Olivenöl: Kein Grund für EU-Bashing
Wieder einmal ist ein Gesetzesvorschlag aus Brüssel Grund für Aufregung. Sie haben es auch wirklich nicht leicht, die EU-Beamten. Nach Glühbirne und Duschkopf traut man ihnen nur noch Schwachsinn zu. Doch diesmal haben sie Recht. Sagen Produzenten wie Giuseppe Mazzocolin von Felsina in der Toskana und Experten wie der Olivenöl-Spezialist Heinrich Zehetner aus Mondsee.
Der Aufschrei von Presse und Gastronomie ließ nicht lange auf sich warten. Dumm und regulierungswütig wurden die EU-Leute genannt, das Ganze wäre ein Schachzug zugunsten der Großproduzenten. Letzteres Argument kann man erst einmal im Raum stehen lassen.
Transparenz tut gut
In der Toskana arbeitet Dr. Giuseppe Mazzocolin an der Vervollkommung des Öls der Olive. Seine Olivenöle von der Fattoria Felsina (ebenso wie seine Sangiovese-Weine) zählten schon in den frühen 90er Jahren zum Besten, was man zum Beispiel in Wiens Vinotheken zum Thema Olivenöl angeboten bekam. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Mazzocolin auch mit reinsortigen Ölen, denn jede Sorte hat bekanntlich ihren Charakter. Er entkernt die Oliven vor dem Pressen, was die Öle besonder lange haltbar macht und ihnen einen hohen Anteil an Polyphenolen garantiert (Antioxydantien, ebenfalls enthalten in sonnengereiften Paradeisern und bestimmten Rotweinen aus Südfrankreich). Diese besonders wertvollen Öle werden nach der Veronelli-Methode ("secondo Veronelli") produziert und vertrieben.
Die neue EU-Regelung begrüßt er ausdrücklich, denn sie garantiere, so Mezzocolin, "Transparenz".
Der Olivenöl-Liebhaber und Experte Heinrich Zehetner freut sich ebenfalls über die strengere Regelung: "Grundsätzlich ist auch diese neue Bestimmung zu begrüßen! Olivenölflaschen sind schwer zu reinigen. In der Regel werden diese immer wieder aus größeren Gebinden nachgefüllt. Jeder Kontakt mit Luft durch das Umfüllen verschlechtert die Qualität von Olivenöl indem es durch die Zufuhr von Luft oxidiert bzw. ranzig wird. In den großen halbleeren Gebinden (Kanistern) sitzt die Luft und läßt das Olivenöl im Kanister oxidieren. Die Ausgießer sind verschmutzt , das alte, ranzige Öl wird nicht entleert, usw. – wirklich ein echtes Hygiene-Problem!"
Zehetner meint aber, dass die Übergangsfristen zu kurz sind. "Die kurze Frist bevorzugt eindeutig die großen Massenproduzenten wie Olio Sasso oder andere, die Mittelmaß produzieren. Sie sind aufgrund ihrer finanziellen Potenz natürlich schneller in der Lage, der Gastronomie nicht wiederbefüllbare Flaschen anzubieten.
"Salz, Pfeffer und Essig haben im Gegensatz zu Olivenöl kein Ablaufdatum"
Während es für Spitzenproduzenten, die an hochwertigen und ehrlichen Ölen arbeiten, allein aus finanziellen Gründen schwierig sei, in so kurzer Zeit umzustellen.
"Dass man dann auch Pfeffer, Salz oder Essig in Einwegverpackungen anbieten werde müssen, ist nicht schlüssig. Denn im Gegensatz zu Öl besteht da keine Gefahr der Oxydation und es gibt auch kein Ablaufdatum", fügt Zehetner hinzu.
Das Problem, so er, sei aber einfach, dass sich die meisten Konsumenten in Europa beim Thema Olivenöl nicht wirklich auskennen. Weshalb sie auch schlucken, was ihnen der "Italiener" ums Eck auf Salat und Pizza schüttet.
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