Dennoch sind solche Vorfälle für alle Beteiligten höchst unangenehm. Eine Reservierungspflicht, die vergangene Woche gegenüber dem KURIER erstmals nicht mehr ausgeschlossen wurde, stehe aktuell aber „absolut“ nicht im Raum, sagte Stock: „Wir hängen an unserem offenen System.“ Wer im Vorhinein reservieren kann, soll das nach Möglichkeit tun, „das würde schon enorm helfen.“
Zudem wiederholte sie, es gebe kein Kapazitäts-, sondern ein Lenkungsproblem. Über den ganzen Tag gesehen gebe es ausreichend freie Plätze. Um die Passagierströme besser zu lenken, wird an starken Reisetagen verstärkt auf Alternativangebote hingewiesen – in der App, auf der Webseite und durch Personal auf den Bahnsteigen. Auch in den Prognosen werde man immer besser – und könne entsprechend zusätzliche Züge bereitstellen.
Viele Faktoren
Die Gründe für den Bahn-Boom seien vielfältig, so Stock. Einerseits handle es sich nach dem weitgehenden Ende der Pandemie in Kombination mit der Einführung des Klimatickets um einen erwarteten Trend.
Andererseits wurde dieser durch kurzfristige Faktoren verstärkt: Der Ukraine-Krieg und die dadurch steigenden Energiepreise trügen ihren Teil bei, aber auch die Einführung des flächendeckenden Parkpickerls in Wien habe sich in den Zahlen „sofort“ niedergeschlagen.
Investitionen
„Wir haben den Boom erwartet und sind vorbereitet“, sagte Garstenauer. 4,1 Milliarden Euro investiert die Bahn bis 2030 in die Erneuerung und Erweiterung der Zugsflotte. In den nächsten acht Jahren soll die Kapazität im Fernverkehr kontinuierlich um 30 und im Nahverkehr um 20 Prozent steigen.
Grundsätzlich mangle es aber nicht an Zügen und Personal, betonten die beiden Vorstände. So werden etwa am kommenden Pfingstwochenende – wieder ein starkes Reisewochenende – 13.000 zusätzliche Sitzplätze bereitgestellt. Neue Züge ausschließlich wegen des aktuellen Booms zu kaufen, sei keine Option.
Nicht nur wegen hoher Anschaffungskosten und langer Vorlaufzeit, sondern auch, weil dann viele Züge unter der Woche, also bei gewöhnlicher Auslastung, herumstehen würden – auf Kosten der Steuerzahler.
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