Schwarzer Freitag für die OMV

Die Milliarden-Investitionen in der Nordsee werden sich noch lange nicht rechnen.
Erneut hohe Abschreibungen. Russen-Deal wird derzeit neu gerechnet.

Der kommende Freitag wird für die Aktionäre des teilstaatlichen Öl- und Gaskonzerns sehr unerfreulich. Am 29. Jänner veröffentlicht die OMV ihr "Trading Statement" für das vierte Quartal 2015 (Q4/15). Publiziert werden die Entwicklung des Ölpreises in diesem Zeitraum, die Produktion (Fördermengen), die Raffinerie-Margen und die verkaufte Erdgasmenge.

Im Oktober des Vorjahres schockte der Energiekonzern bei der Veröffentlichung des Trading Statements Q2/15 mit einer Mega-Abschreibung auf das Explorationsvermögen von einer Milliarde Euro. Die Wertminderung war auf Basis einer Ölpreis-Prognose von 55 Dollar je Barrel (159 Liter) kalkuliert worden.

Einige Hundert Millionen Euro

Da die Ölpreise inzwischen auf teilweise unter 30 Dollar gerutscht sind und Besserung nicht in Sicht ist, wird die Milliarden-Wertberichtigung nicht ausreichen. Am Freitag werde Österreichs wichtigster Energieversorger einen weiteren Abschreibungs-Bedarf bekannt geben, prognostizieren Branchen-Insider. Man könne von einer Größenordnung von einigen Hundert Millionen Euro ausgehen. OMV-Chef Rainer Seele wollte dazu gegenüber dem KURIER keine Stellungnahme abgeben.

Wenig Spielraum

Der Konzern investierte in der Vergangenheit in Assets, die sich erst ab einem Ölpreis von 100 Dollar rechnen. Die "großen Herausforderungen" der OMV sind die Aktivitäten in der Nordsee, erklärt Seele auf KURIER-Anfrage. 2013 kaufte sich die OMV mit rund drei Milliarden Euro in der Nordsee ein. Im Deal mit der norwegischen Statoil hat sich die OMV, wie berichtet, vertraglich verpflichtet, weitere sieben Milliarden Euro zu investieren. Während die Konkurrenz durchschnittliche Förderkosten von 41 Dollar pro Barrel hat, liegt die OMV bei teuren 48 Dollar. "Die großen Investitionsverpflichtungen in der Nordsee nehmen uns den Handlungsspielraum", sagt Seele. Irgendwann sei dieses Investment aber auch abgearbeitet, "dann haben wir wieder Geld".

Geld soll aus dem bereits aufgesetzten 49-Prozent-Verkauf der OMV-Tochter Gas Connect Austria (GCA) fließen. Seele: "Ich will soviel Cash wie möglich." Die GCA ist die Gas-Hauptschlagader Österreichs, der Teilverkauf ist politisch ebenso umstritten wie der geplante Russen-Deal. Die GCA stehe ohnehin unter staatlicher Kontrolle, argumentiert Seele. Der Regulator bestimme Geschäftsführung, Preise und Kapazitäten. Der Datenraum für Interessenten wird im März geöffnet. Die mit Gazprom geplante Pipeline Nord Stream 2 würde die Gas Connect Austria "wertvoller machen".

Beteiligung in Russland wird neu gerechnet

Seele verteidigt den Deal mit dem russischen Energieriesen Gazprom mit Kosten- und Reserve-Argumenten. Derzeit muss die OMV allerdings noch eine Warteschleife drehen. Weil sich das Ölpreis-Szenario änderte, rechnet die OMV ihre geplante Minderheitsbeteiligung am sibirischen Öl- und Gasfeld Achimov/Urgengoy neu durch. Gazprom kläre derzeit überhaupt erst ab, so Seele, welche Assets der OMV als Tauschobjekte "mehr und welche weniger in Frage kommen". Im Sommer, hofft Seele, sollte der Vertrag stehen.

Durch Urengoy bekomme die OMV Reserven, für die sie im Alleingang in den nächsten vier bis fünf Jahren rund vier Milliarden Euro investieren müsste. Die OMV habe in den letzten Jahren von ihren Reserven gelebt, aber diese nicht ersetzt. "Dekarbonisiert", sagt Seele. In die Kooperation mit Gazprom würden bis 2020 nur rund fünf bis zehn Prozent der Gesamtinvestitionen der OMV fließen. Der Großteil geht in die Nordsee, gefolgt von Österreich und Rumänien.

Öl- und Gasfelder in Abu Dhabi

Rascher will der neue OMV-Chef die Kooperation mit Abu Dhabi durchziehen (der KURIER berichtete). Der Staatsfonds IPIC des Emirats hält 24,9 Prozent an der OMV. Seele kündigte bereits an , die strategische Zusammenarbeit mit den Abu Dhabis zu intensivieren. Derzeit ist die OMV nur an einer kleinen Gaskondensat-Lagerstätte beteiligt. "Wir wollen Öl- und Gasfelder haben, daran mangelt es der OMV", präzisiert Seele. Die Verhandlungen seien "weit fortgeschritten, wir versuchen den vertraglichen Abschluss so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen".

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