Österreich brauche "Fehlermentalität" für Innovation

Österreich brauche "Fehlermentalität" für Innovation
Microsoft-Chef: Um beste Ideen zu entwickeln muss Scheitern erlaubt sein. Zwei von zehn Innovationen könnten zündend sein.

Beim Forum Alpbach sind Digitalisierung und Nachhaltigkeit große Themen. Mit dem Nachhaltigkeitsthema könne der Standort gestärkt werden, sagte Microsoft-Österreich-Chef Hermann Erlach. So sei es maßgeblich der Verfügbarkeit von grüner Energie geschuldet, dass bei Wien ein Rechenzentrum seiner Firma errichtet wird. "Das hat die Standortentscheidung beeinflusst." In Österreich müsse sich im Sinne von Innovationen eine "Fehlermentalität" entwickeln.

Microsoft wolle bis 2025 all seine Rechenzentren weltweit mit grüner Energie versorgen, sagte Erlach zum Vorzug des Standorts bei Wien. "Es muss Business-Cases für Nachhaltigkeitsthemen geben in der Industrie." Der IT-Gigant wolle bis 2030 gänzlich CO2-neutral sein.

"Fehlermentalität entwickeln"

Um in Österreich mehr Innovationen zu entwickeln, sei es wichtig, hierzulande eine "Fehlermentalität" zu entwickeln. Denn acht von zehn Ideen scheiterten potenziell, zwei könnten aber die richtig zündenden sein. Sein Konzern wolle das Nachhaltigkeitsthema jedenfalls vorantreiben. Und das passe zum Datenthema: Derzeit würden weltweit - es gibt unterschiedliche Schätzungen - ein bis zwei Prozent des weltweiten Energiebedarfs ausmachen. In 15 Jahren seien es 25 bis 30 Prozent.

Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) betonte, dass es ein Ziel brauche, um die richtigen Maßnahmen zu entwickeln und dieses Ziel sei, 2040 klimaneutral zu sein. Die Digitalisierung könne einerseits beim Energiesparen helfen. Beispiel: Videokonferenzen können Kurzstreckenflüge ersetzen. "Gleichzeitig führt die Digitalisierung auch zu einem erhöhten Energiebedarf. Damit wir die Klimakrise meistern können, werden wir unser Energiesystem bis 2030 auf 100 Prozent erneuerbare Energien aus Sonne, Wind Wasser und Biomasse umstellen."

Den Weg dafür ebnen werde das Erneuerbaren Ausbau Gesetz. Elektrifizierung sei "einer der allerwichtigsten Treiber". Ein zweiter Pfad sei eine "Flexibilisierung in der Elektrifizierung", hier müssten alle Möglichkeiten genutzt werden - wobei die Digitalisierung helfe.

Elektrifizierung als "disruptive Veränderung" 

Die Elektrifizierung der Mobilität und Raumwärme stelle eine "disruptive Veränderung" dar, sagte Gewessler. Nicht-elektrifizierbare Sektoren dürften nicht aus dem Blick verloren werden: "Erneuerbare Gase für die Industrie werden eine immer stärkere Rolle spielen", spielte sie etwa auf die Stahl- und Zementindustrie an. "Aus der Standortbetrachtung muss das Priorität sein: Die energieintensive Industrie muss wettbewerbsfähig gehalten und mit klimaneutralen Rohstoffen versorgt werden", sagte die Grüne. Planungssicherheit müsse gegeben sein und Fördermöglichkeiten würden auch dank EU-Möglichkeiten weiterentwickelt werden.

Aus Sicht von Gewessler geht es jetzt darum, sich einen Vorteil zu erarbeiten, indem man in der Transformation "mutig voran" gehe. "Wir müssen uns jetzt so aufstellen, dass das Energiesystem zukunftsfit ist und der Standort in Zukunft wettbewerbsfähig." Einig waren sich der Microsoft-Manager, Gewessler und Verbund-Chef Michael Strugl, dass es dafür Kooperation auf vielen Ebenen brauche. "Strom aus erneuerbaren Energien und in weiterer Folge grüner Wasserstoff sind entscheidend, um die Dekarbonisierung von Industrie, Wirtschaft und Mobilität voranzutreiben", sagte Strugl.

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