OMV investiert Milliarden in Österreich

OMV investiert Milliarden in Österreich
Der Energiekonzern stellt sich neu auf, weiter Abverkauf von Assets, Umbau im Vorstand

„Die Welt hat sich gedreht. Die Weichen für eine neue und größere OMV sind gestellt.“ OMV-Chef Rainer Seele skizzierte am Donnerstag die Transformation des teilstaatlichen Energiekonzerns von einem auf Öl und Gas fokussierten Unternehmen in einen Petrochemie- und Kunststoffkonzern. Basis ist die vier Milliarden Euro schwere Mehrheitsübernahme der Chemiegruppe Borealis.

Bis 2025 will die OMV rund drei Milliarden Euro in Österreich investieren, den Großteil davon in Niederösterreich. Eine Milliarde soll in nachhaltige Projekte fließen, in Kunststoff-Recycling, Biokraftstoffe und die Erzeugung von Wasserstoff. In die Raffinerie in Schwechat werde ebenso investiert wie in die inländische Öl- und Gasproduktion, kündigte OMV-Vize-Chef Johann Pleininger an. Rund zehn Prozent des heimischen Öl- und Gasbedarfs werden aus inländischer Förderung gedeckt, „dieses Niveau wollen wir auch in den nächsten fünf Jahren halten“.

Um die Verschuldung zu reduzieren, geht der Abverkauf von Unternehmensteilen munter weiter. Der erste Teil des zwei Milliarden Euro großen Veräußerungsprogramms ist umgesetzt und brachte rund eine Milliarde. Erzielt durch den Verkauf des heimischen Gasnetzes Gas Connect Austria, des Tankstellengeschäftes in Deutschland und der Förderung in Kasachstan.

Weiterer Abverkauf

Teil zwei sieht den Verkauf der 120 Tankstellen in Slowenien sowie der Borealis-Tochter Agrolinz (Stickstoff, Düngemittel, Melamin) vor. Davon sind rund 2.000 Mitarbeiter betroffen. Vor zwei Jahren scheiterte ein Verkaufsversuch am Preis. Heute, argumentiert Seele, stünden die Chancen besser. Agrolinz sei profitabler aufgestellt und das Marktumfeld habe sich verbessert.

Seele stellte ein drittes „Divestmentpaket“ in Aussicht, wollte dazu aber keine Details nennen.

Entsprechend der Ausrichtung auf Chemie wird im Vorstand umgebaut, der KURIER berichtete bereits ausführlich. Borealis-Chef Alfred Stern, 56, zieht mit 1. April in den Konzernvorstand ein. Der international renommierte Top-Manager wird für Chemicals & Materials verantwortlich sein. Ob der bisher dafür zuständige Vorstand Thomas Gangl dann als CEO in die Borealis versetzt wird, wollte Seele nicht kommentieren.

Russland

Das Produktionsziel von 600.000 Barrel pro Tag sowie die Verdoppelung der Öl- und Gasreserven werde „strategisch nicht mehr weiter verfolgt“, betonte Seele. Man wolle sich bei 480.000 bis 500.000 Barrel einpendeln. Völlig offen ließ Seele die Zukunft des längst überfälligen Groß-Investments im sibirischen Öl- und Gasfeld Urengoy. Ursprünglich war ein Asset-Tausch geplant, zuletzt sollte die 25-prozentige Beteiligung gegen 905 Millionen Euro Cash erworben werden. Am Donnerstag sprach Seele nur noch ziemlich vage von einer „Option“.

Die Situation beim Pipeline-Projekt Nord Stream 2 habe sich vorläufig durch den Amtsantritt des neuen US-Präsidenten nicht geändert, sagte Seele. Er hoffe auf diplomatische Gespräche von Berlin mit den USA und Frankreich.

Die Corona-Krise hat auch der OMV stark zugesetzt. Der Konzerngewinn sank um 31 Prozent auf 1,478 Milliarden Euro. Die Aktionäre können sich trotzdem über eine leicht höhere Dividende von 1,85 Euro freuen. Mit dem Anspringen der Konjunktur wird erst im zweiten Halbjahr 2021 gerechnet. Insgesamt werden heuer 2,7 Milliarden investiert. Für 2021 kalkuliert die OMV mit einem Rohölpreis von 50 bis 55 Dollar.

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