert", sagte Risikochef Mösenbacher. Auch die Anzahl an SWIFT-Transaktionen in Euro sei nun geringer als vor Kriegsbeginn.

80 Millionen Euro Gewinn in der Ukraine

In der Ukraine schrieb die Bank indessen 80 Mio. Euro Gewinn - "trotz der enorm schwierigen Rahmenbedingungen und einer sehr konservativen Risikovorsorge", so Strobl. In der Vorjahresperiode stand noch ein Verlust von 70 Mio. Euro zu Buche.

Die RBI ist die größte Auslandsbank in der Ukraine und gleichzeitig die größte private Bank. Die Raiffeisen-Tochter biete trotz Krieges weiter eine gute Verfügbarkeit der Infrastruktur im Land. "Die durchschnittliche Verfügbarkeit unserer 1.460 Bankomaten liegt bei zirka 97 Prozent, die unserer 293 aktiven Geschäftsstellen bei 100 Prozent", so Strobl.

In Belarus blieb der Gewinn unverändert bei 56 Mio. Euro. Neben Russland nimmt die RBI auch das Geschäft in Weißrussland zurück.

Das Kundenkreditvolumen wurde von 948 Mio. Euro im Halbjahr 2022 auf 711 Mio. Euro reduziert.

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