Möbelhandel: „Am Ende zahlen sich Konsumenten Rabatt selbst“
Im Einrichtungshaus bekommt man leicht den Eindruck, dass Möbelhändler etwas zu verschenken haben. Rabatte von 20, 30, 50 und mehr Prozent sind an der Tagesordnung. Aus Sicht der Fachhändler ein einziges Ärgernis und „eine Irreführung der Konsumenten“, wie es Christian Wimmer formuliert.
Wimmer ist Geschäftsführer der Fachhändler-Gemeinschaft Service&More, der rund 300 Fachhändler angehören. Der Verband hat das Marktforschungsinstitut Markam engagiert, um Aktionen von Lutz und Kika/Leiner per Mystery-Shopping unter die Lupe zunehmen. Die Preisentwicklung mehrerer Artikel – vom Bett über Couch bis hin zum Parkettboden – wurden über mehrere Monate hinweg beobachtet.
"Fake-Angebote"
Das Ergebnis in der Kurzfassung: „Fake-Angebote“ stehen laut Wimmer an der Tagesordnung. Wobei sich Konsumentinnen Preisvergleiche mit anderen Anbietern von vornherein aufzeichnen können. Bei 90 Prozent des Sortiments würde es sich nämlich um Eigenmarken der Händler handeln, die es in dieser Ausführung eben nur bei einem Anbieter gibt. Nebeneffekt: Bei „ordentlichen Großbestellungen ist der Unverbindliche Preis beliebig gestaltbar“, erläutert Wimmer.
Freilich werde dieser auf Wunsch des Händlers von der Industrie besonders hoch angesetzt. So könne sich der Handel in Spendierhosen präsentieren und großzügige Rabatte gewähren. Wimmer spricht von „ganzjährigen Fake-Rabatten“, die vom Konsumenten oft für bare Münze genommen werden. Schließlich hätten die wenigsten eine Idee davon, was ein fairer Preis für ein Möbelstück ist. „Am Ende zahlen sich die Konsumentinnen den Rabatt selbst“, sagt Wimmer. Unter dem Strich sei der Fachhandel gar nicht teurer als die großen Einrichtungshäuser mit ihren Aktionen.
Das diesen Sommer in Kraft getretene Preisauszeichnungsgesetz soll übrigens mehr Transparenz in den Preisdschungel bringen. Laut dem Gesetz darf bei Prozent-Aktionen als „Statt-Preis“ nur der niedrigste Produktpreis der vergangenen 30 Tage angegeben werden. Eine Vorgabe, an die sich die großen Einrichtungshausketten halten, bescheinigt selbst Markam. Auf Prozente-Werbungen werde jetzt oft verzichtet, so die Auswertung.
Marktanteile
Der größte Möbelhändler in Österreich ist mit einem Marktanteil von knapp einem Drittel die Welser Lutz-Gruppe. Ikea und Kika/Leiner liegen in etwa gleichauf bei einem Anteil von rund 16 Prozent. Den Rest des Kuchens teilen sich die Fachhändler (von Bad- bis Küchenspezialisten) untereinander auf. Die Mitglieder von Service&More kommen insgesamt auf einen Verkaufsumsatz von 545 Millionen Euro netto. simone hoepke
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