Nach Milliardenpleite: KTM-Rettung ist auf der Zielgeraden

KTM-Boss Stefan Pierer mit Sonnenbrille neben CEO Gottfried Neumeister
Für die Sanierung der KTM AG, ihrer zwei insolventen Töchter und für den operativen Betrieb müssen insgesamt 800 Millionen Euro aufgebracht werden.

Zusammenfassung

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  • Gläubiger akzeptieren Sanierungsplan der KTM AG mit einer Barquote von 30% und benötigen 548 Millionen Euro bis Mai 2025.
  • Strategische Investoren, darunter Bajaj und Stephan Zöchling, sichern die Finanzierung für die Wiederaufnahme der Produktion im März 2025.
  • Das KTM-Insolvenzverfahren zählt zu den größten in der Zweiten Republik, mit einer Fortführung des Unternehmens zur Erhaltung von Arbeitsplätzen.

Der gestrige Dienstag wurde zum Schicksalstag für den insolventen Motorradhersteller KTM mit Sitz in Mattighofen und seine rund 3.000 Mitarbeiter. Ab 9.00 Uhr haben die Gläubigervertreter mit dem Insolvenzverwalter Peter Vogl am Landesgericht Ried im Innkreis über den angebotenen Sanierungsplan verhandelt. Kurz vor Sitzungsbeginn sind auch KTM-Boss Stefan Pierer und KTM-Finanzmanager Gottfried Neumeister persönlich erschienen. 

Der Sanierungsplan sieht eine 30-prozentige Quote vor, die bis 23. Mai 2025 beim Verwalter hinterlegt und danach als Einmalerlag an die Gläubiger ausgeschüttet werden soll. Für die Quote müssen ungefähr rund 548 Millionen Euro aufgebracht werden. Im Vorfeld hieß es, dass sich immer wieder einzelne der 180 Banken wegen der zu niedrigen Quote gegen die Pläne quergelegt hätten.  

"Dankbar und glücklich"

„Der Sanierungsverwalter befürwortete die Annahme des Sanierungsplanes und bewertete diesen sowohl als angemessen als auch als nicht offensichtlich unerfüllbar“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform. 
Am frühen Nachmittag kam dann die Erfolgsmeldung. Die Mehrheit der Gläubiger hat laut AKV und KSV1870 den Sanierungsplan der KTM AG angenommen. 

„Ich bin dankbar und glücklich. KTM ist wieder in der Spur. Unsere Mitarbeiter haben in den letzten drei Monaten alles dafür getan, dass das Rennen weitergehen kann“, sagte Gottfried Neumeister, Vorstandsvorsitzender der KTM-Mutter Pierer Mobility AG und Finanzmanager der KTM AG. „Wir haben heute ein wichtiges Kapitel abgeschlossen. Aber ein einzelnes Kapitel erzählt nie die ganze Geschichte. Jetzt können wir die große Geschichte von KTM fortsetzen.“ 

Wie geht es nun weiter? 

Nachdem die 30 Prozent Quote beim Sanierungsverwalter hinterlegt sind, wird Anfang Juni 2025 das Gericht den Sanierungsplan bestätigen und das Sanierungsverfahren wird rechtskräftig beendet. Doch in der Zwischenzeit müssen weitere Hausaufgaben gemacht werden.  

Damit die derzeit stillgelegte Produktion Mitte März 2025 schrittweise wieder hochgefahren werden kann, werden der KTM AG aus dem „erweiterten Aktionärskreis“  50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Mit der Genehmigung des Sanierungsplans wird dieser Betrag im März 2025 überwiesen. Die 50 Millionen Euro kommen vom indischen KTM-Aktionär und -Partner Bajaj. 

KTM-Aktionär Bajaj 

Insgesamt wird die KTM AG samt ihren insolventen Töchtern KTM Components GmbH und KTM Entwicklungs & Forschungs GmbH rund 800 Millionen Euro für drei Quoten und den operativen Betrieb benötigen. 
„Die Quote soll sowohl durch den KTM-Aktionär Bajaj als auch durch einen noch nicht namhaft gemachten Investor finanziert werden“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform.  

Investor Stephan Zöchling 

Dazu muss man wissen, dass sich Bajaj und der österreichische Investor Stephan Zöchling samt dessen Dabepo Holding GmbH zusammengetan haben, um die KTM-Sanierung voranzutreiben. Zöchlings Dabepo  hat bereits zum Jahreswechsel 2024/2025 der Pierer-KTM-Gruppe rund 65 Millionen Euro für die Zahlung von Löhnen und Gehältern zur Verfügung gestellt, sonst wäre KTM in den Konkurs geschlittert. Nach den 50 Millionen Euro sollen weitere 100 Millionen Euro zur Deckung der Produktionskosten zugeschossen werden – von Bajaj und wahrscheinlich Zöchling.

Harley-Davidson, BMW-Motorräder und BRP

Neben Bajaj hatten jedenfalls auch die US-Zweirad-Legende Harley-Davidson, BMW-Motorräder und die kanadische Bombardier Recreational Products (BRP), Mutter des Gunskirchner Motorenherstellers Rotax, ihre Fühler nach KTM ausgestreckt. 

Da KTM an einer Überproduktion von 130.000 Motorrädern gestrauchelt ist, wird die neue Produktion gedrosselt. „Die geplante Vollauslastung der vier KTM-Produktionslinien im Einschichtbetrieb soll innerhalb von drei Monaten erreicht werden“, heißt es weiters.  

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