Österreichs Unternehmen in Russland und der Ukraine im Krisenmodus

A pedestrian walks past a branch office of Raiffeisen Bank in Moscow
Nicht nur für die RBI, auch für andere österreichische Unternehmen ist das Geschäft in Russland und der Ukraine derzeit ein raues.

Bis vor Kurzem haben österreichische Unternehmer, die in Russland tätig sind, einen russischen Angriff auf die Ukraine ausgeschlossen und sich wegen des Truppenaufmarsches lediglich vor Sanktionen und Gegensanktionen gefürchtet. Nun haben sie beides bekommen. Mit der aktuellen Situation umzugehen ist schwierig, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Moskau, Rudolf Lukavsky.

Denn wie sich die Sanktionen der EU auf österreichische Unternehmen in Russland auswirken würden, sei noch nicht klar, weil man noch nicht alle Details kenne.

Ausmaß überraschend

Die Unternehmen seien jedenfalls von der Schnelligkeit und dem Ausmaß des russischen Angriffskrieges überrascht gewesen. „Es sind alle betroffen, und besorgt“, sagt Lukavsky. Derzeit habe der Krieg aber keinen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit in Russland. Die Flug- sowie sämtliche anderen logistischen Verbindungen seien aufrecht und die Grenzen – außer jene zur Ukraine – offen.

Vorbereitungen auf Sanktionen laufen noch keine, so Lukavsky. „Man weiß noch nicht, wen es trifft, also kann man sich auch nicht vorbereiten.“ Auch auf Sanktionen seitens Russland könne man noch nicht reagieren, da auch hier noch nicht klar sei, was komme.

Werke geschlossen

Die heimischen Unternehmen, die in der Ukraine tätig sind, bekamen die Auswirkungen des Kriegs bereits deutlich zu spüren – etwa der heimische Baustoffproduzent Baumit mit Sitz in Wopfing (Niederösterreich). „Die Firma in der Ukraine ist nicht mehr in Betrieb“, erklärte Baumit-Geschäftsführer Georg Bursik.

Die Baumit Ukraina OOO, die wie Baumit Österreich zur Schmid Industrieholding gehört, hat rund 70 Mitarbeitende. Man versuche, den Familien vor Ort zu helfen. Die männlichen Mitarbeiter aber wurden zum Wehrdienst eingezogen. Der Umsatz hier sei zwar relativ klein, aber bedeutend, so Bursik.

In Russland laufe alles wie gehabt, hier habe man ähnlich viele Mitarbeitende. Rohstoffe bekäme man seit Wochen nur gegen Vorkasse. Was die Sanktionen angeht, glaubt Bursik nicht, dass Baumit diese betreffen werden.

Ähnliches berichtet Erwin Kotányi, Chef des gleichnamigen Gewürz-Imperiums. Das Geschäft in der Ukraine sei ein „sehr kleines. Das sehen wir gefährdet.“ Vor Ort habe man einen Distributeur und die Leiterin des Sales Office. Letztere befindet sich nicht mehr in der Ukraine, ersterer wurde zur Wehrpflicht eingezogen. In Russland sehe man das Geschäft „noch nicht gefährdet“. Wegen der Abwertung des Rubel und gestiegener Rohstoffkosten habe man die Preise in Russland kürzlich um zehn Prozent erhöht.

Auch vorher riskant

Am Geschäft in Russland generell zweifelt Kotanyi nicht. „Russland ist auch davor kein risikoloses Geschäft gewesen“ – wiewohl man die Situation „mit Sorge“ beobachte. Kotányi ist laut eigenen Angaben Marktführer in Russland, 27 Prozent des Umsatzes macht man hier.

Bei der Raiffeisenbank International RBI erklärte man, man könne nichts aktuelles zu den Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland sagen. Die RBI hat Vorsorgen in Höhe von 115 Millionen Euro gebildet. Gut 11 Mrd. Euro an Kreditvolumen hatte man im Vorjahr in Russland, 2 Mrd. in der Ukraine.

Keine Lieferbeziehungen

Unternehmer Siegfried Wolf, der diverse geschäftliche Interessen in Russland pflegt, will laut seinem Sprecher Josef Kalina keinen Kommentar zum russischen Krieg gegen die Ukraine abgeben. Am Ende könnte aber Wolfs neue Firma Steyr Automotive (früher MAN Steyr) Probleme mit den Russland-Sanktionen bekommen.

Denn: Wolf plant in Kooperation mit dem russischen Autobauer GAZ in Österreich leichte Transporter und Busse zu produzieren. „Diese Fahrzeuge bauen auf russischen Basiskonstruktionen auf, es ist Sache unserer Ingenieure, diese Konstruktionen für den europäischen Markt nutzbar zu machen“, sagt Birgit Pfefferl, Sprecherin von Steyr Automotive. „Die technischen Vorbereitungen laufen, aktuell haben wir keine Lieferbeziehung zu Russland. Wenn wir die Produktion aber hochfahren, werden sehr wohl Teile aus Russland relevant. Da muss man hoffen, dass der Faktor Zeit das Problem aus der Welt schafft, sonst muss man sich alternative Lieferanten suchen.“

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