Klimaticket zeigt die Kapazitätsprobleme der ÖBB auf

Klimaticket zeigt die Kapazitätsprobleme der ÖBB auf
Vom Auto in die Bahn – falls genug Platz vorhanden ist. Überfüllte Züge sorgen für Ärger bei Pendlern.

Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) zeigte sich vor wenigen Tagen zufrieden darüber, dass das Klimaticket so gut angenommen wird. Über 160.000 Personen haben die Jahreskarte, mit der man um 1.095 Euro alle Öffis in ganz Österreich nutzen kann, erworben. Pro Monat würden mehr als 5.000 neue Kartenbesitzer dazukommen.

Nicht ganz so erfreut zeigen sich jene, die mit diesem Ticket in den Zügen der ÖBB unterwegs sein wollen. Vor allem Pendler klagen auf der Süd- und der Westbahnstrecke über überfüllte Züge. Am letzten Stück nach Wien gibt es meist keinen Sitzplatz mehr. Zuletzt tauchten außerdem Meldungen auf, dass so mancher Fahrgast auf einen späteren Zug warten musste, weil wegen Überfüllung niemand mehr in den Zug gelassen wurde.

3 Euro pro Reservierung

Die ÖBB beschwichtigen. „Wir haben über den Tag verteilt genug Kapazitäten“, sagt ÖBB-Sprecher Bernhard Rieder. Zu Stoßzeiten sollte aber reserviert werden, um einen sicheren Platz im gewünschten Zug zu haben. Rieder: „Das gilt für jeden Fahrgast, ob mit Klimaticket, Einzelfahrkarte oder Verbundticket.“ Was speziell Klimaticketbesitzern sauer aufstößt, weil pro Reservierung 3 Euro verlangt werden. Womit für einen Pendler, der die Stoßzeiten in der Früh und am Abend nutzen muss, der Vorteil des günstigen Klimatickets schon wieder weg ist.

ÖBB-intern sieht man das Problem, dass Pendler vielfach auch die Railjets wegen ihrer kurzen Fahrzeit nutzen. Diese Fernzüge, für die es in früheren Zeiten einen eigenen Zuschlag gegeben hat, sind aber meist schon voll besetzt, wenn sie auf ihrer Fahrt nach Wien etwa in St. Pölten oder in Wiener Neustadt Halt machen. Für die Pendler wären in erster Linie die Regionalzüge und Schnellbahnen gedacht.

Zusätzliche Kapazitäten

Das kann momentan aber nur schwer kommuniziert werden, weil das Klimaticket eben für alle Öffentlichen Verkehrsmittel gilt. Klar ist für die ÖBB, dass man die Praxis, dass nicht unbedingt reserviert werden muss, beibehalten will. Rieder: „Wir haben in Österreich, wie in der Schweiz und Deutschland, ein offenes System, das heißt, Kunden können jederzeit ohne Reservierung eine Zugreise antreten. Dies ermöglicht seit Jahren flexibles Reisen und Pendeln. Es stößt aber zu Spitzenzeiten an seine Grenzen.“

Eine solche Spitzenzeit könnte wegen des Donnerstag-Feiertags das kommende Wochenende sein. Deswegen werden zusätzliche Waggons eingesetzt. Auf ganz Österreich verteilt will man 10.000 zusätzliche Plätze anbieten.

Kommentare