Zu Tisch zwischen Florenz und Siena

Urlaubsplanung ist für viele eine Freude, für andere ein glatter Fall von Überforderung. Zum Beispiel bei einer herbstlichen Reise in die Toskana – eine Gegend spektakulärer Schauplätze, guter Restaurants, Weingüter und feiner Hotels. Der KURIER hilft bei der Planung des guten Essens, Trinkens und Wohnens. Zum Beispiel gleich nach der Ankunft: Vom Flughafen Florenz geht es in den Vorort Fiesolo, der den reichen Florentinern während vergangener Jahrhunderte zur Sommerfrische diente. In der Pensione Bencista reist man in eine Zeit, in der es weder Flugzeuge noch Mietwagen gab. Hier haben sie keinen Panoramapool und keine Loungemusik. Das Personal pflegt liebenswürdige Langsamkeit, erfüllt aber jeden Wunsch – bis zu Bruschetta und Kalbsschnitzel für den Mittagsgast auf der Terrasse mit Blick auf Altstadt und Dom.

In Florenz sind die Gourmet-Adressen zahlreich. Die berühmte Enoteca Pinchiorri verschlingt an einem Abend das Reisebudget für eine Woche. Mehr Spaß macht das Essen ohnehin im Buca Lapi in einer Seitenstraße der schicken Via Tornabuoni. Es wäre wegen der Bistecca Fiorentina (bistecca ist das italienische T-Bone-Steak). Im Buca Lapi stammt das Fleisch wirklich vom berühmten Chianinarind. Über medium oder rare zu diskutieren, fällt dem Kellner nicht ein. Die Bistecca (reicht für zwei bis drei Esser) wird auf dem Holzkohlengrill scharf angebraten, darf dann kurz rasten und wird nur mit grobem Salz bestreut serviert. Das fast rohe Fleisch ist innen gerade einmal warm und schmeckt einfach wunderbar. Eine der zurzeit angesagten Adressen ist das Gucci Café im gleichnamigen Museum. Hier bietet man lässig, aber präzise zubereitetes Futter, wie man es aus den kulinarischen Fotostrecken von Elle Bistro oder dem Feinschmecker kennt. Ein paar Schritte weiter in der Osteria Vecchi Sapori gibt es klassische Florentiner Küche, also Kutteln, Wildschwein und all das Zeug, von dem kulinarische Globetrotter gerne schwärmen.

Rückkehr des Chianti

Vom touristischen Geschiebe auf der Ponte Vecchio erholen Sie sich im Weinstädtchen Gaiole im Chianti. Am schönsten ist es auf Capannelle, einem Weingut im Besitz eines reichen Amerikaners. Toller Blick auf die Hügel der Umgebung ist garantiert, an den Panoramapool hat man auch gedacht. Kurzes Innehalten: Der Chianti Classico aus der Sangiovesetraube war als einfacher Wein zur bäuerlichen Küche der Region gedacht. Massenproduktion und schlechtes Qualitätsmanagement in den 1980er- und 1990er-Jahren schadeten seinem Ruf. Die Aufbauarbeit einiger Produzenten kann also gar nicht laut genug gelobt werden.

Besuch auf Fèlsina

Beispielhaftes Weingut ist die Fattoria Fèlsina in Castelnuovo, etwa eine halbe Autostunde von Gaiole entfernt. Giuseppe Mezzocolin, einer der Hauptverantwortlichen für den Ruhm der Weine von Felsina, entdeckte das Landleben erst im zweiten Bildungsweg. Neben dem Wein hat der belesene Produzent eine weitere Leidenschaft kultiviert, die des Olivenöls. Reinsortige Öle der Olive nach der Veronelli-Methode, entkernt und dadurch besonders lange haltbar sowie voll mit Anti-Aging-Stoffen (Polyphenole), gibt es ebenfalls am Gut zu verkosten.

Zu Gast im Mittelalter und in der Zukunft

Für das Abendessen nach dem Besuch in Felsina wäre die alteingesessene Bottega del 30 zu empfehlen. Der Herbst ist die beste Zeit für eines der berühmtesten Gerichte der Köchin, die vor vielen Jahren aus Frankreich hierher kam: mit Eidotter gefüllter Raviolo mit weißen Trüffel.In Cetona südlich von Siena befindet sich das malerische Convento di San Francesco und die Frateria die Padre Eligio. Vorsicht mit den Lederssohlen, wenn man Sie auf dem glatten Steinboden aus der Zeit der Kreuzzüge ins Restaurant begleitet. Was hier auf die Teller kommt, wird selbst angebaut. Avantgardeküche findet man hingegen in Siena. Paolo Lopriore, der Koch im Il Canto, dem Restaurant des exquisiten Hotels Certosa di Magnano, dreht die klassische italienische Speisenfolge um: Er serviert die Pasta nach dem Fleischgang und als erstes Dessert grünen Spargel mit weißer Schokolade und Kaviar. Abwechslung: Wie gut uns das schmeckt!

Weiterführende Links