OECD: Teuerung erschwert Erholung von Coronapandemie

OECD: Teuerung erschwert Erholung von Coronapandemie
Trotz niedriger Arbeitslosenquote weiterhin oft wenig Beschäftigung in Niedriglohnbranchen. Preissteigerungen treffen vor allem Haushalte mit geringem Einkommen.

Obwohl sich die Volkswirtschaften der OECD-Länder von den Effekten der Coronapandemie erholt haben, stellen die Preissteigerungen die Dauerhaftigkeit dieser Erholung laut OECD infrage. Trotz einer generell niedrigen Arbeitslosenquote sei die Beschäftigung in Niedriglohnbranchen in vielen Ländern noch unter Vorkrisenniveau. Steigende Preise würden zudem vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen treffen, schreibt die OECD.

Die Arbeitslosenquote des OECD-Raums liege derzeit unter dem Niveau von Februar 2020. Seit dem Krisenkonjunkturtief von April 2020 seien zudem um rund neun Millionen Jobs mehr geschaffen worden, als nach dem Ausbruch der Pandemie zerstört wurden, so die OECD in ihrem am Freitag erschienenen Beschäftigungsausblick. Dies dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es weiter erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern und Bevölkerungsgruppen gebe.

Preissteigerungen

"In einigen Ländern liegt die Erwerbsbeteiligung ebenso wie die Beschäftigung immer noch unter Vorkrisenniveau. Zudem expandiert die Beschäftigung zwar recht kräftig in Hochlohnbranchen des Dienstleistungsgewerbes, bewegt sich in vielen Niedriglohnbranchen aber immer noch unter Vorkrisenniveau", heißt es dort. Das habe vor allem erhebliche Auswirkungen auf die dort beschäftigten Bevölkerungsgruppen.

Hinzu kommt, dass das Lohnwachstum vielerorts nicht mit dem Preisanstieg mithält. Trotz des anhaltenden Beschäftigungswachstums seien die realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte im letzten Quartal 2021 im Vorjahresvergleich gesunken. Dieser Rückgang habe sich Schätzungen zufolge in vielen Ländern auch in den ersten Monaten des Jahres 2022 fortgesetzt, so die OECD.

Obwohl zwar ein Teil der negativen Effekte der Krise abgeklungen sei, sei die Erholung in vielen Ländern vor allem bei jungen Menschen, Geringqualifizierten und Niedriglohnkräften noch nicht angekommen. Für den Großteil jener Länder, für die entsprechende Daten vorliegen, gelte dies auch für ethnische Minderheiten, so die OECD. Laut dem Bericht konnten die im Zuge der Coronapandemie gesetzten Maßnahmen negative Effekte der Krise zwar abfedern, oftmals waren sie jedoch "nicht hinreichend zielgenau und die Ausgaben höher als nötig". Zudem waren vor allem Arbeitskräftegruppen in atypischen Beschäftigungsverhältnissen nicht hinreichend abgesichert.

Niedrigeinkommenshaushalte trifft es vergleichsweise stärker

Gerade jene Gruppen treffe der Anstieg der Rohstoffpreise jetzt hart, da Niedrigeinkommenshaushalte einen vergleichsweise größeren Teil ihres Einkommens für Energie und Nahrungsmittel ausgeben. "Die wirtschaftlichen Konsequenzen des Kriegs in der Ukraine haben Ungleichheiten verstärkt und die Risiken für die schwächsten Teile der Bevölkerung erhöht", so die OECD. So hatte der Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise Schätzungen zufolge von April 2021 bis April 2022 einen um etwa 50 Prozent stärkeren Effekt auf Haushalte im untersten Quintil der Einkommensverteilung, als jene im obersten Quintil.

"Die Sicherung des Lebensstandards der Schwächsten sollte Priorität haben, damit sie nicht überproportional unter der doppelten Belastung von Pandemie und steigenden Lebenshaltungskosten leiden", heißt es in dem Bericht weiter. Als geeignete Mittel nennt der Bericht beispielsweise die Anpassung des Mindestlohns, die vor allem angesichts der hohen Inflation wichtig wäre. Daneben könnten befristete Energieprämien - sofern zielgenau - die Situation einkommensschwacher Haushalte entlasten.

Kommentare