Porr: „Wir könnten 1.000 offene Stellen umgehend besetzen“

Der Firmensitz des Baukonzerns Porr in Wien.
Porr-Chef Karl-Heinz Strauss glaubt nicht, dass die Lieferketten weiter gefährdet sind.

Der börsennotierte Baukonzern Porr (20.500 Mitarbeiter, sechs Milliarden Euro Produktionsleistung) hat einen neuen Großauftrag an Land gezogen. Die Modernisierung einer Straßenverkehrsachse im Süden Hannovers hat einen Auftragswert in Höhe von 400 Millionen Euro. „2022 war ein gutes Jahr für die Porr. Das Jahr 2023 hat die Chance, noch besser zu werden, wenn nicht geopolitisch irgendetwas passiert, was wir alle nicht hoffen“, sagt Konzernchef Karl-Heinz Strauss. „Wir glauben nicht, dass die Lieferketten weiter gefährdet sind. Wir glauben auch nicht, dass es weniger Aufträge für die Bauindustrie gibt. Wir sehen eine starke Steigung im Infrastruktur- und Reparatur-Bereich, sowie im Service und Neubau.“ Deutschland sei zentrales Thema, es gibt weitere Großaufträge für Brücken in Stuttgart und Wiesbaden. Es gibt aber viele „grüne“ Herausforderungen.

Im Wohnbau müssen Häuser klimafit gemacht werden, Städte müssen in die Höhe gebaut werden, weil es weniger Flächen gibt, der öffentliche Verkehr muss ausgebaut werden.

„Wir brauchen Windkraftwerke, Photovoltaik und Pumpspeicherkraftwerke“, sagt Strauss. „Wir haben in Polen die LNG-Terminals gebaut, wir machen die Gasleitungen von Lettland herunter. Wir brauchen in Deutschland, Belgien und den Adria-Ländern LNG-Terminals, das geht ohne die Bauindustrie nicht.“

Indes werden in Deutschland acht bis neun Prozent weniger Wohnungen gebaut, aber der soziale Wohnbau wird weiter errichtet. Auch bei Büros und Hotels sei die Nachfrage wieder groß.

Ein Trend seien auch Gesundheitseinrichtungen. „Da ist die Porr ein Spieler, der von A bis Z alles macht. Wir betreiben neun Kliniken und zwei Kinder-Rehazentren“, sagt der Konzernchef. Laut Strauss leide die Baubranche nicht an einem Fachkräftemangel, sondern generell unter einem Arbeitskräftemangel.

Hafen Wien

„Wir könnten 1.000 offene Stellen umgehend besetzen. so der Porr-Chef. Eine gezielte Migration könne Österreich nicht schaden. Hingegen werden hunderte Polen ausgebildet und in Deutschland und Norwegen eingesetzt. In Rumänien sind 130 Inder am Werk, mit denen habe man in Katar gute Erfahrung gemacht.

Was die Lieferketten betrifft, hat die Porr zahlreiche Ziele umgesetzt. „Wir versuchen lokale Partnerschaften zu machen und in der Region zu bestellen. Wir haben früher Stahl aus der Türkei genommen, und wenn wir heute in Rumänien und Bulgarien bauen, schauen wir, dass wir dort den Stahl bekommen“, sagt Strauss. Man spare so lange Transportwege. Und beim Hafen Wien hat sich die Porr auch eingekauft. „Wir haben eine ganze Mole übernommen und errichten ein Betonwerk, haben dort Hallen und Kräne“, sagt der Manager. „Wir können Zement entlang der Donau einkaufen und viele Dinge in Wien anlanden.“ Auch Stahlbauteile können per Schiff verschickt werden.

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