Wegen Pleite: Palmers schließt Filialen und baut Mitarbeiter ab

Wegen Pleite: Palmers schließt Filialen und baut Mitarbeiter ab
Die Verbindlichkeiten liegen bei rund 69,19 Millionen Euro. Die Gehälter der 515 Mitarbeiter wurden zuletzt nicht mehr bezahlt.

110 Jahre nach seiner Gründung steckt der österreichische Wäschekonzern Palmers Textil AG in der größten Krise seiner Firmengeschichte. Was der KURIER bereits vorige Woche ankündigte, wurde gestern, Donnerstag,  fix: Palmers mit Sitz in Wiener Neudorf hat am Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung angemeldet. Laut Creditreform betreibt Palmers 113 eigene Standorte und beschäftigt 515 Mitarbeitende, davon sind 493 Frauen.   

„Die Unternehmensführung ist zu diesem Schritt gezwungen, weil erforderliche Kapitalzuflüsse nicht zeitgerecht erfolgten“, teilte der Textilkonzern mit. „Für eine positive Fortbestandsprognose per Ende Jänner 2025 wären zeitnahe erhebliche liquide Mittel notwendig gewesen. Es wurde versucht, Investoren zu gewinnen, die zur Finanzierung beitragen.“ Das sei in der Kürze der Zeit nicht gelungen. Den Gläubigern wird ein Sanierungsplan mit 30 Prozent Quote angeboten, über den in 90 Tagen abgestimmt werden muss. 

Die Insolvenzursachen

In die Pleite geführt hat Palmers „der starke Mitbewerb in einem sehr gesättigten Markt, der Anstieg der Zinsen, die Inflation und der damit einhergehende Kaufkraftverlust“. 

In den vergangenen beiden Geschäftsjahren hat Palmers Verluste geschrieben. Doch Palmers konnte sich mit staatlich garantierten Cofag-Krediten in Höhe von insgesamt 14,4 Millionen Euro eine Zeit lang über Wasser halten. Im Juli 2024 wurde eine positive Fortbestehungsprognose erstellt, unter der Voraussetzung, dass die Hausbank die Kontokorrentlinien (Betriebsmittelkredite) bis Ende Juni 2025 aufrecht hält und die Cofag-Kredite in einem längerfristigen Zeitraum zurückgeführt werden können. 

Ende 2024 war dann klar, dass die Cofag-Kredite innerhalb des nächsten halben Jahres zurückgezahlt werden müssen. Doch die Eigentümer waren nicht in der Lage, eine entsprechende Finanzierung aufzustellen. Zuletzt hat dann auch noch die Hausbank die Kontokorrentlinien eingefroren. Damit war Palmers zum Gang zum Insolvenzgericht gezwungen.

Schulden und Vermögen

Die gesamten Passiva werden laut Creditreform mit 69,19 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 21,73 Millionen Euro auf Banken und 12,47 Millionen auf Lieferungen und Leistungen. Die Aktiva werden mit rund 11,6 Millionen Euro beziffert, abzüglich der Ab- und Aussonderungerechte verbleiben 8,79 Millionen Euro freies Vermögen.

"Bei den Forderungen gegenüber Unternehmen mit Beteiligungsverhältnis ist die Palmers Vermögensverwaltung und Beteiligungs GmbH zu nennen. Dem Schätzwert des Immobilienvermögens sind rund 15 Millionen Euro netto Finanzverbindlichkeiten gegenüberzustellen. Das verbleibende freie Vermögen wurde mit zwei Millionen Euro eingeschätzt", heißt es im Antrag. "Die Barmittel zum Stichtag 31. Jänner 2025 betrugen 535.500 Euro."

15,3 Millionen Euro

Den Gläubigern bietet das Unternehmen 30 Prozent Quote an. Innerhalb von 90 Tagen muss Palmers den Gläubigern einen plausiblen Sanierungsplan zur Abstimmung vorlegen. Sind tatsächlich nur 51 Millionen Euro Verbindlichkeiten für die Quote zu berücksichtigen, muss Palmers den Gläubigern innerhalb von zwei Jahren 15,3 Millionen Euro bezahlen. Da ist noch kein einziger Euro für das operative Geschäft geflossen.

Sollte das Unternehmen geschlossen und zerschlagen werden, würde die Quote nur 2,2 Prozent ausmachen.

Ziel ist es, Palmers fortzuführen und zu sanieren. Für die Gläubigerquote wird Palmers laut Antrag rund 14,46 Millionen Euro aufbringen müssen. Dazu kommen noch 2,95 Millionen Euro bevorrechtete Forderungen, die bedient werden müssen. „Die Erfüllung des Sanierungsplans soll aus dem Fortbetrieb und aus den Finanzierungen durch den Einstieg neuer Gesellschafter erfolgen“, heißt es im Antrag.

Im Zuge der Sanierung werden etliche Späne fallen. Laut Palmers sollen Filialen geschlossen und das Personal reduziert werden. Auch die Overheadkosten in der zentralen Verwaltung sollen deutlich gesenkt werden. 
Zugleich soll das Sortiment reduziert und die Beschaffung  reorganisiert werden. 

Gerhard Weinhofer von Creditreform sagt zum KURIER: „Es hängt alles davon ab, ob ein Investor gefunden werden kann, der die Umsetzung finanziert.“  

Wie viele Filialen geschlossen und Mitarbeiter abgebaut werden, ist bisher noch nicht bekannt.

Der AKV hat die Geschichte von Palmers zusammengefasst:

  • Bei der Antragstellerin handelt es sich um ein bekanntes österreichisches Traditionsunternehmen, welches ursprünglich 1915 von Ludwig Palmers als Geschäft für Schürzen und Stoffreste gegründet wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg spezialisierte sich das Unternehmen auf Strümpfe und entwickelte sich zu einem führenden Anbieter von Unterwäsche und Dessous in Österreich.
     
  • Bereits 13 Jahre nach der Gründung betrieb das Unternehmen 8 Filialen in Österreich.
    In den 1930er-Jahren folgte Walter Palmers seinem Vater nach und erkannte das Potenzial des Franchisekonzepts, das eine erfolgreiche Expansion ermöglichte. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1943 übernahm er offiziell die Unternehmensleitung.
     
  • Der Name Palmers steht nicht nur für innovative Produkte, sondern auch für kreative Werbung. Der Plakatskandal der 1950er-Jahre verschaffte dem Unternehmen bereits unerwartete öffentliche Publicity. Und auch in den 1990er-Jahren erlangte Palmers wieder internationale Aufmerksamkeit durch provokante Werbekampagnen, die das Image der Marke prägten.
     
  • Seit August 1991 wird das Unternehmen in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft unter der Firma Palmers Textil Aktiengesellschaft geführt. Das Grundkapital in der Höhe von EUR 2.981.926,80 wird zur Gänze von der P TEX Holding GmbH gehalten.

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