N26 schreibt erstmals Gewinn und plant Firmenkonten
Die in Berlin ansässige Neobank N26 hat zum ersten Mal in ihrer Geschichte einen Quartalsgewinn verbucht. Von Juli bis September des laufenden Jahres konnte ein operativen Plus von 2,8 Mio. Euro erzielt werden.
Für das Gesamtjahr erwartet die vor mehr als zehn Jahren von den beiden Wienern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründete Smartphone-Bank, die europaweit mehr als 4 Mio. Kunden zählt, ein operatives Minus von 20 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr betrug das Minus noch 78,3 Mio. Euro.
Umsatzsprung
Der Umsatz soll im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent auf 440 Mio. Euro steigen. In den nächsten Jahren bewege man sich in Richtung der ersten Umsatzmilliarde, sagte N26-CEO Stalf bei der Präsentation der Zahlen am Dienstag in Berlin.
Rund die Hälfte des Umsatzes kommt aus Zinserträgen. Das Gros davon aus der Veranlagung von Kundengeldern, ein steigender Anteil aber auch aus Erlösen aus dem Kreditgeschäft. Der Rest kommt aus Gebühren und Provisionserlösen. Einer von drei Kunden habe ein kostenpflichtiges Konto, heißt es aus dem Unternehmen.
Die Summe der Kundeneinlagen stieg im laufenden Jahr erstmals über 10 Mrd. Euro. Gestiegen ist auch das Transaktionsvolumen auf der Plattform. Es soll im laufenden Jahr 140 Mrd. Euro betragen.
Starker Kundenzuwachs
Nachdem die deutsche Finanzansicht Bafin im Juni eine wegen Mängeln in der Geldwäsche und Betrugsbekämpfung 2021 verhängte Wachstumsbeschränkung aufhob, verzeichne man derzeit mehr als 200.000 Neuanmeldungen monatlich, sagte N26-CEO Stalf.
In Italien sind solche Wachstumsbeschränkungen noch aufrecht. Man arbeite aber eng mit den Behörden zusammen und erwarte ein baldiges Auslaufen, hieß es. In den vergangenen Jahren habe man rund 100 Mio. Euro in die Betrugsbekämpfung investiert, sagte CO-CEO Thayental. Künstliche Intelligenz spiele dabei eine zentrale Rolle.
Einstieg in neue Geschäftsfelder
Ihre Geschäftsfelder will die Neobank weiter ausbauen. Dabei nimmt man zunehmend das traditionelle Bankgeschäft ins Visier. Im kommenden Jahr will man auch Konten für Geschäftskunden anbieten. Sie sollen sukzessive in den ersten beiden Quartalen starten. Anmeldungen werden bereits entgegengenommen. An der Preisgestaltung werde noch gearbeitet, hieße, man wolle aber die Platzhirschen auf jeden Fall unterbieten
In den Niederlanden experimentiert N26 auch bereits erfolgreich mit Hypothekarkrediten. In den nächsten Jahren will man sie auch in anderen Ländern anbieten. Kolportiert werden auch Mobilfunkpläne der Bank, wohl um neue Kunden zu gewinnen oder bestehende stärker an die Smartphone-Bank zu binden. Stalf wollte das am Dienstag nicht kommentieren. Stellte aber Neuigkeiten dazu Anfang nächsten Jahres in Aussicht.
Geplant ist auch die weitere Expansion in Osteuropa, spruchreif sind etwa Kroatien und Tschechien.
Seit seit Anfang des Jahres bietet man den Handel mit Aktien und ETFs an. Kryptowährungen können auf der Plattform bereits seit 2022 gehandelt werden. Dabei arbeitet man mit dem Wiener Kryptounternehmen Bitpanda zusammen. Auch Sparprodukte bietet man an. Bei den Zinsen für Taggeld wolle man sich - abhängig vom jewiligen Markt - nicht weiter als 0,5 bis ein Prozent von den von der EZB vorgegebenen Leitzinsen zu entfernen, sagte Stalf.
Investitionen in weiteres Wachstum
Bei Prognosen für das nächste Jahr ist man zurückhaltend. Angestrebt wird ein Ergebnis um die Null, leicht positiv oder leicht negativ. Abhängig davon, wie viel man in das Marketing stecke, sagte N26-CEO Stalf: Man wolle die derzeitigen Wachstumsraten auf jeden Fall beibehalten.
De facto sei man bereits operativ positiv. Für das erwartete negative Jahresergebnis für das heurige Jahr sein eine bilanztechnische Maßnahme im laufenden vierten Quartal verantwortlich. Konkret handelt es sich um den Verkauf von niedrigverzinsten Veranlagungen mit hoher Eigenkapitalbindung. Damit löse man auch stille Verluste auf, sagte Finanzchef Arnd Schwierholz.
In Deutschland, Spanien, Frankreich aber auch Österreich sieht man sich als Marktführer bei Digitalbanken. Gegenüber Konkurrenten, etwa dem britischen Revolut, will man mit einer stärkeren lokalen Verankerung punkten. Etwa mit Hilfestellungen beim Abführen von Steuern oder lokalen IBANS, die in Österreich aber nicht angeboten werden.
Börsengang "frühestens in einigen Jahren"
N26 hat bisher mehr als 1,8 Mrd. Dollar von Investoren erhalten. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde im Jahr 2021 wurde das Unternehmen mit 9 Mrd. Dollar bewertet.
Über einen Börsengang der Digitalbank wird seit längerem spekuliert. Man bereite sich darauf vor, sagt CEO Stalf. Bald sei aber nicht damit zu rechnen, sagt CEO Stalf: Man werde "frühestens in einigen Jahren" so weit sein.
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