Das Durchschnittsalter der Erwerbstätigen ist – auch wegen der Zuwanderung – niedriger als im übrigen Österreich; es sind mehr Frauen beschäftigt, weil die Kinderbetreuung in der Stadt besser ist; es gibt mit 30 Prozent die höchste Ausländerquote, der Job-Wettbewerb ist hoch.
Die Arbeitslosenquote ist mit aktuell 12,7 Prozent mit Abstand am höchsten und mehr als doppelt so hoch wie etwa im Industrieland Oberösterreich. Zugleich hat Wien sowohl die am schlechtesten als auch die am besten qualifizierten Arbeitslosen. Beim sogenannten „Mismatch“, also der Tatsache, dass die Qualifikation der Arbeitslosen nicht zu den offenen Stellen passt, liegt Wien ebenfalls vorne.
AMS-Wien-Chefin Petra Draxl spricht gegenüber dem KURIER von Großstadtspezifika. Bei der Arbeitsmarktpolitik müsse die einzige Millionenstadt des Landes mit anderen europäischen Metropolen und nicht mit Mürzzuschlag verglichen werden. Folgende Faktoren beeinflussen die Statistik:
Migration Wien verzeichnete ob seiner exponierten Lage in den vergangenen Jahren eine starke Zuwanderung, am stärksten aus EU-Ländern wie Ungarn, Rumänien oder Kroatien. Zwei Drittel der Asylberechtigten sind beim AMS Wien registriert, ihre Job-Integration ist wegen fehlender Deutsch-Kenntnisse und Qualifikationen schwierig und dauert lange. „Die Menschen ziehen dorthin, wo es schon eine Community gibt“, sagt Draxl. Die überregionale Vermittlung sei schwierig, wenn Betriebe nur „perfekt ausgebildetes Personal“ einstellen wollen und Infrastruktur sowie soziales Umfeld nicht passen.
Demografie Die Migration von Fachkräften lindert den Personalmangel in einigen Branchen. „Andere Regionen Österreichs haben auch deshalb eine niedrigere Arbeitslosenquote, weil sie immer weniger Arbeitskräfte haben“, meint Draxl. Die Demografiekeule treffe Wien weniger stark.
Langzeitarbeitslosigkeit Zu den größten Herausforderungen der Stadt zählt die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit, die sich hier mehr verfestigt als anderswo. Besonders bei Frauen mit Migrationshintergrund. Draxl gibt zu bedenken, dass es einfacher sei, am Land einige wenige Langzeitarbeitslose in geförderten Projekten unterzubringen als Tausende in der Stadt.
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