ÖBB-Vorständin: Zu Spitzenzeiten kann nicht jeder bequem sitzen

Wien Hauptbahnhof
Überfüllte Züge sind selbst durch massive Investitionen nicht vermeidbar, sagt ÖBB-Vorständin Sabine Stock.

Aus Sicht der ÖBB-Vorständin Sabine Stock zielt der Ausbau der Bahnkapazitäten nicht darauf ab, den Bedarf auch zu Spitzenzeiten vollständig abzudecken. Überfüllte Züge seien selbst durch massive Investitionen nicht ganz vermeidbar. "Wir bauen auch nicht die Westautobahn achtspurig aus, nur damit alle gleichzeitig in den Sommerurlaub fahren können", sagte sie im Interview mit dem Magazin "trend". Stattdessen müsse die Gesellschaft Bahnfahren neu lernen.

Teure Reserve

Dem Ziel, dass jede Person mit dem Zug fahren kann, die das möchte, müsse das Ziel der Wirtschaftlichkeit gegenüber gestellt werden: Der Versuch "die Spitzenzeiten zu 100 Prozent abzudecken, sodass jeder bequem sitzt" würde auf der anderen Seite bedeuten, dass Züge zu weniger frequentierten Zeiten leer fahren oder ungenutzt herumstehen. Das verursache massive Kosten, "Reservekapazitäten sind einfach sauteuer", sagte Stock, die bei den ÖBB für den Personenverkehr zuständig ist.

Stattdessen müssten die Menschen neue Strategien für das Bahnfahren entwickeln: "Jeder soll zu einem vernünftigen Zeitpunkt dahin kommen, wo er hin will, auch wenn man dafür flexibler werden muss. Das müssen wir als Gesellschaft lernen, so wie wir auch spezielle Strategien für den Straßenverkehr gelernt haben", so die Vorständin.

Hohe Spritpreise

Zuletzt hatte es immer wieder Kritik an den ÖBB wegen überfüllter Züge gegeben, vereinzelt war es auch zu Räumungen von Zügen gekommen. Im April und Mai wurden erstmals seit Corona mehr Fahrgäste gezählt als im gleichen Zeitraum 2019, dem bisher stärksten ÖBB-Reisejahr jemals.

Gründe dafür sind eine Rückkehr der Reiselust mit Aussetzen der Corona-Beschränkungen, das Klimaticket und die gleichzeitig stark gestiegenen Spritpreise.

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