OECD: Betriebe sollten ihre Belegschaft mitreden lassen

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Studie: Betriebsräte und Kollektivverträge wirken sich positiv auf Arbeitswelt aus. AK will Befugnisse erweitern.

Es braucht wieder mehr Miteinander in der Arbeitswelt. Diesen Appell richtet die Industriestaaten-Organisation (OECD) an ihre Mitgliedsstaaten. Fakten dazu liefert sie in einer neuen Studie. Demnach kommen in vielen Ländern die Mitbestimmung durch Arbeitnehmervertretungen sowie die Tarifpartnerschaft (Sozialpartnerschaft) zunehmend unter die Räder. Gründe sind die rasante wirtschaftliche Entwicklung samt Schaffung immer neuer Beschäftigungsformen.

International arbeiten immer weniger Menschen in Arbeitsverhältnissen mit Tarifbindung: OECD-weit waren es zuletzt nur noch 32 Prozent gegenüber 46 Prozent im Jahr 1985. In Deutschland sank der Anteil im gleichen Zeitraum von 85 Prozent auf 56 Prozent. Österreich stellt mit einer Kollektivvertrags-Abdeckung von mehr als 90 Prozent eine große Ausnahme dar – und wird daher von der OECD gemeinsam mit den Niederlanden, Dänemark, Norwegen und Schweden lobend erwähnt.

OECD: Betriebe sollten ihre Belegschaft mitreden lassen

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Laut Studie profitieren von der Arbeitnehmer-Mitsprache nicht nur die Beschäftigten durch bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch die Unternehmen durch höhere Produktivität sowie die Volkswirtschaft als Ganzes durch sozialen Frieden. Am besten sei, wenn die Tarifpartner nur allgemeine Bedingungen auf Branchenebene vereinbaren, die Details aber auf betrieblicher Ebene beschließen und dabei die besonderen betrieblichen Bedingungen berücksichtigen, empfiehlt die OECD.

Ausdehnung

Mit Blick auf die Zukunft sollten die Länder aber sicherstellen, dass Tarifpartnerschaft und Mitsprache auch auf arbeitnehmerähnliche Erwerbstätige – also etwa freie Dienstnehmer oder so genannte Crowdworker, die via Internet ihre Leistungen erbringen – ausgedehnt werden.

Für die Arbeiterkammer (AK) ist die OECD-Studie Wasser auf den Mühlen. „Dass Österreich sowohl wirtschaftlich als auch in Bezug auf die Lebensqualität weltweit im Spitzenfeld liegt, ist zu einem Großteil der Sozialpartnerschaft auf betrieblicher und überbetrieblicher Ebene zu verdanken“, sagt Silvia Hruska-Frank, stv. Leiterin der Abteilung Sozialpolitik in der AK Wien.

Die Betriebsräte selbst wünschen sich noch mehr Einbindung bei wichtigen betrieblichen Entscheidungen, ergab eine IFES-Befragung im Auftrag der AK. So sollen Betriebsräte für ausgegliederte Unternehmensteile (Standortbetriebsrat) ebenso zuständig sein wie für die Belange freie Dienstnehmer oder Crowdworker. Auch in den Aufsichtsratsgremien sollte die Mitbestimmung - derzeit Drittelparität - ausgeweitet werden.

Druck steigt

Auf die Frage nach den größten Veränderungen in der Arbeitswelt im vergangenen Jahr geben die Betriebsräte vor allem die steigende Arbeitsmenge, den steigendn Arbeitsdruck sowie die Verschlechterung der Konfliktkultur und des Betriebsklimas an. Die Arbeitnehmervertreter sehen auch eine zunehmende Spreizung der Gehaltsschere. Der Abstand zwischen höchsten und niedrigsten Einkommen wird aus ihrer Sicht immer größer und ist daher auch Grund für Unzufriedenheit.

 

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