Neben Politikern und Unternehmen sollen sich auch Drogenkartelle, paramilitärische Gruppen und andere Kriminelle der Briefkastenfirmen bedient haben.
Prominente Beteiligte
Zum Skandal wurde das lukrative Geschäft im Jahr 2016, nachdem ein riesiger Datensatz (insgesamt etwa 11,5 Millionen Dokumente) dem Journalisten Bastian Obermayer von der Süddeutschen Zeitung zugespielt wurde. Die Daten wurden vom Netzwerk International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) ausgewertet. Darunter fanden sich mehrere prominente Fälle.
Unter anderem soll der russische Präsident Wladimir Putin mit Hilfe des Cellisten Sergei Rodulgin mehr als zwei Milliarden Dollar außer Landes geschafft haben. In Deutschland sollen unter anderem Manager des Industriekonzerns Siemens auf das Angebot zurückgegriffen haben, um Schwarzgeldkonten außerhalb der regulären Geldflüsse des Konzerns zu unterhalten. Einer der größten Einzelkunden von Mossack-Fonseca soll mit Juan Pedro Damiani ein Mitbegründer der Ethikkommission des Weltfussballverbandes FIFA gewesen sein. In den Unterlagen fand sich auch der Name von Fußballstar Lionel Messi. In Brasilien war die Anwaltskanzlei in einen Bestechungsskandal rund um den staatlichen Ölkonzern Petrobas verwickelt, vor Gericht die Angeklagten aber im Jahr 2023 freigesprochen. In Österreich verhängte die Finanzmarktaufsicht FMA eine Strafe gegen die Hypo Vorarlberg in Zusammenhang mit den Panama Papers.
Die Folgen der Aufdeckung
Der Fall Panama Papers brachte die Kritik an Steueroasen einer weiten Öffentlichkeit zu Bewusstsein. Alleine den EU-Staaten entgehen durch Steueroasen laut einer Berechnung des Polish Economic Institute (PIE) jedes Jahr Einnahmen in Höhe von 170 Milliarden Euro. Der französische Ökonom Gabriel Zucman errechnete, dass mit 6 Billionen Euro etwa acht Prozent des weltweiten Finanzvermögens in Steueroasen gebunkert ist.
In Folge der Veröffentlichung wurden weltweit etwa 1,3 Milliarden Dollar an Strafzahlungen und hinterzogenen Steuern eingetrieben. Mit Sigmundur David Gunnlaugsson (Island) und Nawaz Sharif (Pakistan) traten zwei Regierungschefs zurück.
Das ICIJ erhielt im Jahr 2017 den renommierten Pulitzer-Preis für Hintergrundberichterstattung. Die Kanzlei Mossack-Fonseca wurde im Jahr 2018 wegen irreparablen Imageschadens geschlossen. US-Regisseur Steven Soderbergh verfilmte die Geschichte der Panama Papers unter dem Titel Die Geldwäscherei (2019), Fonseca wurde darin von Antonio Banderas verkörpert. Eine Verleumdungsklage, mit der der Film verhindert werden sollte, scheiterte.
Das Urteil steht noch aus
Fonseca studierte Jus und Politik in Panama sowie an der London School of Economics und war politisch sehr gut vernetzt. Bis Bekanntwerden des Skandals war er Vizevorsitzender der Regierungspartei Partido Panamenista und Berater mehrerer Präsidenten. Seine Ehefrau Elizabeth Ward Neiman war Botschafterin von Panama in den Niederlanden, sein Sohn Eduardo Fonseca Ward war Botschafter in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der ehemalige Präsident Panamas Ricardo Martinelli betrauerte den Tod Fonseca in einem Post auf der Plattform X (vormals Twitter) wie folgt: „Ein großer Mensch, Anwalt, Schriftsteller und Politiker. Möge er in Frieden ruhen.“
Gegen Jürgen Mossack und Ramón Fonseca ist in Panama noch ein Verfahren anhängig, insgesamt sind dabei 29 Personen angeklagt. Das Urteil wird für Juni erwartet. Fonseca erschien mit Verweis auf seine Gesundheut nicht mehr persönlich vor Gericht. Die Anklage forderte für ihn zwölf Jahre Haft. Laut der Verteidigung von Mossack und Fonseca haben die beiden Anwälte nichts von etwaigen kriminellen Machenschaften ihrer Kunden gewusst. Jürgen Mossack hofft eigener Aussage zufolge auf einen Freispruch. Ramón Fonseca verstarb im Alter von 71 Jahren in einem Krankenhaus in Panama City, die Todesursache wurde nicht bekanntgegeben.
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