Fiskalratspräsident Christoph Badelt meint, er teile die Meinung „in keiner Weise“. Denn für eine Erhöhung des Pensionsalters brauche es zumindest eine fünfjährige Einschleifperiode, deshalb sollte sie besser sofort in Angriff genommen werden.
„Eine Pensionsreform in zehn Jahren wäre viel zu spät, sie sollte besser gestern vorbereitet werden“, sagt auch Ökonom Dénes Kucsera, vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda, im Gespräch mit dem KURIER. Erster Grund: „Ältere Leute bekommen durch den demographischen Wandel in den kommenden zehn Jahren eine noch höhere politische Bedeutung. Dann wird es für die Politik noch schwieriger, eine Erhöhung des Pensionsalters durchzusetzen.“ Während aktuell jeder fünfte Österreicher über 65 Jahre alt ist, wird in zehn Jahren bereits jeder vierte über 65 sein.
Zweiter Grund: „Normalerweise dauert es in Österreich nach einer Reform ohnehin sehr lange, bis das gesetzliche Pensionsalter erhöht wird.“ Die Angleichung des Antrittsalters der Frauen auf 65 Jahre, bis 2033, sei etwa bereits 1992 beschlossen worden. Heißt: Sie wird erst mehr als 40 Jahre nach dem Beschluss vollzogen.
Wie auch die Neos, fordert die Agenda Austria bekanntlich eine Pensionsautomatik wie in Schweden. Dort ist das Pensionsalter an die Lebenserwartung gekoppelt. Man kann in einem Korridor zwischen 62 und 69 Jahren in Pension gehen. Die Pensionshöhe hängt davon ab, wie viel ins Pensionskonto eingezahlt wurde und wie hoch die Rest-Lebenserwartung der Geschlechter ist.
Sorgen um Pensionen: "So schlimm ist die Lage auch nicht"
Eine aktuelle Umfrage von Unique Research unter 18- bis 30-jährigen Österreichern zeigt zudem, dass sich junge Menschen große Sorgen um die Höhe und Sicherheit ihrer Pension machen.
„Dass die Jungen gar keine Pension mehr bekommen, ist falsch. So schlimm ist die Lage auch nicht“, sagt Kucsera. Ist davon auszugehen, dass die Pensionen künftig gekürzt werden? „Das wäre politischer Selbstmord, das macht niemand. Die Jungen werden eine anständige Pension bekommen, aber das wir den Staat aus heutiger Sicht einfach noch mehr kosten“, sagt Kucsera.
Steigen die staatlichen Zuschüsse ins Pensionssystem beispielsweise um die durchschnittlich prognostizierten 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung, wären das Mehrkosten von sieben Milliarden Euro. „Das ist ein Wahnsinn, weil darüber hinaus auch die Kosten für Pflege und im Gesundheitsbereich weiter explodieren werden“, bilanziert Kucsera. Er empfiehlt deshalb eine Strukturreform des Pensionssystems, bei der die betriebliche und private Vorsorge deutlich gestärkt werden.
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