"Polemik" oder "Panikmache"? Pensionsdebatte spitzt sich zu
Beinahe 30 Milliarden Euro muss der Staat heuer aus dem Budget zuschießen, um das Pensionssystem zu finanzieren – beinahe ein Drittel seiner Einnahmen. Dieser Wert wird weiter ansteigen und laut Schätzungen in rund zehn Jahren seinen Höhepunkt erreichen, nachdem die geburtenstarke Babyboomer-Generation ihren Ruhestand angetreten hat.
Wie könnten die Pensionskosten dennoch reduziert werden, damit sie nicht langfristig andere Investitionen – ob für Klimaschutz, Bildung oder Pflege – blockieren? Während das Thema im Wahlkampf bisher keine größere Rolle spielt, ging es im Lauf dieser Woche auf Ebene der Sozialpartner rund. Die zwei Streitpunkte: das aktuelle Modell der betrieblichen Altersvorsorge in Österreich und eine mögliche Erhöhung des Pensionsantrittsalters.
"Massive Verluste" bei der betrieblichen Vorsorge?
Wer in Österreich zusätzlich zur staatlichen Pension eine „betriebliche Altersvorsorge“ bezieht, hat laut dem SPÖ-nahen Pensionistenverband in den vergangenen Jahren „massive Einbußen“ von 50 Prozent hinnehmen müssen. Der Pensionistenverband erwähnt etwa das Beispiel einer Pensionistin, die 20 Jahre in die Zusatzpension einbezahlt und um 65 Prozent weniger erhalten haben.
Stefan Pichler, Geschäftsführer des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen, nennt das „polemisch“. Das System sei 2013 reformiert worden und habe seitdem eine Durchschnittsperformance von fünf Prozent pro Jahr hingelegt.
Der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria spricht von einem „Taschenspielertrick“ des Pensionistenverbands. Die Versicherten hätten nicht „50 Prozent ihrer Beiträge verloren“, es sei lediglich die Rendite auf ihre Einzahlungen gesunken. „In Summe bekommen sie damit weiterhin mehr Geld ausbezahlt als eingezahlt wurde.“ Gesunkene Renditen führt die Agenda Austria auf die zu konservative Veranlagung der Kassen in Staatsanleihen (44 %) zurück – während nur 38 % in langfristig wertsteigerndere Aktien geflossen seien.
Pensionsalter anheben
Für große Aufregung hat auch der Vorschlag von Christine Mayrhuber , Vorsitzender der Alterssicherungskommission, im Standard gesorgt. Sie empfiehlt, das Pensionsantrittsalter nach 2034 in sehr kleinen Schritten von 65 auf 67 Jahre anzuheben. Viele Experten, auch AMS-Chef Johannes Kopf, halten eine Anpassung des Pensionsalters an die Lebenserwartung für unvermeidbar – und unterstützen die Idee.
Von den Parlamentsparteien ist abgesehen von den Neos aktuell niemand dafür. ÖGB-Vertreter orten „Panikmache“, laut Ageing-Report der EU sei eine Anhebung nicht zwingend notwendig.
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