Pandemie, Fachkräftemangel und hohe Kosten bremsen Gewerbe und Handwerk

Pandemie, Fachkräftemangel und hohe Kosten bremsen Gewerbe und Handwerk
Es fehlen zwei bis drei Milliarden Euro Umsatz auf Vorkrisenniveau. Nachjustieren für einzelne Berufe bei Unterstützungsleistungen gewünscht.

Die Corona-Pandemie und weitere Faktoren machen der Sparte Gewerbe und Handwerk weiter zu schaffen, wie Spartenvertreter heute Vormittag vor Journalistinnen und Journalisten erklärten. Insgesamt fünf Gründe gebe es, warum die Erholung, die im Verlauf des Jahres 2021 eingesetzt habe, abgebremst wurde, sagte Sparten-Geschäftsführer Reinhard Kainz. Diese sind: der vierte Lockdown, die fünfte Infektionswelle, Zulieferprobleme und die damit verbundenen hohen Materialkosten, stark gestiegene Energiepreise sowie die Belastung durch den Fachkräftemangel.

Die Verunsicherung sei sehr hoch, erklärte auch Sparten-Obfrau Renate Scheichelbauer-Schuster. Das Jahr endete durch Omikron mit einem "bitteren Beigeschmack".

Pessimismus bei konsumnahen Betrieben

Am stärksten betroffen seien laut Scheichelbauer-Schuster körpernahe Dienstleister und Florsiten sowie Zulieferbetriebe, die stark von Gastronomie und Veranstaltungen abhängig sind.

Dies zeigt sich auch in einer Blitzumfrage, die die KMU Forschung Austria für die Bundessparte Gewerbe und Handwerk Ende Dezember/Anfang Jänner durchgeführt hat. Das Bild ist eben bei den konsumnahen Betrieben der Sparte deutlich düsterer als bei baunahen Unternehmen. Etwa, was die Erwartungen für das erste Quartal 2022 angeht.

Umfrageergebnisse

Im Bereich der Mode und Bekleidungstechnik, Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure sowie Berufsfotografen und Friseure gehen ganze 35 Prozent der Befragten von einer (sehr) schlechten Entwicklung aus, 55 Prozent sagen, dass die Entwicklung derzeit nicht abschätzbar sei. Nur zwei Prozent sehen eine (sehr) gute Entwicklung.

Mehr als ein Viertel der Befragten aus dem Bereich Bau, Baunebengewerbe, Tischler und Metallgewerbe gab an, dass die Entwicklung bei Auftragseingängen und Umsatz im ersten Quartal 2022 nicht abschätzbar ist. Sechs Prozent gehen von einer (sehr) schlechten Entwicklung aus, 16 Prozent von einer (sehr) guten Entwicklung und immerhin mehr als die Hälfte, 51 Prozent, von einer zufriedenstellenden Entwicklung.

Zwei bis drei Milliarden fehlen

Das schlägt sich deutlich in den Zahlen nieder. Zwar liegen die Gesamt-Umsatzzahlen für das Jahr 2021 noch nicht vor. Laut einer Schätzung der KMU Forschung Austria werde der Umsatz der Sparte Gewerbe und Handwerk 2021 aber rund 105 bis 106 Milliarden Euro betragen. Zum Vergleich: 2019 lag der Umsatz bei über 108 Milliarden Euro, 2020 ist man auf gut 100 Milliarden Euro zurückgefallen. Es gab im Vorjahr also wieder deutliche Zuwächse, insgesamt fehlen aber auch weiter zwischen zwei und drei Milliarden Euro Umsatz auf das Vor-Krisen-Niveau 2019.

Nachjustieren gewünscht

Über die Unterstützungszahlungen der Bundesregierung sei man sehr dankbar, sie seien im internationalen Vergleich "sehr gut", so Reinhard Kainz auf Nachfrage. Allerdings wünsche man sich ein "Nachjustieren bei den einzelnen Maßnahmen", um je nach Betroffenheit die Ersatzrate zu erhöhen. Immerhin hätten gerade körpernahe Dienstleister und Floristen in ihrer eigentlich besten Zeit des Jahres, vor den Weihnachtsfeiertagen, einen Lockdown erlebt. Der Ausfallsbonus decke aber nur 10 bis 40 Prozent ab. "Das sind dann eklatante Ausfälle", so Kainz.

Angesprochen auf die Verpflichtung zur 2-G-Kontrolle betonte Scheichelbauer-Schuster, dass "alle besser" sei als ein weiterer Lockdown. Die Überprüfungen seien aber teils schwierig. Generell stünden viele Betriebe ob der weiter andauernden Pandemie "vor riesigen Herausforderungen". Man hoffe, dass es mit der Omikron-Welle eine Trendwende in der Krise geben wird.

Positiv stimme, dass sowohl die Zahl der Meisterprüfungen als auch jene der Lehrlingszahlen sich gut entwickle, so Scheichelbauer-Schuster.

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