Private Altersvorsorge: 37 Prozent legen Geld daheim auf die hohe Kante
Die private Altersvorsorge wird in Österreich noch als Stiefkind behandelt. Zwar räumen 70 Prozent der 16- bis 60-Jährigen der finanziellen Absicherung einen hohen Stellenwert ein, aber nur 37 Prozent haben „bereits konkrete Maßnahmen getroffen“. Im Jahr 2021 waren es noch 44 Prozent.
Das geht aus einer Studie von MindTake Research hervor, bei der mehr als 4.000 Personen für die Uniqa und Raiffeisen Versicherung befragt wurden. Rund ein Drittel der Österreicher gibt dabei an, dass es sich keine finanzielle Vorsorge leisten kann. Das ist eine Steigerung von zehn Prozent zum Vorjahr. Dazu muss man aber auch wissen, dass 57 Prozent der Befragten das Sparbuch bzw. Sparkonto als am häufigsten genutzte Anlageform angeben und 36 Prozent Lebens- und Pensionsversicherungen. Immerhin 37 Prozent horten aber auch Bargeld zu Hause unter dem sprichwörtlichen Kopfpolster.
Hohe Inflation
„Es ist eine unglaubliche Zahl in Zeiten der hohen Inflation“, sagt Uniqa-Vorstand Peter Eichler. Und WU-Professorin Bettina Fuhrmann fügt hinzu: „Das Sparbuch gilt als sicher, das haben alle in ihren Köpfen abgespeichert, auch das Bargeld fühlt sich sicher an, dass die Inflation einen Kaufkraftverlust bewirkt, ist vielen auch nicht bewusst.“
Sechs von zehn Österreichern sind außerdem der Ansicht, dass jeder für seinen finanzielle Vorsorge selbst verantwortlich ist. Auch geben fast zwei Drittel der Generation Z (16- bis 27-Jährige) an, „dass ihre finanzielle Vorsorge zumindest zu einem Teil von ihren Eltern übernommen wurde bzw. wird“. Bei rund der Hälfte der Befragten springen auch die Großeltern bei der Absicherung mit ein.
Wenig Ahnung
Jeder Zweite der Generation Z ist der Meinung, dass er derzeit nicht viel für die Pension investieren müsse, weil er davon ausgeht, später einmal zu erben oder vorzeitig beschenkt zu werden. Ein Viertel der Jungen geht sogar davon aus, dass sie später einmal genug verdienen und sich dann absichern werden.
Eher traurig schaut es um das Finanzwissen der Österreicher aus. Drei von zehn Österreicher schätzen ihr eigenes Wissen über Finanz- und Veranlagungsthemen als (eher) gering ein. Nur die Hälfte der Österreicher weiß, wo und wie sie sich über die Vorsorge informieren kann.
Gefahr Fehlentscheidungen
„Nur jeder zweite Befragte kann mit dem Zinseszinseffekt etwas anfangen“, sagt Fuhrmann. „Die Befragten sind sich sogar unsicher, ob sie etwas wissen. Die die wenig Ahnung haben, sind sich dessen oft nicht bewusst. Das ist eine unheilvolle Kombination.“ Die Folge: Man traut sich zu viel zu und trifft Fehlentscheidungen.
„Der Bedarf an privater Vorsorge ist so groß wie nie zuvor“, sagt Uniqa-Vorstand Eichler. „Das Prämienvolumen der Lebensversicherungen in Österreich ist geschrumpft. Es liegt derzeit bei rund 4,64 Milliarden Euro und sollte eigentlich bei rund 7,38 Milliarden liegen.“
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