Österreich ist mit seinen Herausforderungen am Arbeitsmarkt in guter Gesellschaft. Die Trends auf internationaler Ebene seien sehr ähnlich, sagt Josef Buttinger, Managing Director beim Personaldienstleister Hill International. „Es gibt nicht mehr nur einen Fachkräftemangel, sondern einen Arbeitskräftemangel. Nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern.“
Die Gründe sind vielschichtig. Da ist zum einen die voranschreitende demografische Entwicklung. „Die Anzahl der Menschen, die im Berufsleben stehen, nimmt permanent ab. Das ist keine Überraschung, aber wir sind zu wenig vorbereitet.“ Daher sei „die Zeit, dass Osteuropa unser Problem des Arbeitskräftemangels löst, vorbei“.
Österreich habe viel bei der EU-Ostöffnung verschlafen. „Die wirklich gut ausgebildeten Menschen aus dem Osten sind damals bildlich gesprochen über uns hinweggeflogen“ – in skandinavische Länder und Großbritannien. „Dort ist die Willkommenskultur eine größere.
Gestiegene Löhne
Österreich hat sich nicht den Ruf angeeignet, sehr ausländerfreundlich zu sein.“ Nach Österreich seien nur Hilfskräfte bzw. minder Ausgebildete gekommen. Skandinavien und Großbritannien hätten im Gegensatz zu Österreich gezeigt, dass sie nicht nur an der Arbeitskraft interessiert, sondern die Menschen inklusive Familie willkommen sind.
Außerdem hätte sich in Ost-Staaten das Lohnniveau sukzessive an das österreichische angenähert. Und: Staaten wie Bulgarien und Rumänien hätten steuerliche Anreize für gut Ausgebildete geschaffen.
In Zukunft werde es ein hohes Arbeitskräfteangebot aus Nordafrika geben. „In weiterer Folge auch aus dem Nahen Osten.“ Dies habe man in Österreich noch gar nicht am Radar. „Skandinavische Länder und Polen holen sich viele IT-Spezialisten aus dem Nahen Osten und etwa Bangladesch und Indien. Da müssen wir schleunigst beginnen, globaler und viel breiter zu denken.“ Denn es gebe ein „riesengroßes Potenzial. In vielen afrikanischen Staaten ist das Ausbildungsniveau sehr hoch.“
Fehler bei Thema Lehre
In Österreich hätte man nicht nur bei der Einwanderungspolitik, sondern auch beim Thema Lehre vieles besser machen können. „Die Lehre hatte bei uns viele Jahre lang keine Wertschätzung, zum Teil hat sie die noch immer nicht.“ Macht ein junger Mensch eine Lehre, gelte er bei vielen entweder als dumm, oder es wird vermutet, dass den Eltern die finanziellen Mittel für eine Ausbildung fehlen.“ Zur Attraktivierung der Lehre diskutiere man lediglich über die Einführung von Titeln.
Gefragt ist aber nicht nur die Politik, sondern auch Unternehmen, Stichwort Employer Branding. Möglichkeit zur Weiterentwicklung und Wertschätzung für Arbeitskräfte seien wichtig. In erster Linie gelte es, die Mitarbeitenden, die man hat, zu halten. „Mit Herzblut, nicht nur einem Obstkorb.“ Sie seien diejenigen, die nach außen erzählen, ob sie mit dem Unternehmen zufrieden sind.
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