Nur knapp zehn Prozent des importierten Rohöls kommen aus Russland. Die OMV bezieht deutlich größere Mengen aus Kasachstan und dem Irak. Die Rohöl-Importe werden vor allem zu Diesel, aber auch zu Benzin und Heizöl verarbeitet.
Doch lediglich die Hälfte des Mineralölverbrauchs in Österreich komme von der OMV, weiß Hedwig Doloszeski, Geschäftsführerin des Fachverbandes der Mineralölindustrie. Die restlichen 50 Prozent werden bereits als Benzin oder Diesel oder Heizöl importiert. Ein Teil davon kommt aus Deutschland, wo auch russisches Rohöl verarbeitet wird. Man kann daher nicht genau sagen, wie hoch der Anteil an russischem Öl in Österreich tatsächlich ist. Die OMV wäre laut Doloszeski auch in der Lage, zwei Drittel des heimischen Bedarfs in Österreich zu produzieren.
Für fast drei Monate ist vorgesorgt. Aufgrund von gesetzlichen Verpflichtungen müsse ein Vorrat für 90 Tage vorhanden sein, betont Jürgen Roth, Obmann des Fachverbandes Energiehandel. Wegen der hohen Gaspreise gebe es derzeit die Tendenz, Gas durch Öl zu ersetzen, was die Ölpreise in die Höhe treibe. Das gelte auch für die Fernwärme.
Roth spricht von einem „Teufelskreis“. Steigende Energiepreise verteuerten die Produktionskosten, was sich wiederum auf die Endverbraucherpreise auswirke.
Viele Bezugsquellen
Im Gegensatz zum Gas gibt es bei Öl viele Bezugsquellen und eine funktionierende Infrastruktur, bei der man nicht auf Russland angewiesen ist. Per Schiff wird das Rohöl nach Triest geliefert und von dort mit einer Pipeline nach Österreich weiter transportiert.
Roth zeigt sich überzeugt, dass die Treibstoffpreise in den kommenden Tagen weiter steigen. Eine mittelfristige Prognose über die Preisentwicklung sei jedoch lediglich „Kaffeesudleserei“.
Die Markteinschätzung des Verbandes der Mineralölindustrie ergab für 2021 einen österreichweiten Benzinverbrauch von 1,43 Mio. Tonnen. Bei Diesel waren es mit 6.599 Millionen deutlich mehr. Dazu kommen 945.000 Tonnen Heizöl extra leicht und 395.000 Tonnen Flugzeugtreibstoff.
US-Präsident Joe Biden hat neue Sanktionen gegen Russland angekündigt. Die USA verhängen ein Importverbot für Rohöl aus Russland. Dieses tritt einem hochrangigen Regierungsvertreter zufolge umgehend in Kraft. Für bereits unterzeichnete Lieferverträge gelte eine Abwicklungsperiode von 45 Tagen. Das Importverbot verbiete auch neue Investitionen in den russischen Energiesektor. Auch dürften Amerikaner sich nicht an Investitionen beteiligen, die in diese Branche fließen.
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