Die heimischen Unternehmen, die in der Ukraine tätig sind, bekamen die Auswirkungen des Kriegs bereits deutlich zu spüren – etwa der heimische Baustoffproduzent Baumit mit Sitz in Wopfing (Niederösterreich). „Die Firma in der Ukraine ist nicht mehr in Betrieb“, erklärte Baumit-Geschäftsführer Georg Bursik.
Die Baumit Ukraina OOO, die wie Baumit Österreich zur Schmid Industrieholding gehört, hat rund 70 Mitarbeitende. Man versuche, den Familien vor Ort zu helfen. Die männlichen Mitarbeiter aber wurden zum Wehrdienst eingezogen. Der Umsatz hier sei zwar relativ klein, aber bedeutend, so Bursik.
In Russland laufe alles wie gehabt, hier habe man ähnlich viele Mitarbeitende. Rohstoffe bekäme man seit Wochen nur gegen Vorkasse. Was die Sanktionen angeht, glaubt Bursik nicht, dass Baumit diese betreffen werden.
Ähnliches berichtet Erwin Kotányi, Chef des gleichnamigen Gewürz-Imperiums. Das Geschäft in der Ukraine sei ein „sehr kleines. Das sehen wir gefährdet.“ Vor Ort habe man einen Distributeur und die Leiterin des Sales Office. Letztere befindet sich nicht mehr in der Ukraine, ersterer wurde zur Wehrpflicht eingezogen. In Russland sehe man das Geschäft „noch nicht gefährdet“. Wegen der Abwertung des Rubel und gestiegener Rohstoffkosten habe man die Preise in Russland kürzlich um zehn Prozent erhöht.
Am Geschäft in Russland generell zweifelt Kotanyi nicht. „Russland ist auch davor kein risikoloses Geschäft gewesen“ – wiewohl man die Situation „mit Sorge“ beobachte. Kotányi ist laut eigenen Angaben Marktführer in Russland, 27 Prozent des Umsatzes macht man hier.
Bei der Raiffeisenbank International RBI erklärte man, man könne nichts aktuelles zu den Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland sagen. Die RBI hat Vorsorgen in Höhe von 115 Millionen Euro gebildet. Gut 11 Mrd. Euro an Kreditvolumen hatte man im Vorjahr in Russland, 2 Mrd. in der Ukraine.
Keine Lieferbeziehungen
Unternehmer Siegfried Wolf, der diverse geschäftliche Interessen in Russland pflegt, will laut seinem Sprecher Josef Kalina keinen Kommentar zum russischen Krieg gegen die Ukraine abgeben. Am Ende könnte aber Wolfs neue Firma Steyr Automotive (früher MAN Steyr) Probleme mit den Russland-Sanktionen bekommen.
Denn: Wolf plant in Kooperation mit dem russischen Autobauer GAZ in Österreich leichte Transporter und Busse zu produzieren. „Diese Fahrzeuge bauen auf russischen Basiskonstruktionen auf, es ist Sache unserer Ingenieure, diese Konstruktionen für den europäischen Markt nutzbar zu machen“, sagt Birgit Pfefferl, Sprecherin von Steyr Automotive. „Die technischen Vorbereitungen laufen, aktuell haben wir keine Lieferbeziehung zu Russland. Wenn wir die Produktion aber hochfahren, werden sehr wohl Teile aus Russland relevant. Da muss man hoffen, dass der Faktor Zeit das Problem aus der Welt schafft, sonst muss man sich alternative Lieferanten suchen.“
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