Neuer Elan für gebrauchte Autos
Fast ein Viertel der österreichischen Klein- und Mittelunternehmer wollen sich in den kommenden fünf Jahren aus ihrem Geschäft zurückziehen. Das sind knapp 80.000 Betriebe. Bei rund einem Fünftel davon, also bei 16.000 Unternehmen, ist laut einer brandaktuellen Studie der Österreichischen Notariatskammer aber kein Nachfolger da.
Die „Hofübergabe“ ist nicht nur für diese Betriebe eine Herausforderung, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Denn von diesen Unternehmen hängen Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden ab. Gemeinsam mit Servus TV sucht der KURIER daher in einer fünfteiligen Serie Unternehmens-Nachfolger.
Gerade und besonders in Zeiten wie diesen. Interessenten wenden sich bitte an wirtschaft@kurier.at oder nachfolger@servusTV.com.
Hinterleitner GmbH, Steyr
Im Jahr 1984 gründete Karl Hinterleitner seine erste Kfz-Werkstatt in einer Garage. Drei Jahre später übernahm er mit seiner Frau Karin ein Autohaus in Steyr. Neben Verkaufsflächen für Neu- und Gebrauchtwagen hat das Unternehmen dort eine Werkstatt mit acht Hebebühnen und eine Spenglerei.
Zusätzlich bietet die Firma ihren Kunden Betreuung bei Finanzierungs- und Versicherungsleistungen. Da Interessenten ihre Autos in den vergangenen Jahren vermehrt im Internet suchen, hat das Autohaus seit 2013 auch ein eigenes Auto-Fotostudio.
Die Nachfolger: Autohaus Hinterleitner
Etwa 1.100 der 5.000 Quadratmeter großen Betriebsfläche sind bebaut, die Miete für das Firmengelände beträgt monatlich 1.520 Euro. Die Firma Hinterleitner verkauft jährlich etwa 700 bis 750 Autos.
Den Großteil des Geschäfts machen Gebrauchtwagen aus. Spezialisiert ist man nicht auf das Luxussegment, sondern, wie Karl Hinterleitner sagt, „das Brot-und-Butter-Auto für jedermann“. Das Unternehmen hat 16 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 8 Mio. Euro.
Im Zuge der Corona-Krise wurden Fixkostenzuschuss und Kurzarbeit in Anspruch genommen, derzeit werden keine Staatshilfen mehr bezogen. Ein Nachfolger muss laut Hinterleitner eine Leidenschaft für Autos und für den Verkauf haben.
Der Preis für die Ausstattung inklusive Maschinen und Werkzeug beträgt 550.000 Euro. Der derzeitig lagernde Fahrzeugbestand hat, so Hinterleitner, einen Verkaufswert von etwa 1,7 Mio. Euro.
Collectors Corner, Wien
Die Begeisterung für Comics begleitet Mario Simon seit seiner Kindheit. Im Jahr 1998 eröffnete er die Sammler-Boutique in der Wiener Leopoldstadt. Das Angebot umfasst neben Comicbüchern auch Figuren, Bekleidung und andere Artikel mit Bezug zur Comicwelt. darunter viele Raritäten und Sammlerstücke.
Herr Simon betreibt das Geschäft alleine, wenn er bei Messen ausstellt, helfen ihm Freunde. Zum Jahresumsatz wollte er sich nicht äußern, man könne aber davon leben.
Die Nachfolger: Collectors Corner
Ein Nachfolger muss ein passionierter Comicfan sein, denn um auf die Stammkundschaft eingehen zu können, braucht man, wie Herr Simon sagt, „ein bissl ein Sammlerherz“. Die Marktnische des kleinen Händlers gegenüber großen Ketten, die auch Comics verkaufen, entstehe erst durch die fachliche Kompetenz und die persönliche Beziehung zu den Kunden.
Aufgrund der zentralen Lage nahe der Wiener Innenstadt hat das Geschäft aber auch Laufkundschaft, etwa Touristen.
Den Verkaufswert der lagernden Ware schätzt Mario Simon, der den Betrieb wegen einer Erkrankung aufgeben muss, auf 1,5 Mio. Euro. Als Ablöse hätte er gerne 300.000 Euro. Der Mietvertrag für das 38 Quadratmeter große Geschäftslokal kann übernommen werden.
Müllers Deli, Golling
Etwa 25 Kilometer südlich der Stadt Salzburg eröffneten Mira Müller und ihre Tochter Claudia im Jahr 2005 ein Kaffeehaus. Aus diesem wurde im Laufe der Jahre ein Deli mit modernem Speisenangebot wie Woks und Burger. Im stark touristisch geprägten Tennengau besetzt Müllers Deli damit eine Marktnische zwischen Hauben-Restaurants und traditionellen Wirtshäusern.
Die Nachfolger: Müllers Deli
Da Mira Müller in ihrer Pension nicht mehr weiter arbeiten möchte und ihre Tochter das Lokal nicht mit jemand anderem führen will, wird ein Nachfolger gesucht.
Den Großteil des Jahres haben die Müllers den Tagesbetrieb mit einem Lehrling und einer weiteren Angestellten aufrechterhalten. In den umsatzstarken Sommermonaten wurden die Öffnungszeiten ausgeweitet und nach Bedarf zusätzliche Mitarbeiter saisonal eingestellt.
Der Jahresumsatz von Müllers Deli liegt zwischen 150.000 und 200.000 Euro. Da der Betrieb vom Lockdown der Gastronomie betroffen ist, kann derzeit niemand beschäftigt werden, der Lehrling ist in Kurzarbeit.
Die Ablöse für das zuletzt 2018 renovierte Lokal und die Ausstattung inklusive Barista-Kaffeemaschine beträgt 200.000 Euro. Der Mietvertrag für die 120 Quadratmeter große Immobilie kann übernommen werden.
Im Fernsehen.
„Die Nachfolger – Mein Betrieb wird dein Betrieb“,
am Donnerstag, 12.11.,
um 21.10 Uhr, bei Servus TV
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