Pellets-Branche: Verdacht auf Preisabsprachen und Verknappung des Angebots
Die Vorwürfe wiegen schwer. Von Dienstag bis Donnerstagvormittag hat die Bundeswettbewerbshörde (BWB) mit Unterstützung der Kriminalpolizei die Räumlichkeiten des Pellets-Branchenverbands proPellets Austria in Wien und Standorte von Pelletsunternehmen in Tirol und Kärnten durchsucht. Der Branchenverband soll „im Zusammenwirken mit Pelletsherstellern und –händlern Vereinbarungen getroffen haben, um Verkaufspreise festzusetzen, die Lagerbestände zwecks Verknappung des Angebots zu erhöhen und die Kunden aufzuteilen“.
„Es wurden Unterlagen beschlagnahmt, Handys und Laptops kopiert“, bestätigt proPellets-Geschäftsführer Christian Rakos im Gespräch mit dem KURIER. „Ich bin aber tiefenentspannt, weil es sehr viele Gründe gibt, dass das nichts mit Preisabsprachen zu tun hat, was sich derzeit am Markt tut.“ Es gebe zwar massive Preissteigerungen, aber die seien niedriger als in unseren Nachbarländern. „Wir sehen in Österreich eigentlich eine viel größere Differenz zwischen den Preisen der unterschiedlichen Anbieter als in der Vergangenheit“, sagt der Branchensprecher.
Beschwerden und Informanten
Auslöser der Ermittlungen sind „Zeugenaussagen von Konsumenten bzw. Kunden“ sowie Beschwerden der Arbeiterkammer gewesen. Zugleich beruft sich die BWB auf einen Informanten, der Angaben über „verbindliche Preisvorgaben“ machte.
Im Vorjahr wurden in Österreich 1,6 Millionen Tonnen Pellets produziert, aber nur 1,2 Millionen Tonnen Pellets verbraucht. Laut Marktanalyse der BWB hat sich der durchschnittliche Pelletspreis von September 2021 bis September 2022 um etwa 150 Prozent erhöht. So kostete eine Tonne Pellets im September 2021 239 Euro und Stand Donnerstag dieser Woche zwischen 622 und 675 Euro.
Auffallend ähnliche Preise
„Die massive Preissteigerung kann (...) nicht mit einer im Vergleich zum Angebot gestiegenen Nachfrage oder mit den Ausfällen der österreichischen und gesamteuropäischen Importe aus der Ukraine und Russland erklärt werden“, so die BWB laut Aktenlage. „Eine Erklärung der Preissteigerungen ausschließlich durch Marktmechanismen ist nicht möglich.“
Außerdem sollen im ersten Halbjahr 2022 mehrere Händler trotz stark schwankender Preise „zu auffallend ähnlichen Preisen angeboten“ haben. Dazu kommt, dass im Sommer 2022 immer mehr Pelletshändler auf Lieferengpässe verwiesen haben. „Diese hätten das fälschlicherweise damit begründet, dass derzeit nicht ausreichende Ware vorhanden sei, um die Nachfrage zu decken“, behauptet die Kartellbehörde. „Tatsächlich sind die Lagerbestände der Händler und Produzenten sehr gut gefüllt, die Ware wird bewusst zurückgehalten, um die Preise weiter nach oben zu treiben und von diesen Preissteigerungen zu profitieren.“
Produktionskosten stark gestiegen
Das führte angeblich so weit, dass Händler ausschließlich Stammkunden belieferten, aber nicht Bestandskunden von Mitbewerbern, die den Lieferanten wechseln wollen. Ausnahmen gab es anscheinend nur für Neukunden, die die Erstbefüllung eines Kessels vornehmen lassen wollen.
„Unsere Produzenten haben die Exporte um elf Prozent zurückgefahren, und versucht, den inländischen Markt besser zu versorgen und haben dadurch niedrigere Preise in Kauf genommen als die Preise, die sie im Ausland erzielen hätten können“, sagt proPellets-Sprecher Rakos. Die Produktionskosten für Pellets seien sehr stark gestiegen. Es wird viel Strom bei der Produktion benötigt. Die Strompreise hätten sich für manche Unternehmen sogar verzehnfacht.
Russland-Sanktionen
„Im Großen und Ganzen ist die Ursache für die Preissteigerungen das Zusammenfallen von einer sehr stark erhöhten Nachfrage und einem stark reduzierten Angebot“, sagt Rakos. Vor dem Ukraine-Krieg seien rund 3,5 Millionen Tonnen Pellets aus der Ukraine, Weißrussland und Russland nach Europa importiert worden. „Diese Menge war plötzlich nicht mehr da“, sagt Rakos. Zugleich sind viele Leute in Europa auf Pelletsheizungen umgestiegen.
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