Jones-Chef Gabor Rose: "Die goldenen Zeiten sind vorbei"

Gabor Rose lässt wieder verstärkt in Europa produzieren
Der Unternehmer erklärt, warum Jones billiger wird und weshalb er ein Geschäft in der Mariahilfer Straße geschlossen hat.

KURIER: Jones ist traditionell eine Premiummarke, sprich teuer. Jetzt plakatiert ausgerechnet Ihr Modehaus, dass es die Preise dauerhaft senkt. Um wie viel?

Gabor Rose: Im Schnitt um 20 bis 30 Prozent, die Preissenkungen beziehen sich vor allem auf Blusen, Hosen und T-Shirts.

Das heißt, Sie waren bisher zu teuer?

Wir haben in unserem Premiumsegment nur drei bis vier Prozent der Frauen in Österreich angesprochen und wollen nun mehr Kundinnen erreichen. Die Auswirkungen einer solchen Preissenkung haben wir in Slowenien getestet – mit großem Erfolg.

Was heißt großem Erfolg?

Wir haben in Slowenien mengenmäßig um 80 Prozent, umsatzmäßig um 30 Prozent mehr verkauft.

Haben Ihre Kundinnen jetzt nicht das Gefühl, bisher zu viel bezahlt zu haben?

Tatsächlich sind sie seit der Preissenkung noch kritischer geworden. Aber unsere Qualität ist nicht schlechter geworden. Wir produzieren jetzt weniger Kollektionen im Jahr, aber davon größere Stückzahlen. So können wir die günstiger produzieren. Das macht uns international wettbewerbsfähiger.

Jones-Chef Gabor Rose: "Die goldenen Zeiten sind vorbei"

Im Modehandel ist doch ohnehin das ganze Jahr Ausverkauf. Wie viel verkaufen Sie noch zu regulären Preisen?

Etwa 70 Prozent, unser Ziel wären aber 75 bis 80 Prozent. Nur in dieser Größenordnung kann man gutes Geld verdienen.

Jones verdient seit drei Jahren kein Geld. Wie schaut die Bilanz 2018 aus?

Wir sind noch in der Bilanzierung, aber operativ werden wir heuer sicher keinen Gewinn schreiben. Wegen des langen warmen Sommers ist die Herbstware erst sehr spät und zu Abverkaufspreisen gekauft worden. Deswegen liegen die Umsätze rund drei Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Sie haben in Österreich fünf Standorte aufgegeben, unter anderem einen in der Mariahilfer Straße. Werden weitere geschlossen?

Das ist zur Zeit nicht geplant. In der unteren Mariahilfer Straße haben wir vor 2,5 Jahren geschlossen, weil wir gesehen haben, dass es dort immer weniger Shopping-Atmosphäre und Kaufkraft gibt. Das hat mit der neuen Begegnungszone zu tun. Wir waren für diesen Bereich zu hochpreisig.

Kann das relativ kleine Modehaus Jones überhaupt noch mit den internationalen Modeketten mithalten?

Durch unser persönliches Service haben wir eine sehr starke Kundenbindung, veranstalten Events, können Änderungen in unserer eigener Schneiderei machen. Preislich können wir gar nicht mithalten, das liegt schon an den Losgrößen. Wir produzieren zum Beispiel 600 Stück von einem Modell, andere 40.000 Stück. Wir zahlen im Durchschnitt 40 Mal höhere Lohnkosten als die Großanbieter. Der Branchengewinn konzentriert sich auf ein paar wenige Großkonzerne, die ihre Einkaufsmacht weiter ausbauen.

Jones-Chef Gabor Rose: "Die goldenen Zeiten sind vorbei"

Zum Beispiel?

Uns wurde eine Tasche zum Einkaufspreis von 44 Euro angeboten, wir hätten sie dann mit einer normalen Spanne um 120 Euro angeboten. Zum Glück haben wir sie nicht genommen – ein Mitbewerber hatte sie mit 49 Euro im Verkauf gehabt. Da kann man sich ausrechnen, dass er viel bessere Konditionen bekommen hat.

Sie haben vor zwei Jahren auf ein Concession-System umgestellt. Was ist das?

Das heißt, dass wir unsere Partner, Franchisenehmer wie Händler, beliefern, aber erst fakturieren, wenn die Ware verkauft ist.

Sie tragen das Risiko, wenn die Ware nicht verkauft wird?

Ja, dazu haben wir uns 2017 entschlossen.

Und das rechnet sich?

Ja, weil die Händler immer vorsichtiger einkaufen. Durch unser Concession-Konzept legen die Partner im Durchschnitt um 20 Prozent mehr Ware ins Geschäft , das spiegelt sich dann auch in den Umsätzen wider. Mode zu verkaufen ist nicht mehr so einfach wie früher, die goldenen Zeiten sind vorbei.

Warum?

Die Statussymbole haben sich geändert. Ein Urlaub auf den Malediven ist vielen wichtiger als Kleidung vom Designer.

Vielen sagen sich, dass eh alles aus der gleichen Fabrik in einem Billiglohnland kommt. Wo produzieren Sie?

Wir sind vor sieben, acht Jahren verstärkt nach Europa zurückgekommen. Shirts kommen aus Litauen, Konfektionsmode und Blusen aus Bulgarien oder der Türkei. Alle wollen zurück nach Europa, Kapazitäten sind knapp. Wir matchen uns mit Textilriesen um Produktionslinien.

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