Momentum Institut: Mietpreisbremse ist Inflationsbremse

ÖSTERREICHISCHE MEDIENTAGE 2021: BLAHA
Eindämmung der Mieterhöhungen würde vor allem Junge und Einkommensschwache entlasten. Auch Befristungen befeuerten die Wohnkosten.

Die Mieten gehen steil nach oben. Wenn die Politik nicht eingreift, steigen etwa die Richtwertmieten in Altbauten per 1. April um weitere 8,6 Prozent. Sie legen im Ausmaß der Inflation zu und waren erst im vergangenen Frühjahr um fast 6 Prozent erhöht worden. Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut empfiehlt eine Mietpreisbremse. Das würde vor allem jüngere und einkommensschwächere Menschen entlasten, keine Steuergelder kosten und die Inflation eindämmen.

Eine Kopplung an den Verbraucherpreisindex und damit an die Inflation hält Alexander Huber, Ökonom am Momentum Institut, in der vorliegenden Form nicht mehr für gerechtfertigt. "Wir müssen raus aus der Mietpreisspirale, in der Mieten die Inflation anheizen und dann die Inflation wiederum die Mieten ankurbelt", erklärte Huber am Montag. Das Institut spreche sich daher für "eine Mietpreisbremse für alle Mietverträge" aus.

Richtwertmiete: Betroffen sind Altbauwohnungen unter 130 Quadratmetern

Im vergangenen Jahr seien nicht nur die Richtwertmieten von drastischen Erhöhungen betroffen gewesen. Vor allem in Neubauten sei es teilweise zu drei Mieterhöhungen innerhalb eines Jahres gekommen. Die nun anstehende Anhebung der Richtwertmieten um 8,6 Prozent bedeutet laut Momentum durchschnittliche Mehrkosten von rund 460 Euro pro Jahr. Unter 35-Jährige wären von einer Mietpreisbremse am meisten entlastet, zeige eine Berechnung des Instituts.

Die Richtwertmiete legt den Betrag fest, der für einen Quadratmeter maximal als Monatsmiete verlangt werden darf. Betroffen sind Altbauwohnungen unter 130 Quadratmetern, die seit März 1994 neu vermietet wurden. Auch ein Teil der Gemeindewohnungen unterliege freiwillig der Richtwertmiete. Die Richtwertmiete steigt aufgrund der Kopplung an die Inflation. "Aber nicht nur die hohe Inflation treibt die Mieten nach oben, auch der steigende Anteil von befristeten Mietverhältnissen kurbelt die Preise an", betonte das Momentum Institut. Befristete Mietverhältnisse seien im Durchschnitt "deutlich teurer als unbefristete".

Im Altbau betrage die Durchschnittsmiete pro Quadratmeter bei befristeten Mietverhältnissen 8,70 Euro. In einem unbefristeten Mietverhältnis zahle man hingegen lediglich 6,8 Euro pro Quadratmeter. Nach Vertragsende werde meist ein höherer Mietzins verlangt.

Junge Haushalte

Betroffen sind davon laut Momentum Institut vor allem junge Haushalte. Im Schnitt zahlten diese am meisten Miete pro Monat. Sie lebten häufiger in befristeten Mietverhältnissen und hätten jüngere Mietverträge. "Gleichzeitig ist bei den unter 35-Jährigen das Durchschnittseinkommen am niedrigsten und somit die Belastung durch Wohnkosten am größten", so Huber.

Bei den unter 35-Jährigen wohnen den Angaben zufolge 65 Prozent der Haushalte zur Miete. Der Anteil sinke mit steigendem Alter, bei den über 65-Jährigen seien es nur noch 30 Prozent. Bei den Haushalten mit Richtwertmieten seien "mehr als ein Drittel jünger als 35 Jahre". Die Mietpreisbremse hätte dem Ökonom zufolge einen entscheidenden Vorteil: "Im Gegensatz zu bisherigen Anti-Teuerungsmaßnahmen belastet sie den Staat ausgabenseitig de facto nicht."

Eine Mietpreisbremse würde vor allem Junge entlasten. Setzte man die Richtwerterhöhung 2023 aus, beliefe sich die jährliche Ersparnis auf rund 480 Euro. Eine Mietpreisbremse von 2 Prozent würde die jüngsten Haushalte heuer immer noch mit rund 370 Euro entlasten.

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