Nachfolger für Alpakas und Geigen
Fast ein Viertel der österreichischen Klein- und Mittelunternehmer wollen sich in den kommenden fünf Jahrenaus ihrem Geschäft zurückziehen. Es geht um knapp 80.000 Betriebe. Bei rund einem Fünftel davon, also bei 16.000 Unternehmen, ist laut einer brandaktuellen Studie der Österreichischen Notariatskammer aber kein Nachfolger da.
Die „Hofübergabe“ ist nicht nur für diese Betriebe eine Herausforderung, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Denn von diesen Unternehmen hängen Mitarbeiter, Zulieferer und Kunden ab.
Gemeinsam mit SERVUS TV sucht der KURIER daher in einer fünfteiligen Serie Unternehmens-Nachfolger. Gerade und besonders in Zeiten wie diesen. Interessenten wenden sich bitte an wirtschaft@kurier.at oder nachfolger@servusTV.
Alpaka-Erlebnis GmbH, Wiener Neustadt
Das Ehepaar Gabriele und Walter Schneidhofer züchtet seit acht Jahren Alpakas. Seit 2015 betreiben sie mit der Boutique „Alpaka und Zirbe“ in der Wiener Neustädter Fußgängerzone einen Fachhandel für Produkte aus der Wolle der Tiere. Das Angebot umfasst neben Kleidung auch Artikel wie Decken und Stofftiere, der Großteil davon wird aus Peru importiert. Etwa ein Drittel des Umsatzes macht das Unternehmen mit Produkten aus österreichischem Zirbenholz.
Die Nachfolger: Alpaka Erlebnis - Video 1
Zum Geschäft gehören neben dem Warenbestand im 150 Quadratmeter großen Geschäftslokal, auch ein foliertes Elektroauto sowie Ausstellungsstände für Märkte und Messen. Der Jahresumsatz des Familienunternehmens liegt laut Walter Schneidhofer zwischen 270.000 und 290.000 Euro, die Ablöse beträgt 400.000 Euro. Die Tiere sind dabei nicht inkludiert, können bei Interesse aber auch gekauft werden. Das Unternehmen beschäftigt eine Mitarbeiterin im Verkauf, die heuer zeitweise in Kurzarbeit war.
Bei der Suche nach einem Nachfolger legen die Schneidhofers Wert auf Naturverbundenheit und ein Verständnis für den besonderen Wert von Naturprodukten.
Werbeagentur digi-ART, Bad Aussee
Seit 1995 betreibt Ralf Tornow die Werbeagentur im steirischen Salzkammergut. Neben Fotografie und Drucksachen produziert die Firma auch Infobroschüren und Gästemagazine. Der größte Teil des Geschäfts hängt an den Tourismusregionen Altaussee und Grundlsee.
Aufgrund des weitgehenden Ausfalls von Kulturveranstaltungen hatte digi-ART heuer mit einem Geschäftsrückgang von etwa 30 Prozent zu kämpfen. In einem normalen Jahr erwirtschaftet die Firma einen Umsatz von 250.000 Euro. Das Unternehmen hat derzeit zwei Mitarbeiter, ein dritter hat kürzlich gekündigt und soll nachbesetzt werden. Die Belegschaft war heuer zwischenzeitlich in Kurzarbeit, diese ist inzwischen aber wieder beendet.
Die Nachfolger: Fotografie Video 1
Als Ablöse stellt sich Tornow etwa 250.000 Euro vor. Die Räumlichkeiten sind in seinem Besitz und müssten vom Nachfolger angemietet werden. Der 280 Quadratmeter große Standort umfasst ein Fotostudio, die Arbeitsplätze der Mitarbeiter, die technische Einrichtung im Wert von etwa 120.000-140.000 Euro sowie das Bildarchiv. Der Nachfolger sollte technische Kompetenz, idealerweise eine fotografische Ausbildung und eine Vorliebe für die ländliche Region mitbringen.
Geigenbaumeister Wolfgang Kozak, Innsbruck
Wolfgang Kozak beschäftigt sich seit 45 Jahren mit dem Bau von Geigen. Im Jahr 1986 gründete er seine Werkstatt in der Innsbrucker Innenstadt. Meisterinstrumente sind teuer, der Markt dafür ist trotz eines internationalen Kundenstocks relativ klein. Den Großteil des Geschäfts machen Reparaturen aus, etwa 40.000 Euro Umsatz generiert das Ein-Mann-Unternehmen damit pro Jahr.
Ein weiteres Standbein ist der Verleih von etwa 120 Geigen, vor allem an Musikschüler. Insgesamt dürfte Wert seiner Instrumente zwischen 300.000 und 500.000 Euro liegen, schätzt Wolfgang Kozak. Um die Übergabe zu erleichtern ist für ihn statt einer Komplettablöse auch eine Regelung mit Einmalzahlung und Leibrente denkbar.
Die Nachfolger: Geigenbaumeister
Der gesuchte Nachfolger muss die Meisterprüfung abgelegt haben und den hohen Ansprüche von Instrumentenbau und -reparatur gerecht werden. Der Mietvertrag für die Werkstatt kann übernommen werden.
Gasthaus Stopplziaga, Attnang-Puchheim
Das etwa 120 Jahre alte Gasthaus im oberösterreichischen Hausruckviertel wird seit 2004 von Bruno und Elfriede Ranner bewirtschaftet. Die Ranners sind gelernte Köche und betreiben das Gasthaus ohne Angestellte. An vier Tagen die Woche geöffnet, erwirtschaften sie so einen Jahresumsatz von etwa 80.000 Euro. Im Zuge der Corona-Pandemie wurden Härtefallfonds und Fixkostenzuschuss beantragt.
Die Nachfolger: Gasthaus
Seitdem das Gasthaus wieder offen hat, läuft das Geschäft laut Elfriede Ranner heuer aber sogar überdurchschnittlich gut. Der Verkaufspreis beträgt 550.000 Euro. Übergeben wird die gesamte Immobilie mit 400 Quadratmetern Nutzfläche und 1.500 Quadratmetern Grund. Neben dem Gasthaus mit 45 Sitzplätzen gehören dazu ein Weinkeller und zwei Wohnungen, von denen eine derzeit an Monteure vermietet wird.
Im Fernsehen
„Die Nachfolger – Mein Betrieb wird dein Betrieb“, ab 15.10., donnerstags um 21.10 Uhr bei Servus TV
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