Die Sanierung des insolventen Motorradherstellers KTM AG und seiner beiden Töchter KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH nimmt erste Konturen an. Am nächsten Dienstag werden die Gläubiger über die drei Sanierungspläne abstimmen.
Die KTM AG bietet ihnen 30 Prozent Quote auf einen Schlag als Barquote an, wobei der erforderliche Betrag bis 15. April beim Sanierungsverwalter hinterlegt werden wird. Ursprünglich sind 2,15 Milliarden Euro Forderungen im Insolvenzverfahren der KTM AG angemeldet worden, aber auch 506 Millionen Euro vorerst bestritten worden.
Geht man davon aus, dass weitere Forderungen anerkannt werden, so werden sich die Verbindlichkeiten bei 2 Milliarden Euro einpendeln. Unterm Strich werden somit rund 600 Millionen Euro für die 30-prozentige Sanierungsquote nötig.
Für die Sanierungsquote der beiden Tochterfirmen sind jeweils niedrige zweistellige Millionenbeträge aufzubringen. Die Sanierung der zwei insolventen Töchter ist deshalb erforderlich, weil sie Dienstleistungen für die KTM AG erbringen.
Das Investoren-Rennen
Mehr als ein Dutzend Interessenten sollen im Datenraum von KTM die Geschäftszahlen überprüft haben. Gute Karten haben der Remus-Eigentümer Stephan Zöchling und der indische KTM-Mitbesitzer Bajaj.
Die Dabepo Holding um Stephan Zöchling hat der Pierer-Gruppe zum Jahreswechsel 2024/2025 bereits 65 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und damit den vorzeitigen Konkurs der Unternehmensgruppe verhindert.
Der indische KTM-Aktionär Bajaj und Dabepo wollen gemeinsam KTM rund 600 Millionen Euro zur Verfügung stellen.
Der Sanierungsplan
„Diese Finanzierung setzt voraus, dass die Eigenverwaltung bei der KTM AG und den insolventen Tochtergesellschaften aufrecht bleibt und ich als Partner von Bajaj die Sanierung vorantreibe“, schrieb Zöchling Ende Jänner 2025 an die finanzierenden Banken.
Zöchling kritisierte in seinem Brief die Banken massiv, weil sich diese anfänglich angeblich mit einer angebotenen 30-prozentigen Sanierungsquote nicht zufriedengeben wollen, sondern 50 bis 70 Prozent Quote gefordert haben sollen. In weiterer Folge hat aber die KTM AG den Sanierungsplan von 30 Prozent Quote zahlbar innerhalb von zwei Jahren auf eine Einmalzahlung von 30 Prozent verbessert.
Inder spielen eine zentrale Rolle
Die Inder sind fast Hälfte-Eigentümer von KTM. Insider behaupten sogar, dass der indische Bajaj Auto bei der Rettung von KTM die zentrale Rolle spielen dürfte, da KTM nicht nur mit Bajaj gemeinsam leistungsfähige wassergekühlte 4-Takt-Motoren für Straßenmotorräder entwickelt.
Die Inder fertigen überhaupt die KTM-Motorräder 390 Adventure sowie alle 125-, 200- und 390-Modelle sowie die 401-Modelle der Zweitmarke Husqvarna.
Doch mit der Bezahlung der Gläubigerquote ist noch kein Cent in den operativen Betrieb in Mattighofen geflossen. Die Produktion steht derzeit still und soll frühestens Ende Februar, spätestens Mitte März wieder aufgenommen werden, aber nur in einem Ein-Schicht-Betrieb.
Die Produktionskosten
Das Hochfahren der Produktion ist deshalb überaus wichtig, damit KTM fürs heurige Jahr neue Motorräder auf den Markt bringen kann. Für die neue Produktion müssen geschätzte 150 bis 200 Millionen Euro aufgebracht werden. Ob diese Finanzierung in Form einer Fortführungsgarantie, was üblich ist, erfolgen wird, ist noch unklar. Es scheint auch nicht unwahrscheinlich, dass die KTM-Mutter Pierer Mobility AG Geld für das Hochfahren der Produktion Geld zuschießen wird. Unklar ist aber, ob und in welcher Höhe Alt-Eigentümer Stefan Pierer einen finanziellen Sanierungsbeitrag für die KTM-Rettung leisten wird.
Indes würde das Scheitern der drei Sanierungspläne hohe Millionenwerte vernichten und vor allem Arbeitsplätze kosten – allein rund 3.000 im Inland.
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