Neuer Novomatic-Vorstand: "Nehmen unsere Verantwortung sehr ernst"
Holding-Vorstand Stefan Krenn spricht im KURIER-Exklusiv-Interview über die Pläne des Gaming-Konzerns.
KURIER: Wie ist 2023 für Novomatic gelaufen?
Stefan Krenn: Wir sind durchaus zufrieden, denn wir konnten trotz der großen Herausforderungen – Stichwort Inflation und hohe Zinsen – unsere internationale Wachstumsstrategie auch 2023 erfolgreich fortsetzen. Gezielte Investitionen in Produktentwicklungen und neue Technologien haben uns dabei geholfen, unsere Performance zu verbessern und die Nachfrage nach Novomatic-Produkten, landbased und online, weiter zu steigern. Insbesondere in Italien, Spanien, Deutschland, UK und USA konnten wir erfreuliche Zuwächse verzeichnen.
Was erwarten Sie für 2024? Wir kommen gerade von der größten Branchenmesse Europas, der ICE London, und das Interesse der internationalen Casino-Betreiber an unseren Produkten war enorm groß. Das stimmt uns zuversichtlich, denn der Fokus liegt ganz klar auf Wachstum und weiterer internationaler Diversifikation. Aber natürlich rechnen wir auch damit, dass die Situation aufgrund globaler Krisen und weiterer Kostensteigerungen herausfordernd bleiben wird. Klares Ziel ist die Absicherung unserer Technologieführerschaft am Kernmarkt Europa und der weitere Ausbau in Übersee.
Zu den Lohnkosten, was erwartet die Mitarbeiter?
Wir konnten mit viel Anstrengung auch während der Corona-Pandemie die Mitarbeiteranzahl halten und trotz der hohen Inflation in den letzten 24 Monaten sogar steigern. Inzwischen beschäftigt Novomatic weltweit mehr als 24.500 Mitarbeiter, das sind um 13 Prozent mehr als im Vorjahr. 2023 haben wir im Konzern mehr als eine Milliarde Euro an Löhnen und Gehältern ausbezahlt.
Keine Branche ist so nahe an der Politik wie Ihre. Sie waren für die ÖVP in der Politik, das kann jetzt hilfreich sein.
Ich selbst war nie Politiker, sondern ich war vor über 20 Jahren während meines Studiums Mitarbeiter im Parlament. Das war eine sehr spannende Erfahrung, weil man gelernt hat, sich rasch auf unterschiedlichste Themen einzustellen und komplexe Sachverhalte strukturiert aufzubereiten. Einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren ist aber, dass das Unternehmen seit seiner Gründung ausschließlich in regulierten Märkten mit klaren und sehr strengen rechtlichen Rahmenbedingungen tätig ist.
Die Glücksspiel-Branche wird auch in Österreich sehr kritisch gesehen und ihr wird zu laxer Umgang mit Spielerschutz vorgeworfen.
Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst, das ist Teil der DNA des Unternehmens. Die österreichische Rechtslage gehört insbesondere bei Spieler- und Jugendschutz zu den strengsten der Welt und es geht darum, sämtliche gesetzliche Rahmenbedingungen zu erfüllen. Das tun wir, Responsible Gaming war und ist eine zentrale Säule unseres umfassenden ESG-Programmes (Anm.: Environmental, Social, Governance-Programm). Wir haben viel investiert und ein hervorragendes Zeugnis vorzuweisen. Wir waren das erste österreichische Unternehmen, das nach dem weltweit strengsten Spieler- und Jugendschutz Standard G4 zertifiziert ist und belegen in unabhängigen ESG-Ratings Spitzenplätze.
Welche Wünsche haben Sie an die Politik?
Wichtig ist uns ein vernünftiger Rahmen, der einen höchstmöglichen Schutz der Kunden sowie eine sinnvolle
Bewirtschaftung des Marktes ermöglicht und keinen Raum für illegales Angebot lässt. Die Behörden arbeiten bei der Bekämpfung des illegalen Glücksspiels sehr gut, die gesetzlichen Vorgaben reichen
aber nicht aus. Hier sollte – insbesondere online – noch deutlich nachgebessert werden. Außerdem haben wir bereits vor über 10 Jahren eine eigenständige und unabhängige Behörde nach internationalen Standards gefordert und hoffen, dass das nun endlich rasch umgesetzt wird. In vielen anderen Ländern ist das seit langem Standard.
Der Finanzminister müsste heuer mit den Ausschreibungen für Casinos- und Lotterielizenzen beginnen. Wird sich Novomatic bewerben?
Wir haben keine Information darüber, wann und in welchem Umfang die Ausschreibungen erfolgen. Sobald uns diese vorliegen, werden wir sie prüfen und dann entscheiden, ob wir uns bewerben.
Das klingt nicht danach, dass Österreich ein besonders wichtiger Markt für Sie ist?
Wir sind global tätig und erbringen unsere Leistungen weltweit. UK, Spanien, Italien, Deutschland, CEE, Holland, USA und Lateinamerika – das sind unsere Kernmärkte. Österreich ist in erster Linie der Standort unseres internationalen Headquarters. Erst kürzlich hat eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica gezeigt, in welchem Umfang unser internationaler Erfolg auch Österreich zugutekommt. Novomatic sichert direkt und indirekt rund 6.000 Arbeitsplätze im Land. Unser Steuer- und Abgabenaufkommen in Österreich betrug im letzten Jahr etwa 270 Million Euro – das ist mehr als die gesamte Tourismusabgabe.
Seit fast fünf Jahren ermittelt die WKStA im Casinos-Verfahren, das auch Novomatic betrifft. Wie sehr belasten derart lange Ermittlungen das Geschäft? Auch wenn wir uns nichts vorzuwerfen haben, sind so lange Ermittlungsverfahren und die daraus resultierende Berichterstattung natürlich nicht angenehm. Nicht nur für die einzelnen Betroffenen, sondern für alle Mitarbeiter. Dennoch gibt es auch erfreuliche Entwicklungen. Die WKStA stellte etwa das Ermittlungsverfahren wegen einer angeblichen Parteispende ein.
Was ist für Sie das Besondere an diesem Unternehmen?
Das ist sicher die einzigartige Erfolgsgeschichte, die maßgeblich mit dem Gründer Prof. Johann Graf zusammenhängt. Als Pionier der Entertainmentindustrie hatte er bereits bei der Unternehmensgründung eine klare Strategie, die bis heute gültig ist: Innovation als Basis für marktführende Produkte, laufende Verbesserung der Unternehmensprozesse und Internationalisierung. So wurde aus einem – heute würde man sagen – Start Up mit drei Mitarbeitern im Jahr 1980 einer der führenden und größten Gaming-Technologiekonzerne der Welt.
Technologieführer
Karriere
Mit 15. Februar wurde Stefan Krenn neues Vorstandsmitglied der Novomatic AG. Krenn studierte Wirtschaft sowie Informations- und Medienrecht und begann seine Karriere vor knapp 25 Jahren als Mitarbeiter im Parlament. Danach zehn Jahre in der Unternehmensberatung und seit 2015 in unterschiedlichen Funktionen bei Novomatic.
Unternehmen
Vom Selfmade-Industriellen Johann F. Graf gegründet, weltweit rund 300 Beteiligungen in mehr als 100 Ländern. Umsatz 2022 bei 2,9 Milliarden Euro. Mit 24.500 Mitarbeitern
einer der größten Gaming-Technologiekonzerne weltweit. Erzeugung von Spielautomaten, Casino-Technologie und Content für Online-Anbieter. In Österreich Beteiligung an den teilstaatlichen Lotterien, Headquarter in Gumpoldskirchen. Sowie Admiral Automatencasinos und Sportwetten.
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