Millionenpleite des Autoverleihs 123-Transporter

Mehrere weiße Transporter stehen in einer Reihe auf einem gepflasterten Parkplatz nebeneinander.
Das Unternehmen hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Wiener Neustadt beantragt.

"Alles ohne Papierkram! Einfach online buchen, Bild von Führerschein und Ausweis hochladen und online bezahlen. Du bekommst die Bestätigung, die Rechnung, den Standort und den digitalen Schlüssel zum Öffnen des Transporters dann direkt auf Dein Smartphone geschickt. Du kannst Deine Fahrt im Buchungszeitraum jederzeit beginnen und beenden", heißt es auf der Firmen-Homepage. "Kleinere Schäden? Kein Problem – wir kümmern uns darum, damit Du Deine Fahrt entspannt genießen kannst. Falls doch einmal etwas passiert, findest Du in der 123-Transporter-App jederzeit Unterstützung und direkten Kontakt zum Kundenservice. Unser Support-Team ist täglich für Dich da – auch an Wochenenden und Feiertagen. Nur bei uns hast Du die Wahl zwischen drei Sicherheitsoptionen: 1. Klassische Kaution – Du hinterlegst eine Kaution, die Du nach erfolgreicher Prüfung zurückerhältst. 2. Ohne Kaution – Du möchtest nicht auf die Prüfung warten? Wähle unseren Service ohne Kaution und fahre direkt los. 3. 123-Pro-Mitgliedschaft – Gegen eine monatliche Gebühr fährst Du 24 Monate lang ohne Kaution."

Die Rede ist von der 123 Shared Mobility GmbH mit Sitz im niederösterreichischen Ternitz, Betreiberin der Marke 123-Transporter in Österreich. Sie hat laut Creditreform am Landesgericht Wiener Neustadt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Fünf Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen.

Gläubigern werde eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten, teilte das Unternehmen mit. Bei der Arbeiterkammer (AK) waren tausende Beschwerden wegen Abbuchungen eingelangt, die Justiz ermittelt nach Anzeigen.

123-Transporter habe IT-Infrastruktur und Plattformtechnologie für die Abwicklung von Carsharing- und Vermietung zur Verfügung gestellt, die 419 in Österreich eingesetzten Transporter seien von einem Partner bereitgestellt worden, hieß es. 

Die Insolvenzursachen

"Laut Schuldnerin lief der Unternehmensbetrieb gut und hat wirtschaftlich funktioniert, bis es Mitte September zu einem unvorhergesehenen Problem mit dem Flottenpartner kam. Der exklusive Flottenpartner hat laut Schuldnerin kurzfristig und ohne Vorwarnung vertragswidrig nahezu sämtliche Fahrzeuge aus dem System abgezogen, indem er diese systemisch und physisch deaktiviert", so Creditreform. "Damit wurde die Geschäftsgrundlage des Unternehmens in Österreich schlagartig verunmöglicht, da die Fahrzeug-Vermietung nicht mehr möglich war. Durch das Verhalten des Flottenpartners wurde 123-Transporter die gesamte Umsatzgrundlage (= Vermietung der Fahrzeuge an Endkunden) entzogen. Mangels zu vermietenden Fahrzeugen kann das Unternehmen somit kaum mehr Umsatz erwirtschaften. Die 123-Transporter war durch dieses Verhalten auch gezwungen, den Flottenpartnervertrag aus wichtigem Grund mit sofortiger Wirkung zu kündigen, um weiteren wirtschaftlichen Schaden abzuwenden."

Märkte in Tschechien, der Slowakei und Ungarn nicht betroffen

Die Geschäftstätigkeit in Tschechien, der Slowakei und Ungarn laufe gesellschaftsrechtlich autark, teilte das Unternehmen mit: "Diese ausländischen Märkte sind eigenständige Lizenznehmer und operieren daher uneingeschränkt weiter. Die Länder sind von den Entwicklungen in Österreich nicht berührt."

Bei der AK hatten sich in den vergangenen Jahren zahlreiche Betroffene gemeldet. Ihnen waren etwa Kautionen und Vertragsstrafen zum Beispiel wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen oder Rauchen im Fahrzeug abgebucht worden. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ermittelt gegen den Geschäftsführer der 123 Shared Mobility GmbH wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Veruntreuung. Zuletzt hatten Partner wie die Baumarkt-Kette OBI erklärt, die Zusammenarbeit mit 123-Transporter zu beenden.

Die Schulden

Die Passiva werden laut Creditreform mit rund 4,7 Millionen Euro beziffert, davon entfallen 2,45 Millionen Euro auf strittige bzw noch zu prüfende Kautionsrückzahlungsansprüche und 1,46 Millionen Euro auf noch nicht geltend gemachte Kautionsrückzahlungsansprüche und 460.000 Euro auf fällige Kautions-Rückzahlungsansprüche, heißt es im Insolvenzantrag. Laut Wirtschaftscompass hatte die Firma schon Ende 2023 ein negatives Eigenkapital in Höhe von rund 644.000 Euro und der Bilanzverlust wurde mit 744.000 Euro beziffert.

Der Fortbetrieb

"Die Antragstellerin beabsichtigt das Unternehmen fortzuführen. Dies in Kooperation mit einem neuen verlässlichen Flottenpartner. Zu diesem Zweck wurde bereits eine erste Marktsichtung vorgenommen und wurden vorbereitend erste Gespräche mit potenziellen Partnern aufgenommen", so das Unternehmen.

Der Sanierungsplan

Den Gläubigern wird 20 Prozent Quote geboten. "Die zur Erfüllung des Sanierungsplans nötigen Mittel sollen aus der Einbringung bestehender Forderungen gegenüber Dritten und aus dem wiederaufzunehmenden Fortbetrieb mit einem neuen Flottenpartner stammen", heißt es im Insolvenzantrag. "Darüber hinaus wird die Antragstellerin durch die
Beendigung von Miet- und Personalverhältnissen die laufenden Kosten reduzieren und so die Liquidität sicherstellen. Zusätzlich wird erwartet, dass aus den bestehenden Miet-Abonnements von Kunden (Kfz-Mieten) ein Teil der Forderungen bedient werden kann."

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