Österreich will Unternehmen mit "Schneepflug" in die Emirate bringen
Wolfgang Hattmannsdorfer und Thani bin Ahmed al Zeyoudi, der Handelsminister der VAE, im Gleichschritt.
Ein BIP-Wachstum von 4 Prozent, ein Budgetüberschuss von 2,9 Prozent und Platz 5 bei globaler Wettbewerbsfähigkeit - aus wirtschaftlicher Sicht sind die Vereinigten Arabischen Emirate auf der Gewinnerstraße. Österreich versucht nun davon zu profitieren, dass zu dem Golfstaat seit Längerem enge Verbindungen bestehen.
Den Weg für andere freischaufeln
Der umsatzstärkste heimische Konzern, die OMV, steht beispielsweise zu 24,9 Prozent im Besitz von ADNOC, dem staatlichen Mineralölkonzern der Emirate. Mit der Verschmelzung ihrer Töchter zur Borouge Group International entsteht gerade ein großes österreichisch-arabisches Gemeinschaftsunternehmen im Kunststoffbereich. Da die OMV über die ÖBAG auch teilweise im Staatsbesitz ist, will Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer das Unternehmen für den Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu den VAE nutzen.
Ein „Schneepflug“ soll die OMV sein, ein großes Vehikel, das den Weg frei macht, um österreichische Unternehmen in die VAE zu bringen und den heimischen Wirtschaftsstandort für ausländische Investitionen attraktiv zu machen. Existierende Kontakte sollen als Türöffner genutzt werden. Die Orientierung am Orient liegt für Hattmannsdorfer auch deswegen auf der Hand, weil sich Europa momentan auf einem falschen Weg befinde. Durch Überregulierung statt Offenheit drohe man wirtschaftlich ins Hintertreffen zu geraten.
Ölreicher Staat will Wirtschaft diversifizieren
Hattmannsdorfer hat diese Woche eine Wirtschaftsmission in die VAE angeführt, an der Vertreter mehrerer namhafter österreichischer Unternehmen teilnahmen. Auch der KURIER war eingeladen, gemeinsam die ADIPEC, die weltgrößte Fachmesse für Öl und Gas, zu besuchen und sich mit Vertretern von Wirtschaft und Politik zu vernetzen.
Die Energiemesse ADIPEC in Abu Dhabi zählte 2025 über 230.000 Besucher.
Für die VAE sind natürliche Erdöl- und Erdgasvorkommen wie für alle anderen Staaten am persischen Golf auch eine wichtige Einnahmequelle. Das Land versucht seine Wirtschaft aber zu diversifizieren und hat dabei große Pläne, bei denen es die Innovationskraft internationaler Partner gut gebrauchen kann. Vor allem das Thema Künstliche Intelligenz hat es den Herrschern der sieben Emirate angetan. Aber auch in vielen anderen Bereichen wollen Unternehmer aus VAE Erfolg haben. Frieden und Offenheit werden als Schlüssel dafür gesehen. Konflikte und Handelsbarrieren werden dagegen abgelehnt.
Pragmatismus wird hochgehoben
„Politik sollte pragmatisch sein“, lautet die Botschaft von Sultan Ahmed al Jaber, dem Industrieminister der Emirate und ADNOC-CEO, bei der Eröffnung der ADIPEC. „Sie sollte auf Erkenntnissen basieren, nicht auf Ideologien, sonst geht Kapital verloren. In einer „Welt der Zerstörung“ sollte man sich darauf besinnen, was wirklich zählt. Für die VAE ist das wirtschaftlicher Erfolg, auch wenn das bedeutet, in geopolitischen Fragen flexibel zu bleiben. Russland und die Ukraine, USA und China, Israel und Iran – die VAE machen mit allen Geschäfte.
„Wir brauchen Innovation, nicht Regulierung“, sagt Doug Burgum, US-Minister für „Energiedominanz“ bei der ADIPEC. Der Energieminister von Katar, Saad Al-Kaabi, droht der EU damit, Flüssiggaslieferungen einzustellen, wenn das Lieferkettengesetz nicht gestoppt wird. „Solche Aussagen sind augenöffnend“, meint Hattmannsdorfer. Die europäische Überbürokratisierung sei eine Gefahr. „Man wird einen Bogen um uns machen, wenn das Wirtschaften erschwert wird“, so der Minister. Der politische Fokus müsse „endlich wieder auf Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze und den Erhalt unseres Wohlstands gelegt werden“.
OMV-CEO: "Müssen Zugänge offen halten"
Die Aussage Katars sei „ernst zu nehmen“, sagt OMV-CEO Alfred Stern. Für die Diversifizierungsstrategie der OMV sei der Zugang zu verschiedensten Märkten erforderlich. Katar sei als zweitgrößter Flüssiggasproduzent der Welt sehr bedeutend. Ein Ausfall als Lieferant würde steigende Energiepreise und Wohlstandsverlust bedeuten. Auch Stern plädiert deshalb für politischen Pragmatismus. „Wir müssen uns die Zugänge offen halten.“
Seine Rolle als „Schneepflug“ für Österreich interpretiert Stern so: „Unser Job ist es, die OMV topprofessionell und nach internationalen Standards zu führen sowie ein Vorzeigeunternehmen zu sein.“ Partner aus den VAE sollen den Eindruck erhalten: „Die Österreicher sind kompetent, innovativ und können was.“
Die Reise nach Abu Dhabi erfolgte auf Einladung des Wirtschaftsministeriums.
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