Nach Coronaboom folgt Konsum-Unlust: Otto/Universal verliert Umsatz

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Umsatzrückgang um 8 Prozent. 2022 schwierigstes Jahr im E-Commerce seit Bestehen des E-Commerce. Preise im Textilbereich dürften bald um mehr als 10 Prozent sinken.

Nach einem coronabedingten Boom im Onlinehandel haben Krieg, Inflation und Energiekrise zu einer Kaufzurückhaltung geführt und bei der Versandhandelsgruppe Unito (Otto, Quelle, Universal usw.) den Umsatz einbrechen lassen. "2022 war das schwierigste Jahr im E-Commerce seit Bestehen des E-Commerce", sagte Unito-Chef Harald Gutschi am Dienstag. Der Umsatz verringerte sich um 8 Prozent auf 363 Mio. Euro. 2023 werde ein Übergangsjahr, 2024 sollte wieder Normalität einkehren.

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Optimistisch stimmen Gutschi gelöste Lieferkettenprobleme, die Stabilisierung von Euro-/Dollarkurs und dass die Transportkosten wieder auf dem Niveau von vor Corona seien.

"Wir können in Fernost günstiger einkaufen und das an die Kunden weitergeben", räumte Gutschi beim Jahrespressegespräch ein. In drei Monaten würden 80 bis 90 Prozent der Produkte im Textilbereich im Schnitt um mehr als 10 Prozent günstiger sein, so der Unito-Chef. Dann würde auch die Konsumneigung zurückkehren.

Spürbare Zurückhaltung

Verunsicherung und hohe Inflation machten sich bei der Versandhandelsgruppe insbesondere im Bereich Technik bemerkbar. "Investitionsgüter sind marktbedingt sehr stark rückläufig. Technikanschaffungen werden verschoben, die Leute halten ihr Geld zusammen", sagte Gutschi. Das habe insbesondere die Marke Universal zu spüren bekommen, die stark im Segment Technik vertreten sei. Auch die deutlich kleinere Marke Quelle ist vor allem im Bereich Haushalt und Technik aktiv. Besser sei das Geschäft bei Otto gelaufen, wo die Bereiche "Living" rund um Möbel, Haushaltswaren und Heimtextilien sowie Bekleidung im Fokus liegen.

Mit dem Ende der Coronapandemie bemerkt man bei Unito ein verändertes Kaufverhalten. Seien in Zeiten der Lockdowns insbesondere Produkte gefragt gewesen, die das eigene Zuhause verschönerten, während kaum Kleidung gekauft wurde, so habe sich das nun wieder umgedreht. "Der Fokus liegt auf das Leben und nicht mehr auf das Zuhause. Die Menschen wollen wieder verreisen und ausgehen", sagte Gutschi. Die gefragtesten Artikel im Jahr 2022 seien Kleider, Strandkleider und Bikinis gewesen.

Unito will Lieferzeiten reduzieren

Für die Zukunft hat sich Unito vorgenommen, die Lieferzeit in Österreich deutlich von derzeit im Schnitt vier bis sechs Tage auf zwei bis drei Tage zu reduzieren. Erreichen will das Unternehmen das über neue Logistikzentren etwa in Polen, wo Sonntagsarbeit erlaubt sei und man so montags schneller zustellen könne. Von prekären Arbeitsbedingungen bei Zustellern sieht sich die Versandhandelsgruppe nicht betroffen. Unito arbeite mit der Post und Gebrüder Weiss zusammen, dort seien die Arbeitsbedingungen fair, sagte Gutschi auf Nachfrage. Eine Generalunternehmerhaftung, wie sie etwa die Arbeiterkammer fordert, könne man sich nicht leisten.

Unito gehört zur deutschen Otto-Gruppe, hat aber in Graz und Salzburg Niederlassungen mit rund 400 Beschäftigten. Zur Gruppe gehören auch die Marken Ackermann und Lascana.

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