Das Wiener Modelabel Jones startet neu durch. Das Entschuldungsverfahren ist abgeschlossen, die letzte Rate in Höhe von 600.000 Euro bezahlt, erzählt Firmenchef Gabor Rose im KURIER-Interview. Ein Gespräch über die Neuaufstellung in einer Zeit, in der die Quadratmeterumsätze im Handel wegbrechen.
KURIER: Mode von Jones gilt als teuer, für viele zu teuer. Deswegen haben Sie die Preise im Frühjahr 2019 um 20 Prozent gesenkt. Kurz darauf kam die Insolvenz. War es letztlich doch keine gute Idee, an der Preisschraube zu drehen?
Gabor Rose: Der Gedanke war richtig. Wir haben die Preise um 20 Prozent gesenkt und damit die Absatzmenge um 40 Prozent erhöht. Damit hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten dann schlicht zu wenig Ware im Geschäft. Mit ein Grund für die Insolvenz.
Klingt nach dem sprichwörtlichen Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. An welchen Stellschrauben mussten Sie drehen, um künftig am Markt bestehen zu können?
Unter anderem Produzieren wir jetzt weniger Kollektionen, dafür größere Stückzahlen pro Modell. Früher haben wir oft nur 200 Stück pro Modell fertigen lassen, das geht nicht mehr. Schon allein, weil viele Produzenten so kleine Mengen nur gegen einen Preisaufschlag von 20 Prozent liefern. Zum Vergleich: Große Ketten ordern oft 40.000 Stück von jedem Modell. Jeder entlang der Wertschöpfungskette rationalisiert und das geht letztlich nur über die Menge.
Weniger Kollektionen, größere Losgrößen – das hat die ganze Branche in der Pandemie gepredigt. Wird sich das durchsetzen?
Nein, weil der Markt von großen Filialisten dominiert wird, die auf schnell wechselnde Billigmode setzen, die ständig abverkauft wird. In Österreich kommt jetzt unter anderem Pepco mit genau diesem Konzept neu in den Markt. Diese und andere Ketten sind nicht aufzuhalten.Und dann wären da noch die Online-Händler, die Ihnen das Geschäft in den Läden abgraben ...
Deren Erfolg spiegelt sich in den Quadratmeter-Umsätzen in den Geschäften wider. Sie sinken. Wenn ich auf einem Quadratmeter statt früher 6.000 Euro nur noch 5.000 Euro umsetze und gleichzeitig die Löhne und Energiekosten steigen, kann sich das nicht ausgehen. Das werden auch die Einkaufszentren-Betreiber einsehen müssen.
Sehen Sie es ein?
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren viele Mietreduktionen durchgesetzt. Das hat uns bei der Sanierung geholfen.
Ist die Zeit der Expansion vorbei?
Wir sind froh, wenn wir die bestehenden Flächen halten können.
Der Modehandel meldet im 1. Halbjahr 20 Prozent weniger Umsatz als vor der Krise. Was haben Sie mit der Überschussware gemacht?
Verschenkt, um unsere Preise nicht völlig zusammenzuhauen. Wir haben rund 10.000 Kleidungsstücke an wohltätige Organisationen gespendet.
Familybusiness
Gabor Rose ist 1972 in die Firma seines Vaters eingestiegen und gemeinsam mit seiner Frau Doris 100-Prozent-Eigentümer der Textilhandelskette
Eigentümer
Die „Rose Retail“ betreibt 35 eigene Filialen, davon vier in Slowenien. Dazu kommen zehn Franchise-Standorte in Österreich, Tschechien und Liechtenstein sowie Verkaufsflächen im Fachhandel
150Mitarbeiter
beschäftigt die Handelskette aktuell
Klingt, als wäre das neue Geschäftsjahr tiefrot ...
Nein, wenn es so weiter geht, schreiben wir heuer Gewinne, auch weil sich an der Kostenkalkulation viel geändert hat. Da hat das Insolvenzverfahren geholfen. Unser Geschäftskonzept war immer gut, die Kostenkalkulation war das Problem.
Wo lassen Sie fertigen?
Zu 80 Prozent in Europa, in Litauen, Italien, Bulgarien und der Türkei. Das hat uns in der Pandemie geholfen, weil die Lieferketten nicht gestört waren. Da hatten es die großen Textilhändler, die Container-weise in Fernost bestellen, schwieriger. Auch, weil sich die Seefracht verteuert hat.
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