Offenes Olivenöl darf am Tisch bleiben
Die EU-Kommission hat mit ihrem Vorschlag, offenes Olivenöl auf Restauranttischen zu verbieten, für Empörung bei Konsumenten wie Politikern gesorgt. Nun lässt die Brüsseler Behörde von ihren Plänen ab. Man habe sich nicht in ausreichendem Maß mit nördlichen Staaten, in denen Olivenöl konsumiert wird, abgesprochen, räumte EU-Kommissar Dacian Ciolos am Donnerstag in Brüssel ein. Er will jetzt einen neuen Vorschlag ausarbeiten und dabei auch Verbrauchervertreter und Gastronomie mitreden lassen.
Ansinnen der EU-Kommission ist es, die Qualität von europäischem Olivenöl zu verbessern und so indirekt die Hersteller in den kriselnden Ländern im Süden Europas zu unterstützen. Beim offenen Öl im Gasthaus ging es der Behörde darum sicherzustellen, dass den Konsumenten kein billigeres Öl als auf der Flasche ausgewiesen untergejubelt wird. "Das ist nur eine Maßnahme des Aktionsplans", betonte Ciolos. "Wir wollten die ganze Kette unter die Lupe nehmen, wo ein Betrugsrisiko besteht. Die Restaurants sind am Ende der Kette und stehen in direktem Kontakt mit dem Verbraucher."
Dass mit dem geplanten Verbot von offenem Olivenöl ausschließlich die Interessen der Produzenten befriedigt worden wären, sieht Ciolos nicht so, wenngleich damit Hersteller animiert werden sollten, ihre Produkte zu kennzeichnen. "Wir wollen, dass die Hersteller vom Preis ihrer Produkte leben können." Gleichzeitig sollten Verbraucher wissen, was sie bekommen.
Warum nach dieser Logik dann nicht auch offener Wein von den Restauranttischen verbannt werden soll? Das sei nicht zu vergleichen, denn Wein komme meistens in der Flasche und man trinke ihn zum Essen, während das Olivenöl schon auf dem Tisch stehe.
Rückzug
Die EU-Kommission wollte ursprünglich ab Jänner 2014 offenes Olivenöl in Restaurants verbieten. Stattdessen sollte das Öl nur mehr in klar gekennzeichneten Einwegflaschen serviert werden dürfen. Vergangene Woche hatten 15 der 27 EU-Staaten den Vorschlägen der Kommission zugestimmt. Da keine qualifizierte Mehrheit zustande kam, lag es an der Kommission über die Umsetzung zu entscheiden. Nach der heftigen öffentlichen Kritik an dem Bann speziell in den nördlichen EU-Ländern "habe ich mich entschieden, den Vorschlag zurückzuziehen", sagte Ciolos. Wenngleich derartige Regeln in manchen Mitgliedsländern bereits existierten, sie hätten gute Erfahrungen damit gemacht.
Kritiker fühlten sich heute jedenfalls bestätigt. Deutsche EU-Abgeordnete von CDU/CSU hatten sich sogar in einem Brief an Kommissionspräsidenten Jose Manuel Barroso und Ciolos gewandt: Ein Verbot würde zweifellos den Olivenölsektor stärken, aber auf der anderen Seite Hotels und Restaurants schwer treffen, schrieben sie. Dass ein Bann nicht gleichermaßen für Salz, andere Ölsorten oder Essig gelte, würde die Bürger in ihrer Wahrnehmung, die EU-Kommission sei ein "bürokratisches Monster", nur bestärken. Ins selbe Horn stieß FPÖ-Europaabgeordneter Andreas Mölzer: In dem "völlig unsinnigen Verbot" zeige sich, wohin eine "aufgeblähte EU-Kommission" führe. Die SPÖ-EU-Abgeordnete Karin Kadenbach sprach am Mittwoch von einem "Sieg der Vernunft". Mit dem Verbot sollte "einigen großen Herstellern der exklusive Zugang zur Gastronomie sichergestellt werden".
Auch Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich begrüßt den Rückzieher der Kommission. "Das Verbot hätte nur unnötige Bürokratie und höhere Müllberge verursacht", hieß es am Donnerstag aus seinem Büro auf APA-Anfrage. "Besser eine späte Einsicht als keine", konstatierte auch seine deutsche Amtskollegin und Verbraucherministerin Ilse Aigner. Die Kommission solle sich um wichtige Zukunftsthemen kümmern.
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