Das lockt die OMV nach Russland

Das lockt die OMV nach Russland
Beteiligung in Sibirien soll langjährig stabile Produktion und Milliarden-Kostenvorteil bringen.

Seit Wochen wird über den geheimnisumwitterten Russen-Deal der OMV spekuliert und debattiert. Noch immer hält sich der heimische Öl- und Gaskonzern mit Details dazu zurück. Eine Studie des Beratungsunternehmens Wood Mackenzie erklärt jetzt aber zumindest, warum es die OMV so intensiv nach Russland zieht. Gelingt ihr nämlich die geplante knappe Viertel-Beteiligung am sibirischen Öl- und Gasfeld Achimov IV und V, käme der Konzern auf einen Schlag zu einer beachtlichen Menge an Öl- und Gasreserven.

In der Nordsee müsste die OMV für die selbe Reserven-Menge sechs Jahre lang rund 700 Millionen Euro investieren, also mehr als vier Milliarden Euro in Summe. Die Beteiligung an Achimov, für die die russische Gazprom im Gegenzug Anteile an OMV-Geschäften erhalten soll, werde bei Weitem nicht solche Summen erreichen. Das entlastet die angespannte Finanzlage des Konzerns. Zudem liefern die russischen Felder laut Wood Mackenzie über viele Jahre stabile Mengen an Öl und Gas. In Nordsee-Feldern hingegen geht die Produktion nach wenigen Jahren zurück.

Wunschliste weggesperrt

Gazprom hat genaue Vorstellungen, was sie von der OMV gerne als Gegenleistung für die Achimov-Beteiligung hätte. Die Wunschliste hätten die Russen aber weggesperrt, sie sei derzeit nicht Gegenstand der Verhandlungen, versicherte OMV-Chef Rainer Seele am Rande der Europäischen Gaskonferenz in Wien.

Die OMV sei jetzt dabei, mit Geologen die Achimov-Felder genau zu erkunden. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen seien, stehe fest, wie viel das Feld tatsächlich wert sei. Sicher sei, dass es dort nicht nur Gas, sondern auch Kondensat – ein sehr leichtes und wertvolles Erdöl – gibt. Dafür gelten Weltmarktpreise. Dann müsse verhandelt werden, welcher Anteil der Produktion in den russischen Markt, wie viel in den Export gehen soll und welche Preise die OMV dafür verlangen kann. Erst wenn das alles feststehe, könne über den Asset-Tausch mit Gazprom gesprochen werden.

Nord Stream Pipeline

Mit Widerständen hat die OMV auch bei der geplanten Gasleitung Nord Stream II zu kämpfen. Das Projekt von Gazprom, Shell, E.ON, BASF und Engie (früher Gaz de France) stößt auf Skepsis in der EU. Sie drängt auf Diversifizierung des Gasbezugs und strikte Einhaltung ihrer Regeln.

Die internationale Ölindustrie reagiert mit einer scharfen Investitions-Bremse auf den Verfall des Ölpreises. Neue Projekte mit einem geplanten Investitionsvolumen von 380 Milliarden Dollar wurden seit Mitte 2014, als der Ölpreisabsturz begann, auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Betroffen sind vor allem Bohrpläne in tiefen Meeresschichten, Ölsand-Projekte in Kanada sowie Fracking in den USA, geht aus einer Analyse der Energieberater von Wood Mackenzie hervor. 2,9 Millionen Fass an täglicher Ölproduktion wurde aus den nunmehr aufgeschobenen Projekten erwartet.

Der weltweite Ölverbrauch beträgt derzeit etwa 92 Millionen Fass am Tag, das Angebot ist um 1,5 Millionen Fass höher. Wood Mackenzie erwartet daher, dass die Ölkonzerne ihre Ausgaben weiter reduzieren werden. Bis 2020 könnten noch 170 Milliarden Euro an geplanten Investitionen wegfallen. Die Analysten von Barclays prognostizieren, dass die 225 größten Öl- und Gasunternehmen ihre Budgets heuer um 15 Prozent kürzen – die erste zweistellige Reduktion in der 31-jährigen Geschichte dieser Analyse. Saudi-Arabien aber dürfte seine Investitionen um 5,5 Prozent ausweiten. Gewinnwarnung von Shell Der britisch-niederländische Ölkonzern Shell hat am Mittwoch seine Gewinnerwartung halbiert. Statt 3,3 Milliarden Dollar rechnet er für das Schlussquartal 2015 mit 1,6 bis 1,9 Milliarden Dollar. Die Übernahme des britischen Rivalen BG will der Konzern in den nächsten Wochen abschließen. 10.000 Arbeitsplätze sollen dadurch wegfallen.

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