Die jungen Österreicher machen sich große Sorgen um ihre Pensionen
Österreichs junge Menschen machen sich große Sorgen über die Höhe und Sicherheit ihrer Pension. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von Unique Research im Auftrag der Initiative 2050 – eine Arbeitsgemeinschaft, die alle Anbieter der betrieblichen und privaten Pensionsvorsorge in Österreich umfasst.
Ergebnis: 75 Prozent der 800 befragten 18- bis 30-Jährigen bereiten die Pensionen Sorgen. Mit noch größeren Ängsten verbinden die Jungen lediglich die Teuerung. Kriege, die wirtschaftliche Entwicklung, das Gesundheitssystem und der Klimawandel folgen auf den weiteren Plätzen.
Sind die Sorgen der Jungen berechtigt? "Nein, aber wir müssen selbstverständlich den Generationenvertrag wieder auf ein gesundes Fundament stellen", sagt Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) auf KURIER-Anfrage. Momentan würden drei arbeitende Menschen eine Pension tragen, 2030 sind es nur noch zwei.
Was bereits aus diesen Daten hervorgeht und die Detailfragen verdeutlichen: Die unter 30-Jährigen rechnen damit, nur eine sehr geringe Pension von durchschnittlich 1.393 Euro zu erhalten. Die Mehrheit, nämlich 62 Prozent der Befragten, glaubt nicht daran, in der Pension ihren Lebensstandard halten zu können.
Dementsprechend gering ist auch das Vertrauen in das staatliche Pensionssystem. 58 Prozent haben eher kein oder gar kein Vertrauen. Laut der Umfrage sind die Vertrauenswerte übrigens unter Personengruppen besser, die eine Zusatzpension abgeschlossen haben oder sich eine solche vorstellen können, über das Thema Finanzen gut informiert und männlich sind.
Welche Alternativen schlägt die Politik vor?
Stellt sich die Frage, wie alternative Vorsorgemodelle aussehen könnten. Plakolm verweist wiederholt auf den Vorschlag der freiwilligen Aktienpension, den auch die deutsche CDU oder Teile der Neos bereits gemacht haben. "Auch die Wiedereinführung der Behaltefrist halte ich für einen wichtigen Anreiz für mehr private Vorsorge", sagt Plakolm.
Zudem pocht sie auf einen Generalpensionskassenvertrag, den auch der Fachverband der Pensions- und Vorsorgekassen unterstützt. Dieser soll allen Österreichern die Chance auf eine lebenslange, betriebliche Zusatzpension ermöglichen.
Die Neos fordern zudem eine Pensionsautomatik wie in Schweden. Dort kann man zwischen 62 und 69 Jahren in Pension gehen. Die Pensionshöhe hängt davon ab, wie viel ins Pensionskonto eingezahlt wurde und wie hoch die Rest-Lebenserwartung der Geschlechter ist.
Bereitschaft da, Geld eher nicht
Wie ist es grundsätzlich um die private Altersvorsorge der unter 30-Jährigen bestellt?
23 Prozent haben selbst eine private Zusatzpension abgeschlossen, für 18 Prozent der Befragten hat das der Arbeitgeber erledigt. 54 Prozent verfügen über keine private Altersvorsorge. Auch hier zeigt sich: Eine private Altersvorsorge haben eher Männer, die zwischen 26 und 30 Jahre alt sind, gute Finanzbildung haben und über ein Nettoeinkommen von mehr als 2.500 Euro pro Monat verfügen. Im Mittelwert gehen die Befragten davon aus, künftig eine Zusatzpension von 767 Euro zu erhalten.
Was für eine Zusatzpension spricht
Die Hälfte jener Personen, die keine Zusatzpension haben, steht einer betrieblichen und privaten Altersvorsorge grundsätzlich positiv gegenüber. Das Problem: Viele gehen davon aus, sich eine solche nicht leisten zu können.
Als Hauptgrund für eine Zusatzpension werden am häufigsten die Sicherung des Lebensstandards und der Altersvorsorge, die Finanzierung der Pflege in der Pension und die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit während des Erwerbslebens genannt. Jene, die es sich vorstellen können, wären im Durchschnitt bereit, 104 Euro monatlich einzuzahlen.
Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensions- und Vorsorgekassen, hält das für ermutigend: "Durchschnittlich haben die Befragten hier einen Betrag von etwas über 100 Euro pro Monat angegeben. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, effektive und zugängliche Vorsorgemöglichkeiten auszubauen." Er schlägt deshalb vor, die Kompetenzen der Alterssicherungskommission, die derzeit nur für die staatlichen Pensionen zuständig ist, auf die private und betriebliche Säule auszuweiten.
Schlechte Werte bei der Finanzbildung
Zuletzt dürfte auch die Finanzbildung eine Baustelle sein. Während sich 57 Prozent der Befragten "sehr gut" oder "eher gut" über das Thema Geld und Finanzen informiert fühlen, geben 73 Prozent an, darum in der Schule nicht ausreichend gelernt zu haben.
"Der Informationsstand über Geld und Finanzen ist ausbaufähig", heißt es in der Zusammenfassung der Umfrage. Wissenslücken aus der Schule würden vor allem online oder in Gesprächen mit dem sozialen Umfeld ausgeglichen.
"Finanzbildung ist für mich tatsächlich eines der entscheidenden Themen, wenn es um die Zukunft von Bildung geht", sagt Plakolm. Aber wo bleiben die Projekte auf schulischer Ebene? Es gebe "inzwischen extrem gute Unterlagen und Angebote", meint die Staatssekretärin: "3 Coins hat hier zum Beispiel ein ganz tolles Angebot geschaffen oder auch FliP. Es gibt auch die Seite wassagtdaskonto.at mit Basisinformationen."
Die Initiative 2050 sieht in den Ergebnissen der Jugendstudie eine klare Aufforderung an Politik und Gesellschaft, die Rahmenbedingungen für die Altersvorsorge junger Menschen zu verbessern. "Nur durch gemeinsame Anstrengungen und den Ausbau der zweiten und dritten Säule kann die Jugend in Österreich eine sichere und sorgenfreie Zukunft genießen", heißt es in einer Stellungnahme.
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