Pellets: Panikkäufe und Preiswucher

Der Pelletspreis hat sich mehr als verdoppelt
Der Pellets-Boom führt dank massiver Förderungen zu Engpässen und Wartezeiten. Von Gerhard Marschall.

Die Familie Hackl in Aurolzmünster (Bez. Ried) hat im Februar – noch vor den Turbulenzen auf dem Energiemarkt – umgerüstet. Die Ölheizung war in die Jahre gekommen, also entschied man sich für Pellets. Damals wurde empfohlen, das Lager nicht gleich zur Gänze aufzufüllen, sondern auf den im Frühjahr üblichen Einlagerungsrabatt zu warten.

Pellets: Panikkäufe und Preiswucher

Karl Hackl mit seiner neuen Pellets-Heizung

„In der Hoffnung, dass wir die Pellets dann billiger bekommen, haben wir nur drei Tonnen gekauft“, erzählt Karl Hackl. Die kosteten 304 Euro pro Tonne inklusive Mehrwertsteuer. Vor Kurzem wurde nachgefüllt: vier Tonnen à 523 Euro. „Jetzt haben wir zumindest für den kommenden Winter genug eingelagert“, sieht Karl Hackl den positiven Aspekt. Zumal er ohnehin relativ günstig eingekauft habe.

Bis zu 650 Euro pro Tonne

Laut Preisvergleich, den die Arbeiterkammer laufend anstellt, kostet eine Tonne Pellets aktuell zwischen 600 und 650 Euro, vereinzelt auch mehr. Ulrike Weiß, Leiterin der AK-Konsumentenschutzabteilung, mag keine Spekulationen über die Gründe für das beständige Preishoch anstellen. Von einem Rückgang, wie im Sommer vorhergesagt, sei jedenfalls nichts zu bemerken. AK-Präsident Andreas Stangl vermutet hinter dem exorbitanten Anstieg künstliche Verknappung. Der Krieg in der Ukraine, der momentan für einen Gutteil der Rekordinflation verantwortlich gemacht wird, könne nicht der Grund sein. Falls die Branche dennoch auf Holz aus Russland und der Ukraine angewiesen sei, stelle das wegen der langen Transportwege die Klimafreundlichkeit des Brennstoffs massiv infrage.

Wartezeit bis März 2023

Sie seien umweltfreundlich und klimaneutral, lautet das zentrale Argument pro Pellets: Bei der Verbrennung werde nur so viel CO2 frei, wie der Baum zuvor aus der Atmosphäre geholt hat. Das ist allerdings eine rückwärtsgewandte Sichtweise, wenden Kritiker ein. Die Öko-Bilanz müsse vielmehr in die Zukunft ausgerichtet sein. Und da werde es Jahrzehnte brauchen, bis das jetzt infolge des Pellets-Booms verheizte Holz nachwächst. Nichtsdestotrotz wird der Umstieg auf Pellets kräftig gefördert. Vom Bund gibt es bis zu 7.500 Euro, vom Land Oberösterreich bis zu 2.900, auch Gemeinden schießen individuell zu. Das heißt, die Investition in eine neue Anlage für ein Einfamilienhaus wird etwa zur Hälfte ersetzt. Das Angebot ist verlockend. „Die Wartezeit reicht bei uns momentan bis März 2023“, sagt Ulrich Reichelt von der Firma Hargassner in Weng (Bez. Braunau). Und das, obwohl die Produktionskapazität verdoppelt worden sei. Allerdings habe sich die Nachfrage verdreifacht.

Hargassner baut 28.000 Anlagen

Hargassner zählt zu den Großen der Branche, baut rund 28.000 Anlagen. Gut die Hälfte davon sind Pelletsheizungen. Für den Preisanstieg beim Brennmaterial sieht Reichelt zwei Gründe: Zum einen hätten viele Menschen „ohne Ende eingekauft und gebunkert“. Dadurch sei das Gefüge zwischen Angebot und Nachfrage aus der Balance geraten, „die Preise sind extrem in die Höhe gegangen“. In der Folge sei es zu Versorgungslücken gekommen, was Panik erzeugt habe. Das wiederum habe – zweitens – zu Wucher geführt, sagt Reichelt: „Wenn Angst da ist, wird versucht, das auch noch zu versilbern.“ „Effektiv ist noch nichts passiert“, beschwichtigt Reichelt. Es seien genug Pellets vorhanden, sodass über kurz oder lang wieder ein Überangebot entstehen müsse. Sein Rat: „Ruhe bewahren und vernünftig bleiben.“

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