Forstinger nach dritter Pleite: Mit Reparatur zurück in die Spur

Forstinger blickt auf eine durchwachsene Firmengeschichte zurück. Drei Pleiten musste der Kfz-Zubehörhändler und Werkstättenbetreiber schon wegstecken, zuletzt 2023. Nun hat das Unternehmen im September seine letzte Quotenzahlung geleistet und damit die dritte (und vorerst letzte) Sanierung erfolgreich abgeschlossen.
Der Weg aus der Pleite war kein einfacher und geprägt von weitläufigen Sparmaßnahmen. "Wir mussten an unseren Standorten jeden Cent umdrehen", erzählt Rudolf Bayer, der 2024 nach dem dritten Sanierungsverfahren neben Harald Chromy die Forstinger-Geschäftsführung übernahm.
Von 87 blieben 69 Standorte übrig. Die Mitarbeiterzahl sank von 518 auf etwas mehr als 400.
Auch die verbleibenden Mitarbeiter mussten mitziehen und verzichteten über mehrere Monate auf zehn Prozent ihres Gehalts. "Ohne diesen freiwilligen Gehaltsverzicht hätten wir es wahrscheinlich nicht geschafft", resümiert Bayer im Gespräch mit dem KURIER.
Angeschlagenes Image und schlechte Konditionen
Schuld daran, dass die Sanierung so schwerfiel, war das angeschlagene Image der Firma. Dieses bereitete dem Autozubehörhändler schlechte Konditionen bei seinen Lieferanten.
"Wir haben ohne Vorkasse keine Ware erhalten. Unter diesen Bedingungen ein Unternehmen zu sanieren, ist ein sinnloses Unterfangen", erzählt Bayer. Das Vertrauen der Lieferanten wiederzuerlangen sei schwierig gewesen, doch das gute Netzwerk des Forstinger-Chefs in der Branche hätten geholfen.

Forstinger-Geschäftsführer Rudolf Bayer
Nun ist die Sanierung Geschichte und Bayer blickt positiv in die Zukunft. Das laufende Geschäftsjahr 2025/26, das mit Anfang Oktober begonnen hat, möchte der Geschäftsführer mit einem positiven Betriebsergebnis abschließen.
Um dieses Ziel zu erreichen, soll sich das Unternehmen künftig noch stärker auf seine Werkstätten anstatt auf den Einzelhandel konzentrieren. Denn die Reparaturen und Service-Leistungen werden für den Umsatz von Forstinger immer bedeutender.
So machte Forstinger im abgelaufenen Geschäftsjahr 15 Prozent seiner Einnahmen mit den Werkstätten. Im Jahr zuvor waren es noch acht Prozent. Während der Umsatz im Einzelhandel im vergangenen Jahr um etwa zwei Prozent rückläufig gewesen sei, sei er bei den Werkstätten um 26 Prozent gestiegen.
Standorte werden modernisiert und neue Filialen eröffnet
Aus diesem Grund plant Bayer auch, in die Forstinger-Werkstätten zu investieren, um diese "auf einen modernen Stand zu bringen". Denn auf diesem seien aktuell nicht alle Standorte.
Der heimische KFZ-Zubehörhändler und Werkstättenbetreiber zählt österreichweit 69 Filialen. 68 davon sind mit einer eigenen Werkstatt ausgestattet.
Forstinger erwirtschaftet laut einen Angaben rund 70 Millionen Euro Umsatz im Jahr und beschäftigt mehr als 400 Mitarbeiter.
Schätzungen zufolge, kaufen jährlich 500.000 Kunden bei Forstinger ein oder lassen Reparaturen an ihren Autos vornehmen.
So kann Forstinger etwa in nur 39 der 69 Filialen das sogenannte "Pickerl" (die §57a-Überprüfung) vornehmen. Die übrigen Standorte werden dahin gehend gerade adaptiert. Den Anfang machte die Filiale in Neunkirchen, die am Freitag neu eröffnet wurde.
"Die Standorte, die nicht mehr ansehnlich sind, werden wir erneuern", kündigt Bayer an. Im laufenden Geschäftsjahr werde das nur vereinzelt vorkommen, denn "der Sparkurs ist noch nicht vorbei". Ab dem Herbst 2026 soll verstärkt ins Filialnetz investiert werden. Dabei sollen auch neue Standorte hinzukommen.
Im Einzelhandel erwartet Bayer auch im kommenden Geschäftsjahr weitere Rückgänge. Um fehlende Umsätze aber zumindest teilweise abzufedern, hat Forstinger im August einen Online-Shop eröffnet.
Noch stärker will Bayer in Zukunft auch auf die vergleichsweise günstige Eigenmarke des Unternehmens setzen und das Sortiment ausbauen. Denn diese wäre vor allem in einer Zeit, in der Autofahren immer teurer wird, gefragt.
Die teuren "Glaspaläste der Originalisten"
Die gestiegenen Kosten bekam Forstinger in den vergangenen Jahren zu spüren und musste aufgrund der Kollektivvertragserhöhungen etwa die Stundensätze in den Werkstätten anheben.
Doch die Teuerung spiele Forstinger auch in die Karten, meint Bayer, und kritisiert die Werkstätten der Autobauer: "Ich sage immer etwas zynisch, in den Glaspalästen der Originalisten kostet schon das Hineingehen 150 Euro. Vielen sind diese Werkstätten zu teuer und sie kommen lieber zu uns, weil wir Fixpreise haben."
Kommentare