Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

Panama City
Wer verbirgt sich hinter der Recherche? Was ist ein Offshore-Geschäft? Wer ist beteiligt?

Am Sonntagabend sorgte das internationale Recherchernetzwerk International Consortium of Investigative Journalists, kurz ICIJ, mit der Veröffentlichung eines riesigen Datenlecks für Aufsehen. Über Jahrzehnte sollen Politiker, Stars und Kriminelle eine panamaische Anwaltskanzlei genutzt haben, um ihre Konten und ihr Vermögen zu verstecken. Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was sind die Panama Papers?

Journalisten von mehr als 100 Medienorganisationen aus fast 80 Ländern haben mehr als elf Millionen Dokumente über Briefkastenfirmen analysiert. Das Resultat der großen internationalen Recherche lässt aufhorchen: 140 Politiker und ranghohe Beamte sind in einer Steueroasen-Affäre verstrickt, darunter auch ehemalige und aktuelle Staatschefs.

Woher stammen die Papers?

Laut der Süddeutschen Zeitung, die federführend bei der investigativen Recherche tätig war, stammen die Panama Papers von der Anwaltskanzlei des Deutschen Jürgen Mossack. Seine Kanzlei verkauft seit fast 40 Jahren anonyme Briefkastenfirmen, meist ausgestattet mit Scheindirektoren, um zu verschleiern, wer sich dahinter verbirgt. Mossack Fonseca bietet sogenannte Offshore-Dienstleistungen an. Dank diesen können Unternehmen Firmenanteile oder Prozesse ins Ausland verlagern.

Das Datenkonvolut wurde der Süddeutschen Zeitung vor über einem Jahr anonym zugespielt. Das bestätigte auch Ramón Fonseca Mora, Chef der Kanzlei. "Wir wurden gehackt. Das ist ein Verbrechen", sagte er gegenüber einem TV-Sender. Sein Unternehmen helfe nicht bei Geldwäsche oder Steuerhinterziehung. Die Kanzlei gründe lediglich Firmen und verkaufe sie dann an Banken, Vermögensverwalter oder Anwälte. Eine Geschäftsbeziehung zu den Endkunden bestehe nicht.

Was verbirgt sich in den Panama Papers?

Rund 2,7 Terabyte Daten, oder: 11,5 Millionen Dokumente der in Panama City ansässigen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca. E-Mails, Urkunden, Fotos, Kontoauszüge, Passkopien, hauptsächlich PDF-Dateien von rund 214.000 Gesellschaften, die Mossack Fonseca im Auftrag von Kunden - vor allem in Panama und auf den Britischen Jungferninseln - gegründet hat.

Genau Auflistung der Dokumente:

Die rund 11,5 Millionen Dokumente bestehen aus:

  • 4,8 Millionen E-Mails
  • drei Millionen Datenbankformate
  • 2,2 Millionen PDF-Dateien
  • 1,1 Millionen Bilder
  • 320.000 Text-Dokumente

Was ist brisant an den Daten?

Die Analyse der Daten bzw. Dokumente hat ergeben, dass viele der Briefkastenfirmen im Auftrag von aktuellen und früheren Staatschefs, weiteren Spitzenpolitikern sowie Prominenten eingerichtet und betreut wurden. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung zeigen die Ergebnisse der Recherche, "wie eine globale Industrie, angeführt von großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, die Besitztümer von Politikern, FIFA-Funktionären, Betrügern und Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten und Sport-Stars in aller Verschwiegenheit verwaltet". Diese Briefkastenfirmen dienten unter anderem dazu, um internationale Sanktionen zu umgehen, Steuern zu hinterziehen oder Geld zu waschen.

Wem gehört das Geld in Panama?

Rund 140 aktuelle oder ehemalige Politiker und ranghohe Beamte sind in diesem Briefkastennetzwerk verstrickt - darunter die Premierminister von Island und Pakistan sowie die ehemaligen Präsidenten von Argentinien und der Ukraine. Zudem sollen zahlreiche Weggefährten des russischen Präsidenten Wladimir Putin in den vergangenen Jahren mehr als zwei Milliarden Dollar durch Briefkastenfirmen geschleust und dabei Millionenbeträge aus dem Land geschafft haben.

Spuren der Affäre führen auch zur FIFA, dem Weltfußballverband. Die Ethikkommission des Fussball-Weltverbandes FIFA hat bereits interne Vorermittlungen gegen den uruguayische Anwalt Jan Pedro Damiani, Mitglied in der rechtsprechenden Kammer der Fifa-Ethikkommission, eingeleitet, teilte man am Sonntagabend mit.

Gibt es auch Verbindungen nach Österreich?

Ja. Wie der ORF und die Wiener Wochenzeitung Falter berichten, fallen zwei Banken in Österreich mit zahlreichen Kontakten zu Offshore-Gesellschaften und möglichen Briefkastenfirmen auf - "unter anderem mit Verbindungen auch zum amtierenden ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko". Im Zusammenhang mit der Raiffeisenbank International (RBI) in Wien finden sich in den Unterlagen über ein Dutzend Offshore-Gesellschaften. "Bei der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank (Hypo Vorarlberg) wiederum hielten 20 Offshore-Gesellschaften Konten, für weitere 30 Verbindungen gibt es valide Hinweise", schreibt der ORF. Beide Banken dementieren jegliche Vorwürfe mangelnder Sorgfaltspflicht.

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) kündigte bereits anlassbezogene Vorortprüfungen an.

Sind Offshore-Gesellschaften legal?

Ja. Grundsätzlich sind jegliche Arten von Offshore-Gesellschaften legal. Briefkastenfirmen werden aber allzu oft dazu missbraucht, um Geldströme zu verschleiern oder um Konten zu verstecken. Man müsse hier jeden Fall genau unter die Lupe nehmen, schreibt die Süddeutsche Zeitung. "Aber wer sich in den Panama Papers umsieht, stellt sehr schnell fest, dass es in der überwältigen Zahl der Fälle vor allem um eines geht: zu verschleiern, wem die Firma in Wahrheit gehört."

Meist sind die Offshore-Gesellschaften nicht durchschaubar. Die britische BBC, die ebenfalls zu den Papers recherchierte, erklärt, wie die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca mit ihren Kunden arbeitet: Die Kanzlei setzt für die gegründeten Firmen sogenannte Scheindirektoren ein, die Blanko-Vorlagen für Dokumente oder Verträge unterschreiben, ohne aber zu wissen, was mit ihrer Unterschrift und diesen Dokumenten später passieren würde.

Offiziell leitet ein Scheindirektor die Firma, aber mithilfe einer geheimen Abmachung hat der Kunde von Mossack Fonseca die volle Kontrolle. Wie ein Puppenspieler entscheidet er, in welche Richtung sich der Scheindirektor verbiegen soll.

Warum Panama?

Panama ist eine bekannte Steueroase, weswegen das Land auch als "die Schweiz Lateinamerikas" bezeichnet wird. Viele Milliarden Euro werden dort gebunkert, aber nur wenige wissen, wem das Geld eigentlich gehört. Das liberale Bankengesetz hat zahlreiche Kreditinstitute nach Mittelamerika gelockt. Derzeit sollen etwa 90 Banken Einlagen in Höhe von rund 57 Milliarden Euro verwalten. Die Finanzkrise ab 2007 ging an Panama weitgehend vorbei und brachte dem Finanzplatz sogar zusätzliche Investitionen.

Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

FILE-PANAMA-ASSETS-REVELATIONS
Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

A company list showing the Mossack Fonseca law fir
Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

PANAMA-CLIMATE-CHANGE-BEANS
Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

PANAMA WATER PROJECT
Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

Clinton is seen with his Panama hat as he chats wi
Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

DOUNIAMAG-PANAMA-CLIMATE-CHANGE-BEANS
Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

PANAMA-TURTLES-RELEASE
Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

PANAMA CANAL
Die wichtigsten Antworten zu den Panama Papers

A reveller wearing a mask takes part in the last d

Berichte über illegale Transaktionen sind nicht neu. In den 1980er Jahren war das Land das Bankenzentrum der kolumbianischen Drogenkartelle. Zuletzt bemühte sich Panama allerdings darum, dieses Image loswerden und sich als seriöser Finanzplatz zu positionieren. Eine Reihe von Richtlinien für Banken und Versicherungen wurde erlassen. Das strenge Bankgeheimnis blieb davon aber verschont.

Kurz nach den Enthüllungen zur Steueroasen-Affäre hat die Staatsanwaltschaft im mittelamerikanischen Land Ermittlungen eingeleitet.

Kommentare