Millionenpleite eines bekannten Hemden-Schneiders

Blitzsaubere Hemdkragen? Wer sie vor der Einlagerung behandelt, kann das erreichen
Den Gläubigern wird im Rahmen eines Sanierungsplans die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent angeboten.

„Für Herren, die aus der Reihe tanzen und kein Hemd "von der Stange" tragen wollen, bieten wir individuell angefertigte Hemden nach Maß an.  Unsere Fachhandelspartner haben eine ausgewählte sowie umfangreiche Kollektion von stets verfügbaren Stoffen in ihrem Geschäft“, heißt es auf der Firmenhomepage. „Aus diesen wählen Sie Ihren Traumstoff aus. Dazu eine große Auswahl an Kragen, Manschetten-, Taschen- und Leistenformen sowie unterschiedliche Varianten bei der Gestaltung des Monogramms, machen Sie zum Designer ihres eigenen Hemdes. Besuchen Sie den Fachhändler in Ihrer Nähe und fragen Sie nach einem Arido Maßhemd.“

Die Rede ist von der Hemden Manufaktur 1947 GmbH mit Sitz in Wiener Neustadt, Sie hat laut KSV1870 einen Antrag auf Eröffnung des Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltunggestellt. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Herstellung von Textilien und Handel mit Textilien. Schwerpunkt der Aktivitäten ist der Vertrieb von Hemden und Blusen unter anderem unter der Marke Arido. Elf Mitarbeiter und 94 Gläubiger sind von der Pleite betroffen. Laut AKV wurden die Löhne und Gehälter seit Dezember 2023 nicht mehr bezahlt. Das Unternehmen gehört seit Ende 2022 zum Wiener Familienbetrieb Lambert Hofer GmbH & Co KG um Peter Hofer.

Die Insolvenzursachen

„Ein unerwartet hoher Bilanzverlust und ein stark negatives Eigenkapital resultierten daraus, dass man massive Wertberichtigungen der Lagerware vornehmen musste. In diesem Zusammenhang werden schwere Vorwürfe gegen Dritte erhoben, auf die wir hier nicht näher eingehen wollen, da die inhaltliche Richtigkeit dieser Vorwürfe von uns derzeit nicht überprüfbar war“, so der KSV1870.

Schulden und Vermögen

Die Passiva betragen 2,6 Millionen Euro, die freien Aktiva werden mit 294.000 Euro beziffert.

Der Sanierungsplan

Den Gläubigern wird im Rahmen eines Sanierungsplans die gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren ab Annahme, angeboten. „Ob diese Quote tatsächlich angemessen und erfüllbar ist, werden wir im Interesse der Gläubiger prüfen“, sagt Alexander Klikovits vom KSV1870.

Die Zukunft

Der Sanierungsplan soll aus dem Fortbetrieb des Unternehmens erwirtschaftet werden, so der KSV1870, wobei dem noch zu bestellenden Masseverwalter eine entsprechende Planrechnung vorgelegt werden soll.

Die Geschäftsjahre 2022/2023 und 2021/2022

Im Geschäftsjahr 2022/2023 (Stichtag: 31. März) betrug der Bilanzverlsut 1,4 Millionen Euro und der Verlsutvortrag 697.700 Euro. Das negative Eigenkapital wurde von 267.300 Euro beziffert. Die Verbindlichkeiten wurden mit 2,256 Millionen Euro beziffert und die Vorräte mit 1,374 Millionen Euro.

"Zum 31. März 2022 wird insgesamt ein negatives Eigenkapital in Höhe von EUR -128.344,37 ausgewiesen. Eine verkehrsmäßige Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechtes liegt nach Auffassung der Geschäftsführung jedoch nicht vor, da nach dem vorliegenden externen Strategiekonzept vom Juli 2022 unter bestimmten Bedingungen von einem ergebnisseitigen Turnaround im Geschäftsjahr 2024/2025 auszugehen ist. Das Strategiekonzept sieht eine klare Ausrichtung des Unternehmens auf Trachtenbekleidung durch einen direkten Vertrieb mit einer sukzessiven wesentlichen Umsatzsteigerung im Vergleich zum Niveau vor COVID-19 vor", heißt es im Anhang zur Bilanz 2021/2022. "Dies bedingt eine Sortimentsstraffung, einen internen Organisationsumbau sowie versträrkte Marketing- und Personalkosten, welche sich auf die Planergebnisse der nächsten zwei Geschäftsjahre vorerst negativ auswirken und zu geplanten Verlusten führen. Die für die Neuausrichtung des Unternehmens zusätzlich erforderliche Liquidität soll im Wesentlichen durch geplante Kapitalerhöhungen in zwei Tranchen aufgebracht werden. Nach dem vorliegenden Strategiekonzept bestehen neben den Chancen auch wesentliche Risiken, welche der
Unternehmensfortführung entgegenstehen können: Verstärkter Wettbewerb im fokussierten Trachtenbekleidungsgeschäft, Trägheit der Branche, Lieferengpässe sowie unkalkulierbare Preissteigerungen bei den Produktionsbetrieben, unzureichende Finanzmittelbeschaffung und Fachkräftemangel."

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